Die Hoffnung von Aleksander Aamodt Kilde sollte nicht erfüllt werden: Als Startnummer 6 am Donnerstagmittag in den Super-G von Bormio gehen sollte, blieb der Platz von Matthias Mayer unbesetzt. „Wir hoffen natürlich, dass er sagt: Nein, das war ein Witz“, hatte der Norweger erklärt, allein, der dreifache Olympiasieger war um 11.40 Uhr bereits in seine Kärntner Heimat unterwegs, nachdem er am Morgen zur Überraschung aller (außer Matthias Mayer) seinen Rücktritt vom Rennsport erklärt hatte.
Kildes Trainer Peter Anderson hatte auf eisigem Untergrund einen Kurs mit einigen Tücken ausgeflaggt, eine wurde dem Schweizer Überflieger Marco Odermatt beinahe zum Verhängnis – worauf der Gesamtweltcup-Titelverteidiger einfach noch mehr Gas gab und die Konkurrenz deklassierte.
In Zahlen: Kilde verlor nach fehlerhaftem Ritt 2,15 Sekunden auf Odermatts Bestzeit von 1:29,27 Minuten. Für den überragenden Fahrer der Gegenwart war es der fünfte Saisonerfolg, der 16. in seiner Karriere, womit er seinen Vorsprung im Gesamtweltcup auf 325 Punkte auf den Zweiten Kilde ausbaute, in der Disziplinwertung trennen die beiden 64 Zähler.
„Es war keine Sonntagsfahrt, das war klar. Es hat wieder geschlagen, es war dunkel, ich habe Speed verloren, dafür sind mir die folgenden Tore dann wieder besser gelungen“, sagte der 25-Jährige. „Im Unterbewusstsein bin ich dann mehr ans Limit gegangen. Die Fahrt, die Vince gestern gelungen ist, ist mir heute gelungen“, sagte Odermatt mit Blick auf den österreichischen Sieger der Abfahrt vom Mittwoch.
Überragend: Marco Odermatt feierte den fünften Saisonsieg
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Die Geschlagenen
Auch ohne ihren Vorfahrer Matthias Mayer nahmen die Österreicher einige positive Erlebnisse mit in die Neujahrspause. Vincent Kriechmayr nahm Odermatt auf den ersten 22 Sekunden 0,37 Sekunden ab, verlor aber mit einer optisch sehr schönen Fahrt schließlich doch viel Zeit und landete mit 64 Hundertstelsekunden Rückstand … auf Platz zwei!
„Ich hab’ vorweg in paar Athleten im Fernsehen gesehen, die im unteren Streckenteil Probleme hatten, ich habe es dann ein bissl zu taktisch angelegt“, sagte der oberösterreichische Sieger der Abfahrt am Mittwoch nach seinem fünften Podestplatz in Bormio. „Es war eine ganz komische Stimmung im Teamhotel, als wir von Mothls Rücktritt gehört haben. Er war doch immer unser Teamleader, er hat mir viel geholfen, er hat den Jungen viel geholfen.“ Gefragt, wie es nun weitergeht, sagte der zweifache Speedweltmeister von Cortina d’Ampezzo: „Wir werden ihn schmerzlich vermissen.“
Ein weiteres Erfolgserlebnis konnte auch sein Landsmann vom Attersee verbuchen, Daniel Hemetsberger landete mit Startnummer 27 mit 1,36 Sekunden Rückstand auf dem vierten Rang, auf den drittplatzierten Schweizer Loïc Meillard fehlten nur 14 Hundertstelsekunden. „Ich hab heute wieder gut meinen Fokus gefunden und einfach Gas gegeben, und wenn man dann gut aufs Gerät draufdrückt, dann geht auch etwas weiter“, sagte Hemetsberger, der sich in der Abfahrt am Mittwoch noch nicht ganz bereit gefühlt hatte. „Matthias Mayer hat mir viel geholfen, damit ich jetzt dort stehe, wo ich stehe.”
Die Fahrt von Raphael Haaser – im vergangenen Jahr bereits Zweiter im Super-G von Bormio – endete hingegen bald mit dem Ausfall. „Es ist recht viel Tempo drin und der Untergrund recht unruhig, was eigentlich kein Problem sein dürfte – aber ich bin halt schon vom Start weg ein bissl den Skiern hinten nachgefahren“, sagte der Tiroler, der sich bei Matthias Mayer für all die Hilfestellungen in den letzten Jahren bedankte.