Panik bei den Schweinebauern – der Großteil der Ställe wird ab 1. Juni illegal.
Die Uhr tickt. Ab 1. Juni droht das Aus für viele österreichische Schweinebauern – denn die meisten Schweine werden in ihren Ställen immer noch auf Vollspaltenböden gehalten. Genau diese sind mit Sommerbeginn illegal.
Denn das Vollspalten-Verbot wird nach aktuellem Stand ohne Gnadenfrist in Kraft treten – und damit Tausende Ställe schon in sechs Wochen illegal machen!
70 Prozent der österreichischen Schweine
70 Prozent der österreichischen Schweine werden auf Vollspaltenböden gehalten. „Diese Haltung widerspricht eigentlich unserem Tierschutzgesetz“, sagt Veronika Weissenböck, die Kampangenleiterin von „Vier Pfoten“. Schon seit 2023 dürfen keine neuen Ställe mit Vollspalten gebaut werden. Beim Großteil der alten Ställe ist das aber noch der Standard.
Auf Vollspaltenböden entwickeln ca. 92% der Tiere eine Schleimbeutelentzündung und nahezu alle Tiere Hautschwielen. Des Weiteren fehlt den Schweinen die Möglichkeit, sich ausreichend zu beschäftigen, wenn keine Einstreu vorhanden ist. In vielen Ställen fehlen getrennte Liege-, Aktivitäts- und Kotbereiche.
Verfassungsgerichtshof macht Regierung Druck
2022 wurde im Nationalrat das Verbot von Vollspaltenböden beschlossen – mit einer Übergangsfrist bis 2040. 17 Jahre (!) seien zu lang und sachlich nicht gerechtfertigt, hatte der Verfassungsgerichtshof (VfGH) Anfang 2024 harte Kritik am Gesetz geübt – und die Übergangsfrist aufgehoben.
Seit mehr als einem Jahr ist allerdings kein neues Gesetz mit einer neuen Übergangsfrist gekommen. Die ÖVP-SPÖ-Neos-Regierung will laut Regierungsprogramm bis Ende Mai die Übergangsfrist neu regeln. Scheitert sie daran, sind die meisten Schweineställe des Landes ab 1. Juni illegal.
Bauern zweifeln an neuer Regierung
Franz P., Schweinebauer aus Ostösterreich, zweifelt am nötigen Tempo der Regierung – und hadert mit seinem Schicksal: „Ab 1. Juni ist mein Stall illegal.“ Peter Schmiedlechner von der freiheitlichen Bauernschaft spricht davon , dass das Vollspalten-Ende den Bauern schade und immer mehr Landwirtschaften in den Abgrund führe – neben „Kaufkraftverlust, Auflagen-Wahnsinn und EU-Diktat“.
Aktivist Martin Balluch vom Verein gegen Tierfabriken fordert das sofortige Verbot der Ställe – nicht erst am 1. Juni. Bei Schweinebetrieben gebe es ein strukturelles Problem: „Hier geht es um ein Haltungssystem, das zwangsläufig zu grausamer Tierquälerei führt. Die einzige Alternative ist ein Verbot des durchgehenden Beton-Spaltenbodens und eine verpflichtende weiche, tiefe und saubere Stroheinstreu mit so viel Platz, dass alle Tiere darauf entspannt nebeneinander liegen können.“