Mit dem Ende des sechsten NFL-Spieltages ist auch schon wieder das erste Saisondrittel vorbei.

Sechs Spieltage ist die NFL-Saison alt. Langsam aber sicher trennt sich die Spreu vom Weizen. Während einige Teams Woche für Woche ein wahres Touchdown-Feuerwerk abliefern, liegen mittlerweile bei einigen Teams auch die Nerven blank. Nach der überraschenden Trainer-Entlassung von Robert Saleh bei den NEw York Jets letzte Woche wackeln auch andere Coaches. Vor allem in Jacksonville, Dallas und New Orleans wird nach neuerlichen Horror-Auftritten die Luft für die Übungsleiter immer dünner.

Überschattet wurde der Spieltag aber von einer Horror-Verletzung. Aidan Hutchinson, der Star-Verteidiger der Detroit Lions, der bislang die meisten Quarterback-Sacks der Liga verzeichnen konnte, zog sich gegen die Dallas Cowboys bei einem weiteren Sack einen Schienbeinbruch zu. Der 24-Jährige musste umgehend operiert werden und fällt für den Rest der Saison aus.

Zwei Rookie-Quarterbacks feierten diese Woche ihr NFL-Debüt und die CIty Kansas City Chiefs und Minnesota Vikings sind durch ihre Bye Weeks weiterhin die einzigen ungeschlagenen Teams in der Liga. Noch dazu gab es in 14 Spielen nur vier Heimsiege. Was sonst diese Woche passiert ist, lesen Sie jetzt im Wochenüberblick:

AFC North: Ravens sind an der Spitze angekommen

  • Baltimore Ravens – Washington Commanders 30:23
  • Philadelphia Eagles – Cleveland Browns 20:16
  • Las Vegas Raiders – Pittsburgh Steelers 13:32
  • NY GIants – Cincinnati Bengals 7:17

 

 

 

Der Horror-Start mit zwei Niederlagen ist für die Baltimore Ravens endgültig vergessen. Mit Lamar Jackson, der am Sonntag gegen die Washington Commanders an Cam Newton in der Liste der Rushing Yards für Quarterbacks vorbeigezogen ist und nur noch Michael Vick vor sich hat, und Derrick Henry, der so stark wie noch nie aufspielt, feierte man gegen die starken Commanders den vierten Sieg in Folge.

Gleichauf mit Baltimore liegt Pittsburgh, die gegen Las Vegas ein leichtes Spiel in der Sin City hatten. Dafür erzielte Running Back Najee Harris den ersten Rushing-Touchdown der Steelers, der nicht von Jung-Quarterback Justin Fields erlaufen wurde. Die Art und Weise im Superman-Style wird dabei besonders lange in Erinnerung bleiben. Bemerkenswert dabei war, dass Russell Wilson, der eigentlich der ausgewählte Spielmacher der Steelers sein sollte, erstmals spielfit gewesen wäre, allerdings auf der Bank Platz nehmen musste.

Während die Bengals in New York den erlösenden zweiten Saisonsieg erzielen konnten, ist bei den Browns Feuer am Dach. Deshaun Watson schafft es nicht, seine Offensiv-Waffen einzusetzen. Noch dazu gelingt es Cleveland nicht, dritte Versuche erfolgreich auszuspielen. Watson ist der erste NFL-Spielmacher, der bei 25 Third Downs in Folge versagte.

AFC East: Quarterback-Show zwischen Jets & Bills

  • New England Patriots – Houston Texans 21:41
  • NY Jets – Buffalo Bills 20:23
  • Miami Dolphins – Bye Week

 

 

 

Nach dem Trainerwechsel mussten die New York Jets ausgerechnet gegen Divisions-Gegner Buffalo ein anderes Gesicht zeigen. Das gelang auch tatsächlich. In der ersten Halbzeit fand ein offensiver Schlagabtausch statt. Erst lieferte Josh Allen einen Pass, der sogar Legende Payton Manning in Staunen versetzte.

Danach zeigte Jets-Spielmacher Aaron Rodgers mit einer seiner berüchtigten Hail Marys, dass er immer noch an seine besten Leistungen bei den Packers anschließen kann. Am Ende setzten sich die Bills knapp aber doch durch und verpassen sich einen wichtigen Vorteil in der Gruppe.

