Freitag sollen der Bundespräsident und der FPÖ-Chef persönlich reden.

Der Poker. Eigentlich wollte Bundespräsident Alexander Van der Bellen den blauen Wahlsieger Herbert Kickl möglichst rasch treffen. Gerne hätte er mit dem Ober-Blauen bereits am Mittwoch seinen Gesprächs-Reigen mit den Spitzenkandidaten gestartet. Wohl wissend, dass am Mittwoch auch der FPÖ-Vorstand tagen sollte. Kickl scheint keine gesteigerte Eile seinen Antipoden Van der Bellen zu treffen.

Die zwei äußerst ungleichen Herren einigten sich auf den Freitag. Dann soll der FPÖ-Boss offiziell in der Hofburg erscheinen und gut eine Stunde mit dem einstigen grünen Bundessprecher, der ihn 2019 auf Wunsch vom damaligen Kanzler Sebastian Kurz als Innenminister entlassen hatte, parlieren.

Viel rauskommen – Kickl wird seine Positionen bekräftigen und die verfolgte Unschuld geben, während Van der Bellen seine Linie, dass man nun einmal 50 Prozent plus brauche zum Regieren, bekräftigen – wird bei diesem Talk freilich nicht, wie beide Seiten den ihren auch vorab kommunizierten. Zwischen Van der Bellen und Kickl – beide gelten als ausgeklügelte Taktiker wenn auch mit völlig unterschiedlichen Werten – läuft jedenfalls längst eine Art Psycho-Spiel. Beide setzen auf das Game mit Zeit und der Zermürbung.

Van der Bellen will Kickl nicht als Kanzler

Dass Kickl Van der Bellen einst als „senile Mumie“ beschimpft hatte, ist nicht der ausschlaggebende Grund für die tiefsitzende Antipathie der beiden: Van der Bellen lehnt das „Weltbild“ und die „Radikalisierung und den gnadenlosen Populismus“ des Ober-Blauen ab, berichten Vertraute. Beim Bundespräsidenten selbst klingt das zurückhaltender: Es gehe ihm um die „liberale Demokratie“. Kickl wiederum sieht in VdB schlicht weiter den Grünen und jenen Mann, der ihm die größte Schmach – die Entlassung als Innenminister – zugefügt hatte.

VdB will Kickl als Kanzler verhindern. Daher lässt er sich derzeit Zeit und erteilt noch keinen Regierungsbildungsauftrag. Wenn die erste Runde der Talks mit Kickl und den übrigen Parteichefs abgeschlossen ist, könnte gleich eine zweite folgen.

Kickl wiederum will zunächst den Landeshauptmann in der Steiermark an seine Partei gehen sehen. Hier ist ihm die rasche Angelobung von Blau-Schwarz kein großes Anliegen. Besser in das blaue Wahlkonzept passe natürlich das ewige Lied vom blauen „Märtyrer“, der von „allen anderen verhindert“ werde zur Mobilisierung besser ins Konzept. Das weiß freilich auch VdB, der noch nach einem Ausweg sucht, um nicht in diese Falle zu tappen.

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