Raiffeisen Research hat sich am Dienstag der Reihe an schlechten Wirtschaftsprognosen angeschlossen.

Österreichs Wirtschaft soll heuer um 0,7 Prozent schrumpfen und befindet sich somit im dritten Rezessionsjahr seit Pandemiebeginn. Die Folge daraus ist ein Wohlstandsverlust pro Österreicherin und Österreicher von 2.400 Euro. Bereits 2024 war das Land Wachstumsschlusslicht in Europa, eine Besserung ist “kurzfristig nicht in Sicht”, so die Analysten des Bankhauses.

Wifo und IHS gingen im vergangenen Dezember in ihrer Konjunkturprognose für 2025 noch von einem Wirtschaftswachstum in Österreich von 0,6 bzw. 0,7 Prozent aus. Von einer Stimmungswende in Österreich sei nichts zu sehen, weder bei der Industrie noch bei den Verbrauchern, hieß es von Raiffeisen Research am Dienstag. Dazu kämen strukturelle Probleme, Sparpaket und etwaige Trump-Zölle. Fazit von Senior Ökonom Matthias Reith: Österreich steuert auf das dritte aus konjunktureller Sicht “verlorene Jahr” zu. Der private Konsum sei eine der großen konjunkturellen Enttäuschungen des Jahres 2024. Die Einkommensanstiege wurden demnach nicht konsumiert, sondern gespart. “Eine spürbare Belebung des privaten Konsums ist daher fraglich. Der ,Konsumstreik’ könnte 2025 in die Verlängerung gehen,” folgert der Raiffeisen-Ökonom.

Österreich entwickelt sich zum Europa-Schlusslicht

Die Industrierezession habe sich 2024 nochmals verschärft. Nur 2020 (Corona) und 2009 (Finanzkrise) hatte die Industrie einen noch schwereren Stand, so Reith in einer Aussendung. “Die Güterexporte der Industrie entwickelten sich 2024 inflationsbereinigt in fast keinem anderen Euroland schwächer. Das ist auch Spiegelbild der gestiegenen Exportpreise, die 2024 so deutlich angestiegen sind wie sonst nirgendwo in der Eurozone”, rechnete er vor. Reith erwartet, dass die preisliche Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Exportunternehmen auch heuer die Exportstatistik belasten wird.

So notwendig das angekündigte Sparpaket der neuen Bundesregierung auch sei, aus konjunktureller Sicht komme es zur Unzeit. “Die Konjunktur steht am Pannenstreifen und benötigte eigentlich Anschubhilfe, stattdessen werden ihr absehbar Steine in den Weg gelegt. Die strukturellen Probleme würden durch eine Anschubhilfe freilich nicht gelöst, die Konjunktur wäre damit quasi mit angezogener Handbremse unterwegs,” so Reith. Das angekündigte Konsolidierungsvolumen von 6,3 Mrd. Euro bzw. 1,3 Prozent des BIP dämpfe die Konjunktur um einen halben bis knapp einen Prozentpunkt.

US-Zölle würden Österreich hart treffen

Und auch der Blick über den großen Teich bleibt getrübt. Der US-Markt habe sich in den vergangenen Jahren als wichtige Stütze der österreichischen Exporte erwiesen und damit schwächelnde Ausfuhren zum Beispiel nach Deutschland (teilweise) ausgleichen können. Etwaige Strafzölle könnten Österreich heuer mindestens 0,5 Prozentpunkte Wachstum kosten, so die Einschätzung der Ökonomen von Raiffeisen Research.

Strukturelle Probleme stünden einer stärkeren Belebung im Wege und führten dazu, dass Österreich bei einem kraftvolleren deutschen bzw. europäischen Wirtschaftsaufschwung “nur unterdurchschnittlich partizipieren könnte”, heißt es in der Analyse.

Wohlstandsverlust nur in wenigen Ländern größer

Die reale Wirtschaftsleistung habe Ende 2024 fast vier Prozent unter dem bisherigen Höhepunkt im zweiten Quartal 2022. Erst 2029 dürfte dieses Niveau wieder erreicht werden. “Pandemie, hohe Inflation und teure Energie – die diversen Ausnahmezustände der letzten Jahre haben ihre Spuren hinterlassen, für jede Österreicherin und jeden Österreicher schlagen Wohlstandsverluste von etwa 2.400 Euro zu Buche”, rechnete Reith am Dienstag vor. Der erlittene Wohlstandsverlust war demnach nur in wenigen Ländern noch größer.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) verwies am Montag auf Statistik-Austria-Zahlen, dass die Wirtschaftsleistung im Vorjahr um 1,2 Prozent geschrumpft ist, nach einem Rückgang um ein Prozent im Jahr 2023. Die Wirtschaftsleistung sank im vierten Quartal 2024 um 0,4 Prozent gegenüber der Vorperiode und damit etwas stärker als im dritten Quartal. Zuletzt ist auch wieder die Teuerung angezogen. Die Inflationsrate in Österreich ist im Februar auf 3,3 Prozent gestiegen, nach 3,2 Prozent im Jänner.

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