Trumps Zölle und Chinas Gegenzölle erschüttern die Börsen. Zum zweiten Tag in Folge geht es bergab. Der heimische ATX verliert am Freitag fast 7 Prozent.
Der Wiener Aktienmarkt hat seine Talfahrt vom Vortag am Freitag noch einmal beschleunigt fortgesetzt. Die umfangreichen Zollankündigungen des US-Präsidenten Donald Trump sorgen zum Wochenausklang unverändert für eine düstere Stimmung an den Börsen weltweit. Nach der Ankündigung von Vergeltungszöllen der chinesischen Regierung (34% auf US-Waren) wurden die bereits massiven Kursverluste noch einmal ausgeweitet.
Verluste von über tausend Milliarden US-Dollar
Zuerst krachten die Börsen in Asien, dann in Europa und ab 15:30 Uhr ging es auch in den USA an der Wall Street tief bergab. Der S&P-500 verlor heute minus 2,8%, der Tech-Index Nasdaq minus 2,9%.
Verluste von über tausend Milliarden US-Dollar schocken die Aktionäre.
Im Vergleich zum schwachen europäischen Umfeld fielen die Abschläge in Wien aufgrund der hohen Gewichtung der Bankaktien zudem noch einmal deutlich stärker aus. Der ATX sank bis kurz nach 14.40 Uhr um 6,01 Prozent auf 3.760,72 Punkte. Im bisherigen Tagestief war es sogar mehr als sieben Prozent hinabgegangen.
Großteil der bisherigen Jahresgewinne sind weg
Mit einem Rückgang von mittlerweile mehr als 13 Prozent vom Mehrjahreshoch von Mitte März sehen Charttechniker den Leitindex nun im Korrekturbereich. Ein Großteil der bisherigen Kursgewinne des laufenden Jahres ist bereits weggeschmolzen.
Chinas Gegenzölle auf US-Importe in Höhe von 34 Prozent seien ein „deutlichen Zeichen, dass wir mittendrin sind in der Eskalationsspirale“, kommentierte Carsten Brzeski von der Bank ING. Damit nehme die Gefahr zu, dass andere Länder, oder auch die EU, dem Beispiel folgen werden.
„Schwarzer Freitag“
Analyst Salah-Eddine Bouhmidi vom Broker IG sprach inzwischen von einem „Schwarzen Freitag“ an den Märkten: „Die Ankündigung neuer Zölle durch Präsident Trump hat das Marktvertrauen massiv erschüttert.“
Die monatlichen Arbeitsmarktdaten fielen tendenziell robuster aus als erwartet, gerieten angesichts der an den Finanzmärkten vorherrschenden Zollsorgen eher in den Hintergrund. Die Kursreaktionen fielen dementsprechend verhalten aus.
Banken stürzen ab
Im Bankensektor sackten Erste Group und BAWAG jeweils rund acht Prozent ab. Den Geldhäusern droht eine Melange aus schwächerem Wachstum, höheren Risikoprämien und sinkenden Zinsmargen, wenn Zentralbanken mit Zinssenkungen bei einer schwächelnden Weltwirtschaft mit Zinssenkungen gegensteuern müssen.
Pierer Mobility brachen zunächst um rund 40 Prozent ein, berappelten sich nach und nach aber wieder. Zuletzt standen sie mit minus 8,9 Prozent bei 16,40 Euro. Der Verlust des halben Grundkapitals der Motorrad-Holding macht eine außerordentliche Hauptversammlung am 25. April notwendig. Im Raum steht eine Barkapitalerhöhung mit einem Ausgabepreis von 7,50 Euro pro Aktie.
Euro-Stoxx-50 erstmals seit Jänner unter 5.000 Punkten
Der Euro-Stoxx-50 gab bis 14.45 Uhr um 3,85 Prozent auf 4.916,61 Punkte nach. Erstmals seit Mitte Jänner steht er nun wieder unter der runden Marke von 5.000 Einheiten. Der deutsche DAX fiel um 3,93 Prozent auf 20.864,75 Zähler. Der britische FTSE-100 verlor 3,84 Prozent auf 8.149,71 Einheiten.
US-Börsen tiefrot – Schock an der Wall Street
Die US-Börsen haben ihre Talfahrt vom Vortag auch am Freitag fortgesetzt. Nachdem US-Präsident Donald Trump die Märkte am Mittwoch nach US-Handelsschluss mit umfangreichen neuen Importzöllen geschockt hatte, verstärkten die nun angekündigten chinesischen Gegenzölle die Sorgen der Anleger.
Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel um 2,72 Prozent auf 39.444,55 Einheiten und steuert damit auf ein Wochenminus von 5 Prozent zu. Der marktbreite S&P-500 rutschte bis 16.00 Uhr um 2,84 Prozent auf 5.243,13 Punkte nach unten. Beim Nasdaq Composite ging es um 2,90 Prozent auf 16.070,47 Zähler abwärts.
Zudem könnten schon Mitte des Monats Gegenzölle der EU in Kraft treten, welche die EU ursprünglich schon für Anfang April erwogen hatte. Laut der US-Bank JPMorgan ist die Wahrscheinlichkeit einer weltweiten Rezession von 40 auf nun 60 Prozent gestiegen.
Der ansonsten viel beachtete US-Arbeitsmarktbericht trat angesichts der aktuellen Ereignisse in den Hintergrund. Die Arbeitslosenquote ist im März überraschend weiter gestiegen. Allerdings schuf die weltgrößte Volkswirtschaft mehr Arbeitsplätze als erwartet. Die Stundenlöhne legten wie prognostiziert zu.
Auch die Experten der Commerzbank attestieren dem US-Jobmarkt im März, vor den massiven Zollerhöhungen durch die US-Regierung, einen robusten Zustand. „In den kommenden Monaten dürften sich aber mehr und mehr die negativen Wirkungen der Politik Trumps zeigen. Angesichts steigender Risiken eines verschärften Handelskonflikts und der einbrechenden Stimmung in der Wirtschaft werden sich die Unternehmen mit Neueinstellungen zurückhalten“, meinen die Experten.
An den US-Börsen standen Tech-Aktien unter Druck, die überwiegend schon am Donnerstag deutlich abgesackt waren. Die in New York gelisteten Anteilsscheine der chinesischen Branchengrößen Alibaba und Baidu etwa büßten 8,6 beziehungsweise 8 Prozent ein. Besonders unter Druck gerieten Chip-Werte, Nvidia gaben 4,3 Prozent nach, Applied Materials fielen 4,9 Prozent und Broadcom verbuchten ein Minus von 5,9 Prozent.
Auch im Dow Jones gaben Unternehmen mit globalen Lieferketten deutlich nach: So waren Boeing und Caterpillar die beiden größten Verlaufsverlierer im Dow Jones und fielen 6,8 bzw. 6,5 Prozent.