In einem bedeutenden Fund haben Archäologen in Süditalien das Grab eines Mannes entdeckt, der vermutlich als Gladiator lebte und starb.
Der Fundort liegt in Liternum, einem antiken Ort in der Region Kampanien (Italien, südlich von Neapel), der zwischen dem 1. Jahrhundert vor Christus und dem 3. Jahrhundert nach Christus eine wichtige Siedlung war. Das Grab war rund 2000 Jahre lang verborgen und könnte neue Erkenntnisse über das Leben und Sterben dieser Kämpfer liefern.
Die Entdeckung wurde von der staatlichen Behörde für Archäologie, Denkmalpflege und Landschaftsschutz für den Großraum Neapel bekannt gegeben. Unter der Leitung von Dr. Simona Formola wurde in der sogenannten Nekropole von Liternum gegraben – einem rund 150 Quadratmeter großen Friedhof mit aufwendigen Grabstätten. Bereits in den 1930er-Jahren wurden in Liternum Reste eines Forums, eines kleinen Theaters und einer Basilika entdeckt, also öffentlicher Gebäude aus römischer Zeit.
Die Grabstätte selbst besteht aus etwa 20 bis 30 Gräbern, vorwiegend von Erwachsenen. Besonders auffällig sind zwei Grabareale mit Putzverzierungen, die ursprünglich weiß waren und später rote Dekorationen erhielten. Diese könnten auf eine spezielle Bedeutung hinweisen.
Hinweise auf einen Gladiator
Eine Inschrift auf einer Marmorplatte gibt Anlass zur Annahme, dass einer der hier bestatteten Männer ein Gladiator war. Ob es sich dabei um denselben Mann handelt, dessen Grab nun freigelegt wurde, ist derzeit noch nicht gesichert. Auch Alter, Name und Todesursache des Toten sind bisher unbekannt.
Gladiatoren waren in der römischen Zeit bewaffnete Kämpfer, die gegeneinander oder gegen Tiere antraten – meist in Arenen vor Publikum. Zwar endeten nicht alle Kämpfe tödlich, doch viele bezahlten mit ihrem Leben. Ihre Einsätze waren oft Teil öffentlicher Spiele, bei denen es nicht nur um Unterhaltung, sondern auch um politische Macht und Einfluss ging.
Ein weiteres interessantes Detail ist ein tief gemauertes Brunnenbauwerk, das neben dem Grab gefunden wurde. Die Forscher vermuten, dass es im Zusammenhang mit rituellen Handlungen stand. Solche Bräuche könnten mit der Verehrung von Heilgöttern oder der symbolischen Reinigung verbunden gewesen sein.
Im alten Rom gab es den sogenannten Kult des Aesculapius, benannt nach einem griechischen Gott für Heilkunst. Die Anhänger dieses Kults glaubten unter anderem, dass das Blut von Gladiatoren heilende Wirkung habe – sowohl körperlich als auch seelisch. Solche Rituale könnten ein Teil des Bestattungsprozesses gewesen sein. Auch ein Tempel zu Ehren des Gottes Apollon wurde im Jahr 431 vor Christus errichtet, als Rom von einer Seuche betroffen war. Dies zeigt, wie stark religiöse und medizinische Vorstellungen miteinander verwoben waren.
Die Entdeckung in Liternum ist besonders deshalb wichtig, weil über diesen Ort trotz seiner historischen Bedeutung bislang nur wenig bekannt ist. Die neue Ausgrabung bietet nicht nur Hinweise auf die damaligen Bestattungsrituale, sondern auch auf das soziale Leben der damaligen Bevölkerung.
Mariano Nuzzo, Leiter der zuständigen Behörde, erklärte, dass das Grab ein weiterer wertvoller Baustein für das Verständnis des Lebens in Liternum sei.
Besonders die gut erhaltenen Grabwände und Baustrukturen ermöglichen neue Einblicke in die damalige Zeit.