Die Dokumentationsstelle Politischer Islam führte eine Studie mit 14 Personen durch, die das Leben der tschetschenischen Minderheit in Österreich beleuchtet. 

Rund 35.000 Menschen mit tschetschenischen Wurzeln leben derzeit in Österreich, der Großteil von ihnen ist in Wien wohnhaft. Die Community ist vielfältig, allerdings sorgt eine radikalisierte Minderheit immer wieder für Negativschlagzeilen – sei es durch Bandenkriminalität, Verbindungen zum Islamischen Staat oder als sogenannte Sittenwächter, die ein brutales Patriarchat vorleben. Jetzt beleuchtet eine aktuelle Studie der Dokumentationsstelle Politischer Islam die Dynamiken dahinter.

Für die Studie wurden 14 Personen herangezogen, darunter ehemalige Sittenwächter sowie Menschen, die in der Vergangenheit nach Syrien ausreisen wollten. Das Ergebnis der Befragungen zeigt, dass es sich in puncto Radikalisierung und Extremismus um eine “komplexe Verflechtung von islamistischen Ideologien und einem nationalistischen, patriarchalen Denken” handelt.

Religiöse Sittenwächter

Die sogenannten Sittenwächter gelten als besonders auffällig: Als radikale Akteure üben sie starken Druck auf die Community aus – vor allem auf Frauen und Mädchen. Ihr Ziel ist die Durchsetzung eines strengen islamischen Lebensstils. “Das Phänomen der Sittenwächter ist konstant. Das heißt nicht, dass es die gesamte Community betrifft, aber es betrifft vor allem junge Männer, die versuchen, ihre Machtvorstellungen durchzusetzen – besonders gegenüber Frauen und Mädchen, deren Gleichberechtigung sie negieren”, stellte Lisa Fellhofer, Direktorin des Dokumentationszentrums, im ORF klar.

Bei diesem Phänomen spielt aber weniger die Religion die tragende Rolle, sondern vielmehr die Herkunft der Betroffenen. Die Autoren der Studie fordern daher Maßnahmen zur Prävention, wie das Stärken moderater Stimmen innerhalb der Community. Vor allem junge Frauen würden versuchen, das patriarchale Denken nachhaltig zu durchbrechen.

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