Die Tiroler Wohnbedarfsstudie für die Jahre 2024 bis 2033 fördert offenbar einen großen Bedarf an zusätzlichen Einheiten zutage 

35.000 zusätzliche Wohnungen werden demnach bis 2033 gebraucht, knapp 3.900 pro Jahr, hieß es am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Prinzipiell sei aber ausreichend Wohnraum für die Bevölkerung vorhanden, so die Autoren. Dieser sei aber oft schwer zugänglich. Langfristig sah man einen mengenmäßigen Rücklauf an Wohnungsbedarf.

Aus der Studie, die eine Kooperation von Land und Universität Innsbruck darstellt, gingen fünf Handlungsempfehlungen hervor. Diese umfassten die Mobilisierung von Bauland, die Aktivierung von Leerstand, eine genaue Wohnbedarfsplanung, eine Priorisierung des leistbaren Wohnbaus in den Gemeinden und die Förderung innovativer “Wohntypologien” wie Mehrgenerationenwohnungen oder inklusives Wohnen. In puncto Leerstand brauche es eine landesweite Leerstandsdatenbank, um ungenützten Wohnraum zu identifizieren.

75.000 Wohneinheiten stehen leer

Studienleiter Christian Obermayr von der Uni Innsbruck stellte in diesem Zusammenhang fest, “dass 75.000 Wohneinheiten ohne Haupt- oder Nebenwohnsitzmeldungen” vorliegen würden – ein Wert, der seit 2014 deutlich gestiegen sei. In der Studie werden verschiedene mögliche Ursachen aufgelistet: touristische Nutzung, leerstehende Wohnungen oder Spekulation mit Immobilien. “Wir brauchen mehr Daten, um die verschiedenen Segmente des Leerstandes genauer zu quantifizieren”, verwies Obermayr darauf, dass keineswegs alle der 75.000 Wohneinheiten leerstehen würden. Während in städtischen Gebieten wie Innsbruck steigende Mieten und begrenzter Wohnraum dominierten, würden ländliche Regionen vermehrt mit Leerstand kämpfen. “Der Wohnbedarf variiert regional stark”, erklärte Obermayr. Politische Strategien müssten folglich regional abgestimmt und sozial sowie ökologisch nachhaltig gestaltet werden.

Dornauer sieht “Leitlinie” für die kommenden Jahre

Der zuständige Landeshauptmannstellvertreter und Wohnbaureferent Georg Dornauer (SPÖ) – er scheidet mit Donnerstag aus der Landesregierung aus – sah in der Studie eine “Leitlinie für die kommenden zehn Jahre”, wie er bei dem Pressegespräch ausführte. Der geförderte Wohnbau bleibt laut Dornauer ein zentrales Instrument für leistbaren Wohnraum. Die Tiroler Wohnbauförderung werde laufend angepasst, um mehr Menschen zu unterstützen.

“Die Mobilisierung von gewidmetem Bauland, Leerstand, sowie gezielte Raumordnung und innovative Wohnformen sind entscheidend, um das Wohnen in Tirol leistbar und zukunftsfähig zu gestalten”, erklärte der SPÖ-Politiker. Neben dem Neubau sei es vor allem wichtig, Leerstand zu aktivieren und Gemeinden durch Raumordnungsinstrumente zu unterstützen. Die Studienergebnisse würden zeigen, dass es grundsätzlich mengenmäßig ausreichend Wohnungen in Tirol gebe, aber nicht alle Wohnungen zugänglich seien. Für die von der Landesregierung beauftragten Studie wurden rund 75.000 Euro aufgewendet.

Opposition: “Farce”, “Steuergeldverschwendung”

Scharfe Kritik erntete Dornauers finaler Auftritt als Wohnbaureferent indes von der Opposition. FPÖ-Wohnbausprecher Landtagsabgeordneter Andreas Gang sprach von “besorgniserregenden Entwicklungen”, welche die Studie zeigte. Er sah vor allem “keine klaren Lösungen zur Verbesserung der Preise”.

“Die Wohnbedarfsstudie ist nicht mehr wert als das Papier, auf dem sie steht”, ging unterdessen Grüne-Wohnungssprecherin Landtagsabgeordnete Zeliha Arslan mit den Verantwortlichen hart ins Gericht. Sie sprach von einer “teuren Farce”, 77.000 Euro Steuergeld seien verbrannt worden. Ähnlich die NEOS: “Es hätte mich auch gewundert, wenn Dornauer zum Abschied noch etwas mit Inhalt und Substanz präsentiert hätte”, ließ Landtagsabgeordnete Susanna Riedlsperger wissen. Die vorgeschlagene Handlungsempfehlungen seien “längst jedem bekannt”.

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