Am heutigen Mittwoch tritt Jürgen Klopp offiziell seinen neuen Job als globaler Fußballchef bei Red Bull an.  

Auf den einstigen Erfolgscoach warten zahlreiche Baustellen – angefangen von den sportlichen Krisen in Salzburg und Leipzig, der Weiterentwicklung des Talentepools bis hin zu den regelmäßigen Fan-Protesten. In seiner neuen Funktion wird Klopp die internationalen Fußballprojekte von Red Bull überwachen, zu denen Vereine wie RB Leipzig, Red Bull Salzburg, Leeds United, die New York Red Bulls, Red Bull Bragantino und Omiya Ardija gehören.

Klopp geht auf Weltreise

Wie die BILD berichtet, kommt Klopp am 6. oder 7. Jänner zum sogenannten Onboarding nach Salzburg. Im Anschluss geht es dann für den Star-Trainer zur deutschen RB-Zentrale nach München. Am 12. Jänner geht es für den 57-Jährigen dann nach Leipzig, wo ein Treffen mit RB-Trainer Rose geplant ist. Am 14. Jänner soll Klopp dann auf einer Pressekonferenz vorgestellt werden.

Ende Jänner startet Klopp dann eine große Weltreise. Dabei möchte er die Standorte und die Teams vor Ort kennenlernen, um sich ein umfassendes Bild von den bestehenden Strukturen zu machen. Ein enger Vertrauter, der Klopp in dieser neuen Aufgabe begleiten wird, ist Peter Krawietz, der bereits in Dortmund und Liverpool als Co-Trainer an seiner Seite war.

Erste Station ist dabei Sao Paulo in Brasilien, anschließend geht es zu den New York Red Bulls, nach Japan zum Klub Oniya ArdijaOmiya Ardija und zum Paris FC nach Frankreich. Nur bei Leeds United möchte Klopp wegen seiner Liverpool-Vergangenheit nicht aktiv werden.

Klopp als Rangnick 2.0?

Was auf Klopp zukommt, weiß ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick. “Ich hatte ja eineinhalb Jahre das Amt inne. Ich weiß, dass es eine sehr spannende, anspruchsvolle und komplexe Aufgabe sein kann, die aber auch sehr zeitintensiv ist”, sagte der Architekt des RB-Fußballs. Er habe damals die Kaderplanung der Clubs in Brasilien, New York und Leipzig begleitet.

Doch Klopps Aufgabe wird noch intensiver. Er soll das strauchelnde Erfolgsmodell auf eine neue Stufe heben, soll als eine Art Rangnick 2.0 der Mastermind hinter der RB-DNA werden. Klopp soll seine Fußball-Philosophie in den RB-Kosmos implementieren. Das globale Netz mit Clubs in Leipzig, Salzburg, Brasilien, New York und Japan muss enger und besser verwoben, Talente müssen besser gefördert werden. Noch hat sich kein Spieler aus Brasilien oder New York langfristig in Leipzig durchsetzen können. Die bisher verlässliche Talentschmiede in Salzburg stockte zuletzt.

Hinzu kommt die sportliche Situation. Salzburg wurde im Sommer als Serienmeister entthront, ist aktuell sogar nur Fünfter. Leipzig ist chancenlos im deutschen Meister-Rennen, in der Champions League sogar schon ausgeschieden. Der Job von Marco Rose soll aber nicht wackeln, Klopp stärkte Leipzigs Coach den Rücken. “Von Jürgen gab es absoluten Support in Sachen Marco Rose”, sagte Red Bulls Geschäftsführer Oliver Mintzlaff.

Klopp wurde zudem nicht als Feuerwehrmann geholt, wenn es beim Premium-Club des Netzwerks mal brennt. Er soll sich explizit um die großen Zusammenhänge kümmern, beratend und steuernd agieren, statt selbst an der Seitenlinie zu stehen. Dass New York im Finale der Major League Soccer stand, war indes nicht mehr als ein “nice to have”. Spannend wird die Entwicklung der Beteiligungen an Leeds United und dem Paris FC.

Der Klopp-Effekt

Die Verpflichtung von Klopp gilt derweil als strategisches Meisterstück des Getränkekonzerns. Red Bull verkauft etwa zwölf Milliarden Dosen pro Jahr und damit auch immer ein Lebensgefühl. Da passt Klopp als Über-Sympathieträger bestens hinein. Der Marketing-Effekt ist dennoch eher Beifang des Deals. Zeit zum Skifahren wird Klopp jedoch künftig wohl selten haben. Sein Terminkalender wird voll und zunächst von Antrittsbesuchen geprägt sein. Am 14. Jänner soll nach aktuellem Stand die Vorstellung im Salzburger Hangar 7 vor Hunderten Journalisten stattfinden.

Bleiben werden wohl aber die Anti-RB-Proteste. Der jüngste Aufreger ist nicht einmal einen Monat her. In Kiel hielten es einige Fans für eine gute Idee, unter anderem Klopps Konterfei mit einem Fadenkreuz zu versehen und ihn als Totengräber des Fußballs zu bezeichnen. In der Vergangenheit zeigte Klopp Verständnis für das Modell Red Bull und äußerte sich ausdrücklich lobend über Leipzig. “Die ganze Idee ist eine Fußballidee und keine Geldidee. Ich mag das, ehrlich gesagt”, meinte der Coach.

In Fußballkreisen wird das Modell von Red Bull ohnehin weniger kritisch gesehen als von Fans. “Wir können mal die Menschen in Leipzig fragen, wie sie das finden. Ich glaube, dass da wirklich was Großes aufgebaut wurde und RB für die Region sehr wichtig ist”, sagte der deutsche Ex-Weltmeister Philipp Lahm dem “Kicker”. “Leipzig hat sich etabliert, aber macht nicht den nächsten Schritt. Dann jemanden wie Jürgen Klopp zu holen, der den Weg zum nächsten Schritt kennt – das kann funktionieren!”

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