Die Patriots schöpfen trotz der klaren Niederlage gegen die Texans wieder neue Hoffnung. Rookie-Quarterback Drake Maye lieferte zwar bei seiner Premiere keine fehlerlose Vorstellung ab. Dafür ist er der erste Spielmacher seit 1950, der die meisten Rushing Yards seines Teams in einem Spiel absolvierte und auch drei Touchdowns werfen konnte. Sorgenfalten auf der Schlüsselposition gibt es weiter bei den Miami Dolphins. Trotz der spielfreien Woche gab man bereits am Montag bekannt, dass Superstar Tua Tagovaiola mindestens eine weitere Woche wegen seiner Gehirnerschütterung pausieren muss.

AFC South: Houston hebt ab

  • Chicago Bears – Jacksonville Jaguars 35:16
  • New England Patriots – Houston Texans 21:41
  • Tennessee Titans – Indianapolis Colts 17:20

 

 

 

Die Houston Texans mutieren mit ihrem fünften Saisonsieg immer mehr zu einem Mitfavoriten auf den Finaleinzug. Jungstar CJ Stroud glänzte auch gegen die Patriots. Weniger Glanz gab es im divisionsinternen Duell zwischen den Titans und Colts. Österreichs einziger NFL-Export Bernhard Raimann spielte erneut stark auf. Im ersten Saisondrittel verpasste er keinen einzigen Spielzug der Colts-Offense, kassierte keine einzige Strafe und ließ auch erst einen Sack zu. Werte, die selbst die besten Offensive-Liner der Liga nicht aufweisen können. Dabei musste sich der Wiener auf einen neuen “Chef” einstellen. Erneut bekam Altmeister Joe Flacco das Vertrauen, obwohl Anthony Richardson wieder einsatzbereit gewesen wäre. Weniger erfolgreich war der verzweifelte Versuch der Titans, in letzter Sekunde das Spiel doch noch für sich zu entscheiden.

Noch schlimmer ist die Situation allerdings in London. Die Jacksonville Jaguars, die erneut zwei Spiele am Stück in Großbritannien austragen, kassierten gegen Chicago eine vernichtende Niederlage. Hinter vorgehaltener Hand wird sogar gemunkelt, dass Cheftrainer Doug Pedersen nur eine weitere Woche im Amt bleiben darf, damit die Entscheidung erst auf US-Boden getroffen werden kann.

AFC West: Chargers melden sich zurück

  • Denver Broncos – LA Chargers 16:23
  • Las Vegas Raiders – Pittsburgh Steelers 13:32
  • Kansas City Chiefs – Bye Week

 

 

 

Während Travis Kelce und seine Taylor Swift die spielfreie Woche der ungeschlagenen Chiefs nutzten, um einen Besuch bei einem Baseball-Spiel zu machen, meldeten sich die Los Angeles Chargers eindrucksvoll aus ihrer Bye Week zurück. Vor allem in der ersten Halbzeit ließ man den Denver Broncos mit Rookie Bo Nix keine Chance. Einen kurzen Schock gab es nur, als Head Coach Jim Harbaugh im Ärztezelt behandelt werden musste. Der offizielle Grund war eine plötzliche Krankheit. Im Verlauf des Spieles konnte er aber an die Seitenlinie zurückkehren.

Der Quarterback-Wechsel bei den Raiders hat sich vorerst gegen die starke Defense der Pittsburgh Steelers nicht ausgezahlt. Erneut bewahrheitete sich der Spruch, dass das prunkvolle Stadion der einzige Ort in Las Vegas ist, wo das Haus nicht gewinnt.

NFC North: Die härteste Division der Liga

  • Chicago Bears – Jacksonville Jaguars 35:16
  • Green Bay Packers – Arizona Cardinals 34:13
  • Dallas Cowboys – Detroit Lions 9:47
  • Minnesota Vikings – Bye Week

 

 

 

Die Division, die allen das Fürchten lehrt, ist die NFC North. Alle vier Teams kassierten in ihren bisherigen 22 Spielen nur fünf Niederlagen. Jeder aus dem Quartett hat mindestens vier Siege auf dem Konto stehen. Besonders beeindruckend dabei ist die Einteilung des ersten gewählten Spielers des vergangenen Drafts im Frühling. Caleb Williams hat sich Spiel für Spiel gesteigert und mit dem vierten Saisonsieg den besten Start eines Nummer-1-Picks aller Zeiten hingelegt. Dabei half ihm auch Cole Kmet, der der erste Long Snapper der NFL ist, der in einem Spiel zwei Touchdowns erzielen konnte.

