Allein in Österreich sind eine Million Menschen von wiederkehrenden Kopfschmerzen betroffen. Rund die Hälfte davon hat noch nie ärztliche Hilfe in Anspruch genommen. Wie besser leben mit Migräne möglich ist. 

Oft werden Kopfschmerzen als kleine Befindlichkeitsstörung bagatellisiert, doch wiederkehrende Kopfschmerzen wie Migräne, Spannungs- oder Clusterkopfschmerzen werden zunehmend als das erkannt was sie sind, nämlich chronische neurologische Erkrankungen, welche die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können. Was versteht man nun unter einer Migräne und wie unterscheidet sie sich von anderen Kopfschmerzen? Die beiden Neurologen Univ.-Prof. Dr. Cicek Wöber-Bingöl und Univ.-Prof. Dr. Christian Wöber von der Med Uni Wien haben einen umfassenden Ratgeber zum Thema Kopfschmerzen herausgegeben, der diese und viele weiter Fragen beantwortet.

Welche Kopfschmerzen gibt es?

Die internationale Kopfschmerzklassifikation unterscheidet mehr als 250 unterschiedliche Kopfschmerzen, die in drei große Gruppen eingeteilt werden: die primären Kopfschmerzen, die sekundären Kopfschmerzen und die Gesichtsschmerzen. Zur Gruppe der primären Kopfschmerzen gehören Migräne, Spannungs- und Clusterkopfschmerz. Zur Gruppe der Sekundären zählen unter anderen Verletzungen des Kopfes (Gehirnerschütterung), Gefäßerkrankungen (Schlaganfall, Gehirnblutung) und Substanzen oder deren Entzug (beispielsweise Alkoholkonsum oder Koffeinentzug). Zu den Gesichtsschmerzen zählen Neuralgien (Nervenschmerzen) und andere Schmerzen.

Wie werden Kopfschmerzen diagnostiziert?

Kopfschmerzen werden in erster Linie im ärztlichen Gespräch diagnostiziert. Allein damit lassen sich 95 Prozent der Kopfschmerzen zuordnen. Daneben erfolgt eine körperliche Untersuchung.

Wie entsteht Migräne?

Die genauen Mechanismen, die hinter der Migräne stecken sind noch nicht völlig geklärt, jedoch sind bereits viele Bausteine bekannt. Migräne tritt familiär gehäuft auf, konkrete Gene konnten jedoch noch nicht entschlüsselt werden. Fakt ist, dass Migräne über das Nervensystem vermittelt wird. Hirnstamm und Hypothalamus spielen dabei eine wichtige Rolle.

Migräne – ja oder nein?

Haben Sie Migräne? Wenn Sie zwei der drei Fragen, die die beiden Neurologen Prof. Dr. Wöber-Bingöl und Prof. Wöber in ihrem „Diagnosetool Migräne“ stellen mit ja beantworten, können Sie davon ausgehen, dass sie Migräne haben.

  1. Waren Sie durch Kopfschmerz in Ihren Alltagsaktivitäten an zumindest einem Tag in den letzten drei Monaten beeinträchtigt?
  2. Verspüren Sie Übelkeit oder Brechreiz, wenn Sie Kopfschmerzen haben?
  3. Stört Sie Licht, wenn Sie Kopfschmerzen haben?

Vorbeugen & richtig behandeln

Für Migränepatient:innen stehen heute vielfältige Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Wenn Migräneattacken den Alltag beeinträchtigen, ist ärztliche Begleitung unumgänglich. Das Ziel der Behandlung ist es einerseits, dass eine akute Attacke innerhalb von zwei Stunden abklingt. Andererseits soll bei häufigen Attacken die Zahl der monatlichen Migränetage um mindestens 50 Prozent reduziert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, stehen heute etliche Medikamente zur Verfügung. Abgesehen davon ist es, den Buchautoren folgend, unbedingt erforderlich, dass sich die Patient:innen selbst aktiv an der Behandlung beteiligen. Das bedeutet, auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr (1,5 bis 2,5 Liter pro Tag), regelmäßige Mahlzeiten und genügend Schlaf zu achten. Ebenso wichtig sind Ausdauersport (dreimal pro Woche 30 Minuten) oder Entspannungstraining (z.B. Autogenes Training, Meditation, Yoga, progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder Achtsamkeitstraining). 

Helfen Alternativtherapien?

Die Migräneexperten antworten mit einem Ja. Sie empfehlen alternative Behandlungsmöglichkeiten wie:

  • Akupunktur, eine Methode aus der Traditionellen Chinesischen Medizin, deren Wirksamkeit bei Migräne in zahlreichen wissenschaftlichen Studien gezeigt wurde.
  • Biofeedback, dabei werden Sensoren auf die Haut geklebt und bestimmte Werte wie Atmung und Muskelanspannung gemessen. Durch die bildliche bzw. akustische Darstellung dieser Werte, können die Patient:innen lernen, ihre Körperfunktionen besser wahrzunehmen und zu beeinflussen.
  • Kognitive Verhaltenstherapie, hat Hilfe zur Selbsthilfe zum Ziel und beruht auf der Lerntheorie. Man soll ungünstige Verhaltensweisen verlernen und günstige erlernen.
  • Pflanzliche Medikamente und Nahrungsergänzung sind eine gute Möglichkeit zur Migränevorbeugung. Zur Verfügung stehen Mutterkraut, Magnesium, Riboflavin oder Coenzym Q10. Auch die bekannten Hausmittel Kaffee mit oder ohne Zitrone, Pfefferminzöl oder Ingwertee können helfen.  

Mit diesen Maßnahmen ist ein Leben mit Migräne besser möglich.

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