Washington. Eine der dramatischsten Wahlkämpfe der US-Geschichte geht ins Finale – und morgen wählt Amerika.
Die Demokratin Kamala Harris rast Montag noch mit drei Auftritten durch den vielleicht wahlentscheidenden Schaukelstaat Pennsylvania. Ihr Republikaner-Kontrahent Donald Trump schließt seine Kampagne in Grand Rapids (Michigan) ab – wie bereits 2020 und 2016.
Schmutzig. Die Stimmung in den USA ist längst am Siedepunkt, der Wahlkampf eine Schlammschlacht: Beide Seiten deckten sich mit „Müll“-Vorwürfen zu, Harris warnt vor Trump als „Faschist“, „Diktator“ und „Demokratie-Vernichter“. Trump verulkt sie als hohle Nullnummer, „inkompetent“ und „fake“.
Nervosität. Eine Rekordzahl von 71 Millionen Bürgern hat in dieser aufgeheizten Atmosphäre schon ihre Stimmen abgegeben. Vor Ämtern und Wahllokalen liegen die Nerven blank. Eine Frau riss sich ihr Trump-T-Shirt vom Leib, als sie auf ein Verbot „politischer Werbung“ aufmerksam gemacht wurde. Eine kleine Armee von Trump nahestehenden Hobby-Detektiven geht „Hinweisen“ auf Wahlbetrug nach. Einige Wähler fühlten sich eingeschüchtert.
Trump mit Fehltritten wenige Tage vor Finale
Entgleist. Trump schien in der Zielgeraden seine Contenance zu verlieren: Bei einem Auftritt simulierte er Oralsex mit dem Mikro und wollte seine eigenen Mitarbeiter versohlen. Bei Gegnerin Liz Cheney stellte er sich vor, was sie sagen würde, wenn mit Gewehren auf sie gezielt werden würde.
Krimi um die „Swing States“, Harris holt auf
Thriller. Trotz des brutalen Hickhacks – die Umfragen bleiben stabil, beide liegen Kopf-an-Kopf (Trump führt national mit 0,3 Prozentpunkten). In dem in den Bundesstaaten gewählten Wahlleute-Kollegium kommt laut „RealClearPolitics“ Harris derzeit auf sichere 211 Wahlleute, Trump auf 219. Der Rest zur Siegerlatte 270 muss aus sieben Schlacht-Staaten kommen. Aber: Laut einer aktuellen New-York-Times-Umfrage holt Harris auf, liegt in vier von sieben „Swing States“ jetzt sogar hauchdünn vorne.Inmitten des entfesselten Dramas ist die Angst der Amerikaner spürbar: Was kommt nach dem Schließen der Wahllokale am Dienstag auf sie zu?