Während die Packers mit einem groß aufspielenden Jordan Love nichts anbrennen ließen, sorgten die Lions in Dallas für den Schocker des Spieltages. Bei der Machtdemonstration gegen die Cowboys versuchte das Social-Media-Team der Texaner die Schmach nicht zu ersichtlich zu machen. Bei einer Einblendung des ausverkauften AT&T-Stadiums wollte man den Spielstand auf dem gigantischen Video-Würfel ausblenden. Doch die Löwen nutzten die Gelegenheit und bissen gnadenlos zu.

Wenn es in dieser Tonart weitergeht, könnte die NFC North heuer tatsächlich Geschichte schreiben. Noch nie ist es allen Teams einer Division gelungen in die Play-offs einzuziehen. Derzeit ist das übermächtige Football-Quartett auf dem besten Weg dorthin.

NFC East: Nichts zu feiern in Dallas

  • Baltimore Ravens – Washington Commanders 30:23
  • Philadelphia Eagles – Cleveland Browns 20:!6
  • Dallas Cowboys – Detroit Lions 9:47
  • NY GIants – Cincinnati Bengals 7:17

 

 

 

Die nahezu historische Heimniederlage der Cowboys konnte an keinem ungünstigeren Tag kommen. Ausgerechnet am Geburtstag von Klubbesitzer Jerry Jones wurde man vor den eigenen Fans vorgeführt. Die Cowboys leben derzeit nur von Spielen in der Fremde. Denn während alle bisherigen Heimspiele klar verloren wurden, ist man in Auswärtsspielen bislang ungeschlagen.

Wie angespannt die Situation beim zweiten Top-Team der NFC East ist, zeigt eine besonders brisante Szene. Beim Sieg der Philadelphia Eagles gegen Cleveland legte sich Head Coach Nick Sirianni mit einem Fan der Browns an. Der Mann des Spiels war, wie es die Ironie wollte, AJ Brown. Mit insgesamt 116 Receiving Yards und einem Touchdown hatte er bei seinem Comeback einen maßgeblichen Anteil am Erfolg seiner Mannschaft.

Der Erfolgslauf von Jayden Daniels wurde zumindest vorübergehend gestoppt. Die Washington Commanders mussten gegen Baltimore die zweite Saisonniederlage einstecken. Das ändert allerdings nichts an den weiterhin herausragenden Leistungen des jungen Spielmachers. Bislang konnte er 77,1 % seiner Pässe auch an den Mann bringen. Damit ist er auf Kurs, einen neuen Saison-Bestwert zu übertreffen. Bisher hält die ersten drei Plätze Drew Brees mit 74,4 % (2018), 74,3 % (2019) und 72 % (2017) fest in seiner Hand. Ebenfalls als Verlierer vom Platz gehen mussten die Giants. Nachdem Daniel Jones zuletzt souveräner auftrat, zeigte er gegen die Bengals wieder sein anderes Gesicht. Mit der vierten Niederlage drohen die Träume von einer Play-off-Teilnahme schon früh im Jahr zu platzen.

NFC South: Mayfield stellt Brady in den Schatten

  • New Orleans Saints – Tampa Bay Buccaneers 27:51
  • Carolina Panthers – Atlanta Falcons 20:38

 

 

Ein Spiel, das alles zu bieten hatte, fand an diesem Wochenende in New Orleans statt. Schon nach 17 Minuten gab es einen Offensive-Touchdown, einen Defensive-Touchdown und einen Special-Team-Touchdown. Während bei den Saints Rookie Spencer Rattler vor allem in der zweiten Halbzeit durch Anfängerfehler auffiel und die Trainer-Diskussion rund um Dennis Allen neu entfacht wurde, glänzte auf der anderen Seite Baker Mayfield. Selbst unter der Ära von Rekord-Champion Tom Brady konnte Tampa nie so viele Punkte erzielen, noch dazu überstrahlte Mayfield mit 594 Passing Yards alle bisherigen Spielmacher des Teams aus Florida und stellte einen neuen Franchise-Rekord auf.

