Cornelia Hütter hat nicht ganz erwartet für den ersten Weltcupsieg für Österreichs alpine Ski-Asse im WM-Winter gesorgt.
Ähnlich wie im März in Saalbach beim nicht papierformgemäßen Gewinn der Disziplinen-Kugel schlug sie am Samstag bei der ersten Saison-Abfahrt in Beaver Creek aus einer gewissen Außenseiterposition zu. Denn die Favoritinnen waren die letztlich zweit-, dritt- bzw. neuntplatzierten Sofia Goggia (ITA), Lara Gut-Behrami (SUI) und Federica Brignone (ITA) gewesen.
“Auf der Birds of Prey musst du ein bisschen vogelwild sein. Heute habe ich die Rennsau ausgepackt”, verdeutlichte Hütter, wie sie ihren Coup bewerkstelligt hat. “Ich war in meinem Tunnel, in meiner Trance, wie es sein sollte”, erzählte die 32-Jährige. Beim Video-Studium habe sie sich einen guten Plan zurechtgelegt und diesen dann umgesetzt. “Ich war fokussiert und es ist mir aufgegangen.” Über das Rennen auf der sonstigen Männer-Strecke sei extrem diskutiert worden. “Aber man hat jetzt im Ziel gesehen, das war irrsinnig spannend, ein cooles Rennen, ein kompletter Kick.”
Für sie sei es eine Ehre, dass sie sich dahingekämpft habe – ob es jetzt durch die Routine, das Alter oder das Reifen nach Verletzungen sei. “Selbstverständlich ist es nicht”, wusste die Steirerin nach ihrem siebenten Weltcupsieg, dem dritten in der Abfahrt, zu berichten. ÖSV-Chefcoach Roland Assinger gab an, die “Birds of Prey” als Aktiver selbst geliebt zu haben und erkannte, dass Hütter bei ihrer Fahrt das Herz in die Hand genommen habe. “Die Linie ist nicht immer wichtig, sondern dass der Ski runterzeigt und der Kopf stimmt. Das hat sie super gemacht”, meinte der Kärntner.
Hütter für Teamkolleginnen Vorbild
Die Teamkolleginnen staunten einmal mehr nicht schlecht über Hütters Steigerung im Rennen. “Sie hatte im Training zu kämpfen und dann liefert sie wieder so ab”, sagte Mirjam Puchner (15.) anerkennend. “Hut ab, sie zeigt einfach die ‘kleine Rennsau’. Sie kann im Rennen noch ein Schäuferl drauflegen, das müssen wir auch tun. Im Training ist sie nie die Schnellste, in der Hinsicht ist sie ein großes Vorbild.” Ähnlich Christina Ager (20.): “Genial – Conny ist ein Vorbild. Sie kann es im Training dosieren, ist sicher unterwegs, und dann trotzdem beim Rennen am Punkt.”
Auch Ricarda Haaser gratulierte der Siegerin (“Da geht gleich einmal ein Ruck durch die Mannschaft”), erhielt aber ihrerseits von Hütter für Platz fünf Anerkennung. “Für Rici freut es mich irrsinnig, dass sie den Speed, den sie oft hat, durchgezogen hat.” Haaser sprach von einer guten Fahrt, die Verhältnisse und die Piste hätten ihr behagt. “Je härter desto besser. Wenn es einen brutalen Gatsch hat wie im Frühjahr, muss ich mich noch steigern. Mir liegen harte, schwierige, steile Strecken und der harte Schnee besser. Da fühle ich mich wohl, da kann ich meine Technik ausspielen.”
Ortlieb: “Schritt in richtige Richtung”
Etwas im Mittelpunkt stand auch Nina Ortlieb, unabhängig von ihrem 22. Platz. Denn auf das Ergebnis kam es bei der Vorarlbergerin in ihrem Comeback-Rennen nach einem Schien- und Wadenbeinbruch nicht an. “Es war definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, auf der schweren Piste, die mir im Training so viel abverlangt hat”, sagte die 28-Jährige, obwohl ihr im oberen Teil die Überzeugung gefehlt habe. “Aber im Ziel habe ich das Gefühl gehabt, die Fahrt hätte ich im Training gebraucht, damit ich den nächsten Schritt machen kann. Ab der Hälfte war es eine tolle Fahrt.”
Assinger war mit der Leistung der Vize-Weltmeisterin sehr zufrieden. “Eine absolut tadellose Leistung nach dieser Verletzung.” Bei mancher ihrer Teamkolleginnen habe er sich aber gewünscht, dass diese mehr in die Hocke gehen. “Das muss man. Ich bin guter Dinge, dass Puchner oder Venier (17.) grantig werden auf morgen und einen Zahn zulegen”, gab er einen Ausblick auf den Super-G am (heutigen) Sonntag (19.00 Uhr, live ORF 1). “Man muss wieder ‘all in’ gehen.”