Abends ewig nicht einschlafen können, nachts stundenlang wachliegen und der Schlaf will einfach nicht kommen… Könnte hinter der Schlaflosigkeit auch eine ernste Erkrankung stecken?
Wenn die Nacht zur Qual wird, liegt es oft am Stresslevel und der hohen emotionalen Belastung. Beruflicher Druck, familiäre Verpflichtungen oder persönliche Sorgen – Stress ist eine der Hauptursachen für Schlafprobleme. Besonders abends, wenn es ruhig wird, neigen viele dazu, über Probleme zu grübeln, was das Einschlafen erschwert.
Schlafstörungen können aber auch auf körperliche oder psychische Erkrankungen hinweisen. Möglicherweise liegt der Schlafstörung eine hormonelle Störung oder eine psychische Erkrankung zugrunde, die behandelt werden muss.
Hormonelle Störungen
Hormone spielen eine wesentliche Rolle bei der Regulierung des Schlafs. Hormonelle Störungen können daher auch zu Schlaflosigkeit führen, wie zum Beispiel bei der Schilddrüsenüberfunktion. Die Schilddrüse produziert in diesem Fall zu viele Hormone, die den Stoffwechsel anregen. Durch den beschleunigten Stoffwechsel und die Überstimulation des Nervensystems kann es schwerfallen, zur Ruhe zu kommen. Herzrasen und Herzklopfen sind besonders nachts, wenn man versucht einzuschlafen, besonders spürbar. Auch die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren können Schlafstörungen auslösen. Während der Menopause sinken Östrogen- und Progesteronspiegel – zwei Hormone, die eine wichtige Rolle für den Schlaf spielen. Diese hormonellen Schwankungen wirken sich auf den gesamten Körper aus und können verschiedene Symptome verursachen. Etwa die allseits bekannten Hitzewallungen und nächtliches Schwitzen, das dazu führt, dass wir Frauen mehrfach in der Nacht aufwachen. Sie können auch zu Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit bis hin zu Angstgefühlen oder Depressionen führen. Diese emotionalen Belastungen beeinflussen natürlich ebenfalls den Schlaf.
Psychische Erkrankungen
Neben hormonellen Störungen können auch psychische Erkrankungen Schlaflosigkeit verursachen oder verstärken. Menschen mit Depressionen leiden häufig unter Ein- und Durchschlafstörungen. Einige wachen früh auf und können nicht wieder einschlafen. Bei der posttraumatischen Belastungsstörung können Albträume und erhöhte Wachsamkeit den Schlaf stören. Beim Burnout führt ständiger, anhaltender Stress zu Schlaflosigkeit. Menschen mit Angststörungen erleben übermäßige Sorgen und ständige innere Unruhe, die es schwierig macht, in den Schlaf zu finden.
Restless-Legs-Syndrom
Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist eine neurologische Störung, die durch den unkontrollierbaren Drang, die Beine zu bewegen, gekennzeichnet ist. Häufig ist sie begleitet von unangenehmen Empfindungen wie Kribbeln, Ziehen oder Brennen. Diese Beschwerden treten vor allem im Ruhezustand auf, insbesondere abends oder nachts.
Schlafapnoe
Schlafapnoe ist eine ernste Schlafstörung, bei der es während des Schlafs zu wiederholten Atemaussetzern kommt. Diese Atempausen können zwischen wenigen Sekunden und bis zu einer Minute dauern und treten oft mehrmals pro Nacht auf. Faktoren wie Übergewicht, vergrößerte Mandeln oder verengte Atemwege begünstigen die Erkrankung. Typische Anzeichen sind: Lautes Schnarchen, kurzes Aufwachen mit Atemnot oder das Gefühl zu ersticken. Tagesmüdigkeit, Kopfschmerzen, ein trockener Mund sowie Halsweh beim Aufwachen können auch ein Hinweis darauf sein. Wenn Schlafapnoe unbehandelt bleibt, kann sie ernste gesundheitliche Folgen haben.
Schmerzen
Arthritis, Rücken-, Handgelenksschmerzen (Anm.: durch das Karpaltunnelsyndrom) u. a. schmerzhafte Erkrankungen wie Fibromyalgie (Anm.: chronische Schmerzerkrankung) machen es ebenso schwierig, bequem zu schlafen. Auch neurologische Erkrankungen, wie Morbus Parkinson oder Alzheimer können den Schlafrhythmus stören.
Wann zum Arzt?
Wenn die Schlafstörungen nicht von alleine verschwinden, ist ein Besuch beim Arzt ratsam. Dr. Peter Peichl, Facharzt für Innere Medizin und ärztlicher Direktor der Internen Abteilung des evangelischen Krankenhauses in Wien rät: „Wer häufig und scheinbar endlos lange „Schäfchen zählt“ oder zwischendurch mehrfach aufwacht und nicht mehr einschlafen kann, leidet vermutlich an einer chronischen Schlafstörung. Diese kann ein Hinweis für eine behandlungswürdige Erkrankung oder für einen falschen Umgang mit Sorgen und Alltagsproblemen sein.“ Wenn der gestörte Nachtschlaf schon länger andauert, Sie belastet und Sie sich tagsüber müde und unkonzentriert fühlen, sollten Sie das abklären lassen. Eine gründliche Untersuchung kann helfen, die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren und eine gezielte Behandlung einzuleiten. Dr. Peichl erläutert auf der nächsten Seite welcher Spezialist der richtige Ansprechpartner für Ihr Schlafproblem sein könnte.