Im Schatten der Nations-League-Play-off-Partien der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft geht die Suche nach einem neuen ÖFB-Präsidenten in die entscheidende Phase.
Am 28. März tagen in Wien das Präsidium und der nahezu identisch besetzte Wahlausschuss, danach könnte der Kreis der Anwärter auf den Chefposten im größten Sportfachverband des Landes zumindest eingegrenzt sein. Zudem soll an diesem Tag auch die Strukturreform auf Schiene gebracht werden.
Interimspräsident Wolfgang Bartosch ist optimistisch, dass die Reform bei der Sitzung eine Mehrheit findet – endgültig beschlossen werden kann sie erst im Rahmen der Bundeshauptversammlung am 18. Mai in Bregenz. “Hier sind noch einige sportpolitische Entscheidungen zu treffen, doch ich bin sehr zuversichtlich, dass die Strukturreform durchgeht”, sagte der steirische Landespräsident der APA.
Sollte die Reform kommen, wären die Kompetenzen des neuen Verbandsbosses – der dann Aufsichtsratsvorsitzender heißen würde – deutlich beschnitten. Dennoch übt das Amt nach wie vor eine große Anziehungskraft aus, wie die Ereignisse der vergangenen Wochen beweisen. ÖFB-Premiumsponsor Raiffeisen kritisierte zuletzt in einem Brief die heftigen verbandsinternen Turbulenzen und schlug ImmoUnited-Gründer Roland Schmid oder UNIQA-Vorstand Kurt Svoboda als neuen Präsidenten vor.
Svoboda bis dato “nicht involviert”
Letzterer meinte dazu in der Vorwoche im Rahmen einer Bilanzpressekonferenz des Versicherungskonzerns: “Es ist eine Ehre, wenn du damit in Zusammenhang gebracht wirst. Es freut mich, wenn Aktivitäten, die gesetzt wurden, Anklang finden. Es ist noch ein weiter Weg dorthin, und bis dato bin ich in diesem Thema nicht involviert.”
Bartosch wollte zu Svoboda und Schmid keinen Kommentar abgeben und machte gleichzeitig kein Hehl daraus, sich Christian Jauk als künftigen ÖFB-Boss vorstellen zu können. “Bei einem Antreten hätte er die Mehrheit, ich halte ihn auch für absolut geeignet und würde ihm sofort meine Zustimmung erteilen.” Allerdings müsste Jauk bei einem Wechsel zum ÖFB seine Ämter als Präsident von Sturm Graz und als Aufsichtsrat der Bundesliga abgeben.
Hartberg-Präsidentin Brigitte Annerl wäre für Bartosch ebenfalls eine passende Kandidatin. “Doch ich habe von ihr keine Rückmeldung, ob sie zur Verfügung steht”, meinte der 67-Jährige. Besondere Bedeutung bei der Präsidentensuche kommt dem Wahlausschuss mit dem Vorsitzenden Martin Mutz (Kärnten) und dessen Stellvertreter Josef Geisler (Tirol) zu. Das Duo schlägt am 28. März Kandidaten vor, hielt sich bisher jedoch bedeckt. Das Präsidium muss den Vorschlägen von Mutz und Geisler nicht folgen. “Ich schließe nicht aus, dass es noch einen Überraschungskandidaten geben wird”, erklärte Bartosch.
Neuer Präsident schon am 28. März?
Die Präsidentenentscheidung könnte bereits am 28. März fallen. “Das ist nicht wahrscheinlich, aber auch nicht unmöglich”, meinte Bartosch. Offiziell inthronisiert wird der neue Verbandsboss bei der Hauptversammlung. Frühestens am 18. Mai, möglicherweise auch später, wird auch der neue CEO bestellt. Dieser Job wird im Zuge der Strukturreform geschaffen und soll ausgeschrieben werden, so Bartosch.
Zumindest so lange bleiben die in inniger Feindschaft verbundenen Bernhard Neuhold (Geschäftsführer) und Thomas Hollerer (Generalsekretär) noch im Amt. Bartosch hatte deren von Vorgänger Klaus Mitterdorfer verfügte Kündigungen zurückgenommen. “Ich spreche sicher keine Kündigungen mehr aus”, betonte der bei der Hauptversammlung aus dem Amt scheidende Steirer.
Davor ist Bartosch noch bemüht, die durch Sponsorenbriefe entstandenen Wogen zu glätten. Kurz nach dem Raiffeisen-Schreiben hatten sich auch weitere Geldgeber kritisch zu Wort gemeldet, der ÖFB-Präsident suchte daraufhin unter anderem bei einem Sponsoren-Workshop das Gespräch. “Ich habe mein Verständnis für die Kritik an der Außendarstellung des ÖFB zum Ausdruck gebracht, aber auch klargemacht, dass ÖFB-interne Entscheidungen ausschließlich ÖFB-intern getroffen werden. Das ist auch von keinem Sponsor infrage gestellt worden”, berichtete Bartosch.
Bartosch: Sponsoren wollen bleiben
Sein Eindruck sei gewesen, dass alle Partner ihre Sponsortätigkeit aufrechterhalten wollen – und falls doch nicht, sei für Ersatz gesorgt. “Mir wurde schon unmittelbar nach den Briefen mitgeteilt, dass man sofort neue Sponsoren finden könnte”, sagte Bartosch.
Der Interimspräsident muss sich am 28. März auch auf emotionale Diskussionen über ein sportliches Thema gefasst machen – die künftige Gestaltung der dritthöchsten Liga. Ein ÖFB-Vorschlag sieht vier statt wie bisher drei Regionalligen vor: Vorarlberg/Tirol, Salzburg/Oberösterreich, Steiermark/Kärnten und Wien/Niederösterreich/Burgenland sollen die Ligen bilden, dagegen regt sich jedoch vor allem im Westen Widerstand. Eine Einigung erscheint unwahrscheinlich.