Von 6. bis 26. Jänner steigen die Australian Open in Melbourne.
Ein offenes Männer-Feld und eine Top-Favoritin zeigt die Titelfrage bei den am Sonntag (ab 1 Uhr im Sport24-Liveticker) in Melbourne beginnenden Tennis-Australian-Open. Novak Djokovic kennt das Erfolgsgeheimnis beim “Happy Slam” bei schon zehn Finalsiegen am besten, der Weltranglistenerste Jannik Sinner greift als Vorjahressieger an, Carlos Alcaraz geht auf seinen Karriere-Grand-Slam und Alexander Zverev auf seinen endlich ersten Major-Titel los. Demgegenüber thront Aryna Sabalenka bei den Frauen zuoberst.
“Djoker” dominiert in Australien
Djokovic ist seit 2019 alleiniger Rekordgewinner des Majors “Down Under”, wichtiger als ein Ausbau dieser Statistik ist ihm freilich sein 25. Grand-Slam-Titel. Der Serbe läge dann auch geschlechterübergreifend solo voran. Auch wenn er 2024 ohne einen der vier großen Titel blieb, mit Olympia-Gold bewies der “Djoker” einmal mehr, dass er seine Ziele erfolgreich zu verfolgen versteht. Da aber die jüngere Konkurrenz immer mehr Druck macht, soll es nun mithilfe seines ehemaligen Rivalen Andy Murray als neuem Coach an seiner Seite klappen.
“Ich bin von seiner Hingabe, dem Professionalismus angenehm überrascht”, meinte Djokovic über den Trainer-Novizen. “Bis jetzt hatte ich nur positive Erfahrungen mit ihm.” Es sei jedoch ungewöhnlich gewesen, mit dem im August nach Olympia zurückgetretenen Murray nun über sein Spiel zu reden. “Er war einer meiner größten Gegner, also haben wir Dinge immer voreinander versteckt.” Murrays Antrieb ist auch, das Turnier zumindest mal als Coach zu gewinnen. Vier gegen Djokovic bezogene Finalniederlagen stehen bei ihm zu Buche.
Sinner blendet Doping-Causa aus
Der siebentgereihte Djokovic wird sich gut strecken müssen, um u.a. gegen Sinner anzukommen. Der unumstrittene Weltranglistenerste hat ein herausragendes Jahr hinter sich, unter seinen acht Titeln 2024 scheinen auch die US Open und ATP-Finals auf. Zudem führte er Italien zur Davis-Cup-Titelverteidigung. Die unklare Situation um seine zwei positiven Dopingproben vom März – die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat gegen den Freispruch Einspruch erhoben – versucht Sinner auszublenden: “Ich habe nichts Falsches getan.”
Die anderen beiden Major-Titel des Vorjahres, die French Open und Wimbledon, holte Alcaraz. Auch bei den US Open hat der Spanier schon gewonnen, nicht in Melbourne. Gelingt ihm dies in den nächsten zwei Wochen, würde er mit 21 Jahren zum Jüngsten der Geschichte mit Titeln bei allen vier Slams. Geschafft haben das bisher Fred Perry, Don Budge, Rod Laver, Roy Emerson, Andre Agassi, Roger Federer, Rafael Nadal und Djokovic. “Das Ziel ist, den Grand Slam in Melbourne zu komplettieren”, meinte der Iberer unmissverständlich.
Alcaraz – Djokovic als Viertelfinaloption
Djokovic und Alcaraz könnten im Viertelfinale aufeinandertreffen, auch Zverev ist in der unteren Rasterhälfte. Für ihn zeichnet sich ein steiniger Weg zum Premieren-Triumph ab. Der 27-Jährige fühlt sich jedenfalls fit und gerüstet. “Wenn du als Nummer zwei ins Turnier gehst, kann deine Einstellung nur sein, es gewinnen zu wollen. Jeder weiß, dass das mein Traum ist”, erklärte Zverev. Der Finalist bei den US Open 2020 und French Open 2024 wäre dann der erste deutsche Melbourne-Sieger seit Boris Becker 1996.
Nach seinem bisher erfolgreichsten Jahr gefestigt fühlt sich Taylor Fritz. Das US-Ass stand im Endspiel der US Open, unterlag Sinner da aber ebenso wie später zweimal bei den ATP Finals – darunter im Endspiel. Diese Niederlagen hätten ihn weitergebracht, erläuterte der 27-Jährige. “Ich denke, ich habe erfolgreich daran gearbeitet, mich zu verbessern.” Daniil Medwedew wieder schickt sich an, die Phalanx Sinner-Alcaraz zu überwinden. “Ich bin im Vorjahr in den Turnieren oft weit gekommen, dann aber an ihnen hängengeblieben.”
Sabalenka möchte zu Legenden aufschließen
Sabalenka hingegen veranstaltete zuletzt nicht selten einen Durchmarsch, gewann wie Sinner die Australian und US Open. Die Belarussin schickt sich nun an, zur ersten Spielerin mit drei Australian-Open-Titeln in Folge seit der Schweizerin Martina Hingis (1997-99) zu werden. Das Vorbereitungsturnier in Brisbane gewann Sabalenka standesgemäß. “Ich weiß, dass ich mit dem dritten Titel zu Legenden aufschließen könnte. Aber daran denke ich nicht, sondern nur von Spiel zu Spiel. Das hat letztes Jahr hier sehr gut funktioniert.”
Chancenlos gegen die hart schlagende 26-Jährige ist die Konkurrenz aber sicher nicht. Die im Vorjahr eine einmonatige Dopingsperre verbüßende Iga Swiatek unterlag zuletzt beim United Cup Coco Gauff. Die Polin wird aber zweifellos ein Wörtchen in der Titelfrage mitreden. Und auch Gauff scheint dazu bereit. “Ich fühle mich komfortabler mit meinem Spiel denn jemals”, gab die 20-Jährige vor dem Duell mit Landsfrau Sofia Kenin an. Zu unterschätzen ist auch Olympiasiegerin Zheng Qinwen nicht, 2024 Sabalenka im Finale unterlegen.