Der Prozess gegen einen Syrer (21), der beim Eissalon Tichy am Reumannplatz einen Grundwehrdiener niedergestochen hat und der nun wegen Mordversuchs vor Gericht steht, hat – Stichwort: Bandenkrieg – plötzlich eine völlig neue Dimension bekommen.

Wien. Laut Anlage soll der Syrer einem couragierten Gleichaltrigen, der sich am 17. März in der Schlange vor dem Eisgeschäft für eine vom Beschuldigten bedrängte Frau einsetzte, zunächst einen Faustschlag ins Gesicht versetzt haben. Der Rekrut suchte keine Konfrontation und wollte die Örtlichkeit verlassen, worauf ihn der Angeklagte verfolgte, ein Messer zückte und dem Kontrahenten niederstach. 

Der Grundwehrdiener erlitt heftige Schnittverletzungen an der Schulter und am rechten Oberschenkel sowie Hautabschürfungen, Hämatome und Prellungen von der Stirn bis zu den Knien. Die alarmierte Polizei musste nach dem Eintreffen am rechten Bein des Verletzten ein sogenanntes Tourniquet anbringen, um den Blutfluss zu unterbinden. 

Wie jetzt bekannt wurde, wurde Verhandlung gegen den Tichy-Messerstecherei von einem kleineren kurzfristig in den Großen Schwurgerichtssaal verlegt, außerdem wurde ein ausnahmsloses Film-und Fotografierverbot erlassen. “Aus Sicherheitsgründen”, wie Gerichtssprecherin Christina Salzborn andeutet.

Die Erklärung dafür: Der Angeklagte dürfte der sogenannten 505/515-Bande angehören, einem Zusammenschluss junger, ursprünglich aus Syrien stammender Männer, die sich – offenbar verbündet mit Afghanen – seit Jahresbeginn in einem gewalttätigen Konflikt mit Tschetschenen (und Türken) befinden. Mehrere bewaffnete Auseinandersetzungen mit Schwerverletzten in mehreren Bezirken sind seit Ende Jänner dokumentiert. Anfang Juni wurde ein 30-jähriger Tschetschene im Arthaberpark in Favoriten niedergestochen und lebensgefährlich verletzt, am vergangenen Wochenende kam es von Freitag bis Sonntag jeweils nach Einbruch der Dunkelheit zu Straßenkämpfen in der Brigittenau und in Meidling mit zumindest vier Schwerverletzten.

Obwohl der Grundwehrdiener, der vor dem Eissalon Tichy niedergestochen wurde, keine Kaukasus-Wurzeln hat, kursieren in der tschetschenischen Community Aufrufe, zur morgigen Verhandlung zu kommen. Der angeklagte Syrer wird in sozialen Medien für Gewalttaten gegen Tschetschenen verantwortlich gemacht, die womöglich den Strafverfolgungsbehörden noch gar nicht bekannt bzw. noch nicht gerichtsanhängig sind.

Einem Großaufgebot der Polizei überwacht den heiklen Prozess, der am Donnerstag startet, weitere Sicherheitsvorkehrungen sollen im Vorfeld bereits veranlasst worden sein.

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