Achsen. „Geheimgespräche“ – wie von der FPÖ behauptet – habe es zwischen ihnen „zu keinem Zeitpunkt gegeben“, betonen sowohl ÖVP als auch SPÖ. Aber: Seit Boss Herbert Kickl offiziell das Scheitern der blau-türkisen Verhandlungen einbekannte und am Mittwoch den Regierungsbildungsauftrag „niederlegte“, laufen die Telefone zwischen ÖVP und SPÖ heiß.
ÖVP-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka soll bereits bei seiner roten Kollegin Doris Bures – die aber gerade bei einer UNO-Konferenz in New York weilt – angeklopft haben.
Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig soll neben seinen Ansprechpartnern in Wien – Ruck und Mahrer – auch mit dem einen oder anderen ÖVP-Landeshauptmann-Kollegen geredet haben.
ÖVP-Klubchef August Wöginger habe bereits mit seinem roten Pendant Philipp Kucher gesprochen, sagen Insider.
Wer zuletzt telefoniert hat: ÖVP-Boss Christian Stocker und SPÖ-Vorsitzender Andreas Babler.
Treffen wolle man sich aber erst nachdem Bundespräsident Alexander Van der Bellen einen neuen Regierungsbildungsauftrag erteilt habe. Freilich ist die Skepsis in der ÖVP gegenüber Babler nach wie vor sehr groß, wie Funktionäre aus beiden Parteien gegenüber oe24 bestätigen.
LHs, Wirtschaft und Gewerkschaft
Kanzlerfrage. Dennoch wollen es beide Parteien nun „ernsthaft mit einer Zweier-Koalition mit Unterstützung durch die Neos“ versuchen, berichten Insider. Ab Freitag solle das gesamte Wochenende – samt Parteichefs – durchverhandelt werden, heißt es backstage. Tirols VP-Chef Mattle, der sich für Schwarz-Rot ausspricht, forderte, dass Babler die Verhandlungsführung zurücklege. Dass Babler das macht, ist unwahrscheinlich. Aber: De facto solle Bures die Verhandlungsführerin sein. Sowohl Landeshauptleute beider Parteien sowie Wirtschaft und Gewerkschaft würden beim zweiten Anlauf – Schwarz-Rot-Pink scheiterte Anfang Jänner, nachdem die Neos plötzlich aufstanden – forcieren. Ironie der Geschichte: Damit könnte tatsächlich Stocker Kanzler werden.
Und Babler Vizekanzler? Außer er verzichtet zugunsten einer Frau wie Bures oder SPÖ-Vizechefin Eva-Maria Holzleitner, würde die Antwort wohl ja lauten.
Ob Schwarz-Rot – nur mit einem Mandat abgesichert – zustande kommt und Stocker Kanzler wird, soll in wenigen Tagen klar sein.