Im Gleichschritt mit Tampa marschieren die Falcons. Gegen das Liga-Schlusslicht Carolina führte Kirk Cousins Atlanta zum vierten Sieg in der Saison. Carolina hat damit bereits nach sechs Spieltagen nicht weniger als 100 Punkte weniger erzielt als ihre Gegner. Damit duellieren sich Tampa und Atlanta derzeit um die Spitzenposition im Süden der NFC.

NFC West: San Francisco mit Statement

  • Seattle Seahawks – San Francisco 49ers 24:36
  • Green Bay Packers – Arizona Cardinals 34:13
  • LA Rams – Bye Week

 

 

 

Bereits am Donnerstag kam es zum Gipfeltreffen in der NFC West, das zeitgleich ein Krisenduell war. Die Seahawks und 49ers standen sich nach bitteren Niederlagen gegenüber. San Francisco setzte sich am Ende klar durch. Damit bleibt der ehemalige Mr. Irrelevant Brock Purdy gegen den Erzrivalen aus dem Nordwesten des Landes ohne Niederlage. Für den wohl süßesten Moment des Spiels sorgten die Fan-Lieblinge Kyle Juszik und George Kittle. Nach einem Touchdown stürmte das Duo in Richtung der VIP-Boxen, wo ihre Freundinnen das Spiel verfolgten, und feierten mit ihren besseren Hälften.

Damit ist San Francisco wieder auf Platz 1 in der NFC West, gleichauf mit den Seahawks. Dahinter lauern die Arizona Cardinals, die gegen die Packers ihre wohl schlechteste Leistung des Jahres zeigten. Die LA Rams warten bisher noch auf den zweiten Erfolg und konnten in ihrer Bye Week die Wunden lecken. Noch dazu soll Superstar Cooper Kupp vor seiner Rückkehr stehen.

Fantasy-Tipp: Zähle auf die Young Guns

Der aktuelle Spieltag brachte wieder einige interessante Optionen zum Vorschein. Bei den Patriots könnte Quarterback Drake Maye nicht nur die Hoffnungen in New England erfüllen. Von dem Wechsel Under Center profitiert in Boston auch ein Receiver. Demario Douglas zeigte ebenso auf, wie Bub Means in New Orleans, solange Spencer Rattler den verletzten Derek Carr ersetzen wird. Auch Bucs-Running-Back Sean Tucker könnte nach seinem großen Durchbruch schnell vom Markt sein. Ein heißer Tipp für die nächsten Wochen im Backfield könnte Issac Guerendo von den San Francisco 49ers sein. Nachdem sich nun auch Jordan Mason verletzt hat, dürfte die lauffreudige Offense auf seinen Schultern lasten.

Heißes Gerücht: Super Bowl bald in Europa?

Alle Jahre wieder, während die NFL in Europa gastiert, wird eine mögliche Austragung des größten Sport-Events außerhalb der USA ein Thema. Im Rahmen eines Fantreffs wurde Liga-Boss Roger Goodell erneut darauf angesprochen. Seine Aussage ließ auch alle Insider aufhorchen. Denn erstmals erklärte er gründlich, warum dies bislang kein Thema war. Man wollte den NFL-Franchises entsprechend die Möglichkeit geben, sich zu präsentieren. Allerdings gibt es seit Jahren das ungeschriebene Gesetz, dass kein Stadion ohne Dach in den kälteren Regionen des Landes den Zuschlag erhalten wird. So wird etwa New York, Green Bay, Buffalo, Chicago oder Seattle nicht mehr so schnell das größte Sport-Event des Jahres weltweit veranstalten.

Mit Hinblick auf die internationale Expansion meinte Goodell, dass ein Finale in Europa dadurch eine “interessante Option” sei. Bemerkenswert ist auch, dass nur die nächsten drei Final-Spielorte bekannt gegeben wurden. Heuer findet das Spiel der Spiele in New Orleans statt, danach folgt Santa Clara, die Heimat der San Francisco 49ers, und Los Angeles. Ab 2028 könnte also London oder vielleicht sogar Madrid eine Chance haben.

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