Verfahren von Spielern, die sich für Österreich entscheiden, sollen beschleunigt werden – ÖFB bemüht sich weiter um Wanner: “Er wird noch besser”

Der Kampf um Doppelstaatsbürger wie Paul Wanner und Talente, die ob ihrer Abstammung für zwei oder mehr Nationalteams infrage kommen, ist für Fußball-Verbände längst zur Schlüsselaufgabe geworden. Sportdirektor Peter Schöttel will dem ÖFB eine klarere Linie verpassen. “Es ist ein Thema, das wir in nächster Zeit ganz gezielt auch strukturell ein bisschen anders angehen werden”, erklärte Schöttel im Gespräch mit der APA. Über den genauen Modus würden aktuell Gespräche laufen.

Einbürgerung von Kickern 

Schöttel will unter anderem die Abläufe bei der Einbürgerung von Kickern, die sich für Österreich entscheiden, beschleunigen. “Das wollen wir für uns klarer aufstellen in Zukunft.” Neben der Direktion Sport sei auch die Rechtsabteilung des ÖFB stark in den Prozess involviert. “Diese ist auch mit den zuständigen Behörden in Kontakt. Jeder Fall ist anders. Manche gehen schneller und manche dauern sehr lang.”

Bei Wanner ist keine Einbürgerung nötig. Der 18-jährige Sohn einer Österreicherin und eines Deutschen hat beide Staatsbürgerschaften. Das Offensivtalent hat alle DFB-Nachwuchsauswahlen durchlaufen, diese Woche gab er sein Kurzdebüt für die deutsche U21. Der ÖFB hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. “Der Austausch ist gut, aber er hat halt zwei schöne Optionen”, sagte Schöttel.

ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick versucht Wanner seit mehr als zwei Jahren vom gemeinsamen Weg zu überzeugen. Auch der U21-Einsatz ändert vorerst nichts. Für Spieler unter 21 Jahren ist laut FIFA-Regularien erst nach drei A-Länderspielen für eine Nation kein Verbandswechsel mehr möglich. “Am Ende ist es eine Frage, wo sieht er für die nächsten drei, vier, fünf Jahre, auch für die Turniere, die anstehen, die größere Chance, regelmäßig zum Einsatz zu kommen”, meinte Rangnick.

Die Entscheidung dürfte frühestens nächstes Jahr fallen. Wanner wolle sich vorerst auf eine gute Saison in Heidenheim konzentrieren, erklärte Rangnick. Nach einem Jahr beim Zweitligisten Elversberg hat die Bayern-Leihgabe beim deutschen Bundesligisten bisher mit fünf Pflichtspieltoren aufgezeigt. “Seine Entwicklung war richtig gut. Das waren definitiv genau die richtigen Stationen für ihn, dass er Schritt für Schritt weiterkommt”, meinte Schöttel. “Aber er wird noch besser. Er ist mittendrin in einem guten Prozess.”

An den kroatischen Verband verloren 

Zwei ebenfalls 18-jährige Talente hat der ÖFB zuletzt an den kroatischen Verband verloren. Auf Offensivhoffnung Leon Lalic folgte in diesem Jahr Salzburgs Oliver Lukic. Beide sind in Wien aufgewachsen und aus dem Austria-Nachwuchs einst zu Red Bull gewechselt. Lalic, den Salzburg im Vorjahr für vier Millionen Euro an die Manchester-City-Filiale Lommel SK nach Belgien verkauft hat, hat bis zur U17 für Österreich gespielt, Lukic bis zur U18.

Lukic kam bei Salzburgs Profis im Sommer bereits im Champions-League-Play-off gegen Dynamo Kiew zum Einsatz, zuletzt spielte der Mittelfeldmann aber wieder für Liefering – und für Kroatiens U19-Team. “Es gibt eine klare Aussage von ihm, dass er für eine andere Nation spielen will”, erklärte Schöttel. “Das heißt aber noch nicht, dass es auch für das A-Team vorbei ist.”

Im ÖFB hätten laut Schöttel die Nachwuchsteamchefs den klaren Auftrag, sich um die Spieler, die für mehrere Nationen infrage kommen, zu kümmern und Kontakt zu halten. “Das tun auch alle.” Manchmal erhalte man eine Erklärung für einen Nationenwechsel, manchmal nicht. “Wenn sich jemand dafür entscheidet, dass er für das Heimatland seiner Eltern oder Großeltern spielen will, warum auch immer, dann ist das zu respektieren. Manche haben offenbar einfach eine sehr große Bindung zum Land ihrer Vorfahren, auch wenn sie bei uns ihre sportliche Entwicklung gestartet haben.”

Andere wie Salzburgs Amar Dedic (Bosnien) oder der zu Real Sociedad gewechselte Luka Sucic sind wie Manchester-City-Star Mateo Kovacic (beide Kroatien) zwar in Österreich geboren, haben aber nie für eine ÖFB-Nachwuchsauswahl gespielt. “Bei einigen lässt es sich nicht vermeiden”, sagte Schöttel über entgangene Talente. Der Sportchef betonte aber: “Es haben sich auch etliche für uns entschieden.”

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