Im Ski-alpin-Weltcup gibt die Schweiz aktuell lautstark den Ton an. Sowohl im Männer- als auch im Frauen-Nationencup sind die Schweizer voran, in der Gesamtwertung liegt die Eidgenossenschaft fast 2.500 Punkte vor Österreich.
Kein Wunder, holte Swiss-Ski doch schon 14 Siege und weitere 28 Stockerlplätze in 46 Rennen. Damit verbindet sich aber auch der Druck, in Saalbach-Hinterglemm ähnlich zu performen. Vor zwei Jahren war die Schweiz bereits die erfolgreichste WM-Nation.
Dreimal Gold, drei Silbermedaillen und drei Bronzene brachten die Athletinnen und Athleten aus dem westlichen Nachbarland Österreichs aus Courchevel/Méribel mit nach Hause. Die Ausbeute in Saalbach könnte aus Sicht so mancher Experten noch höher hinauf gehen. “Wir hoffen, dass wir die Zweistelligkeit verhindern können”, meinte ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl. “Aber natürlich sind die hier stark, sie haben sehr viele erfahrene Athleten am Start und sind die klare Nummer eins.”
Elf Siege von Schweizer Männern
“Ihr habt Glück, ihr habt so gute Sportler. Hoffentlich werdet ihr nicht alle Rennen gewinnen, das wäre nicht gut für die anderen”, sagte FIS-Generalsekretär Michel Vion am Montagabend bei einem Medienempfang im “Swiss-Ski-Stübli”. “Ich bin ziemlich sicher, dieser Ort wird ein großartiger für Medaillenfeierlichkeiten werden.”
Im Weltcup waren es bisher vor allem die Schweizer Männer, die eine beinahe erschreckende Dominanz ausgestrahlt haben. “Bei den Männern haben wir nochmals eine Schippe draufgelegt und fast die Hälfte der Rennen gewonnen”, sagte Alpin-Direktor Hans Flatscher. Tatsächlich holten Weltcup-Leader Marco Odermatt und Co. in den bisherigen 25 Männer-Rennen elf Siege – das ergibt eine Quote von 44 Prozent. Die Frauen hinken dagegen etwas hinterher. In bisher 21 Rennen gab es nur zwei Siegerinnen aus der Schweiz: Camille Rast, die allerdings gleich zwei Bewerbe gewann, und Lara Gut-Behrami. Doch gibt es einen Haufen von Athletinnen, die konstant Spitzenplätze liefern. Auch Wendy Holdener, Corinne Suter, Melanie Meillard, Michelle Gisin und Malorie Blanc punkteten im Weltcup jeweils dreistellig.
Bei den Männern ragt Odermatt erneut heraus. Beeindruckende sieben Siege hat der Nidwaldner bereits auf dem Konto. In den Abfahrten gewannen Odermatt und seine Kollegen Justin Murisier und Alexis Monney bis auf Kitzbühel, wo der Kanadier James Crawford triumphierte, jedes Rennen. Top-drei-Plätze holten auch Franjo von Allmen und Stefan Rogentin. Die Folge: Fünf Startplätze in der Abfahrt sind zu wenig. In den Trainings wird es eine interne Qualifikation geben, Rogentin fährt gegen Lars Rösti und Marco Kohler.
Mandl: “Geht darum, die Schweiz zu schlagen”
Die Gründe für die Schweizer Vorherrschaft sind vielfältig. Relativ klar scheint aber, dass sie mit einer Schwächephase der Österreicher zusammenfällt. “Zu meiner Zeit sind wir den Österreichern nachgefahren, heute ist es umgekehrt”, stellte Ex-Weltmeister Bruno Kernen in Wengen fest. Im Speed-Bereich fehlen dazu mächtige Konkurrenten wie der Norweger Aleksander Aamodt Kilde und der Franzose Cyprien Sarrazin verletzt.
Für Mandl ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass die ÖSV-Aktiven gerade in Saalbach zurückschlagen. “Es geht darum, die Schweiz zu schlagen, ganz klar”, sagte er. “Wenn wir die Hälfte der Medaillenchancen ausschöpfen können, sind wir gut am Weg.” Generalsekretär Christian Scherer betonte bei einer Rede vor hauptsächlich Schweizer Publikum das Gemeinsame: “Wenn wir gemeinsam mehr als 50 Prozent der Medaillen hier gewonnen haben, dann haben wir alles richtig gemacht.” Elf WM-Bewerbe stehen im Pinzgau auf dem Programm.