Ein 39-jähriger Iraner soll Landsmann in dessen Wohnung erschlagen, zerstückelt und im Marchfeldkanal versenkt haben: Nach Zeugenaussagen kam dann am Nachmittag das (nicht rechtskräftige) Urteil: 20 Jahre Haft. 

Wien. Am Dienstag wurde am Landesgericht Wien der Mordprozess gegen einen 39-jährigen Iraner fortgesetzt, der am 15. November 2023 einen Landsmann (45) in dessen Wohnung in Hietzing erschlagen, zerstückelt und Peyman N. im  Marchfeldkanal versenkt haben soll. Nach den Aussagen mehrerer Zeugen zogen sich die Geschworenen zunächst zu einer Mittagspause zurück. Am Nachmittag fiel dann das (nicht rechtskräftige) Urteil: 20 Jahre Haft für den Angeklagten.

Zur Horror-Mord soll es aus finanziellen Gründen gekommen sein. Der Perser N. soll dem Angeklagten Geld für eine in Aussicht gestellte geschäftliche Beziehung geborgt und dafür Krypto-Währungen und sein Auto verkauft habe.  Doch der jetzt Angeklagte zahlte das Darlehen nicht zurück. Statt dessen besorgte sich der 39-Jährige laut Staatsanwalt einen Lattenhammer und schlug damit dem Gläubiger bei einem Treffen den Schädel ein.

Ja, sein Mandant habe hingeschlagen, räumte Verteidiger Manfred Arbacher-Stöger beim Prozessauftakt im Dezember ein. Es gebe aber “mafiöse Hintergründe”. Der Angeklagte habe nur den “Anweisungen” eines gewissen Mike befolgt.

Zeugin: “Er hatte finanzielle Probleme”

Wie eine Zeugin am zweiten Verhandlungstag aber berichtet, hatte der Angeklagte auch ihr Geld geschuldet. Sie hatte ihm 16.000 Euro überlassen. Als sie den Betrag wieder haben wollte, habe der Mann ihre Anrufe zunächst nicht beantwortet und dann vorgegeben, er sei im Spital, wo man ihm eine Niere entfernt hätte. Später habe sie 1.000 Euro bekommen. Als sie etwa behauptet, nach der OP seien die Nähte aufgerissen.

Ein Freund des Getöteten, der auch mit dem Angeklagten gut bekannt war, erzählte im Anschluss, er habe nach dem Verschwinden des 45-Jährigen auf einer Polizeiinspektion eine Abgängigkeitsanzeige erstatten wollen: “Die haben mich nicht ernst genommen.” Ihm sei von einem Polizeibeamten erklärt worden, “dass man in Österreich nicht einfach so verschwindet.” Der 45-Jährige sei vermutlich in den Urlaub gefahren. Er habe daher eine andere Polizeiinspektion gesucht, wo seine Anzeige entgegengenommen wurde.

Er habe vom Handy des Verschwundenen auch WhatsApp-Nachrichten bekommen, aus deren Tonalität ihm klar gewesen sei, dass sie unmöglich der 45-Jährige geschrieben haben konnte, verriet der Zeuge weiter: “Das war mir alles suspekt.” Deshalb sei er zur Polizei gegangen, wobei ihn der Angeklagte dabei sogar begleitet hätte. Dieser sei “ein anständiger Mann”, betonte er: “Ich kann mir das nicht vorstellen, dass er das (den vorgeworfenen Mord, Anm.) gemacht hat.” Um das zu unterstreichen, gab der Zeuge noch zu Protokoll: “Ich bin bereit, mit ihm ein Jahr in einer Zelle zu leben. Ohne Angst!” 

22 Teile der Leiche aus Marchfeldkanal geborgen

Der 45-Jährige galt seit Ende November 2023 als vermisst. Mitte Jänner fischte ein Angler dessen abgetrennten linken Unterschenkel samt Fuß aus dem Marchfeldkanal. Taucher der Polizei bargen in weiterer Folge 21 weitere Leichenteile, darunter den Kopf, den rechten Unterschenkel samt Fuß, beide Schulterblätter, mehrere Teile der Brust, mehrere Teile der Wirbelsäule und einige Organe. Anhand des Schädels war die Todesursache feststellbar. Dem Mann war die scharfe Seite eines Hammers einmal gegen den Scheitel und zweimal gegen die linke Schläfe geschlagen worden, was kreisrunde Einbruchsbrüche bewirkte. Am Hals wurde außerdem eine großflächige Schnittverletzung festgestellt.

“Freunde von Mike” zerteilten die Leiche

Nach seiner Festnahme hatte der 39-Jährige zunächst ein Geständnis abgelegt. Davon ist mittlerweile keine Rede mehr. Der Angeklagte behauptet weiterhin, die “albanische Mafia” sei im Spiel gewesen. Er sei an den Tathandlungen beteiligt gewesen, aber dazu gezwungen worden. “Ihm wurden Anweisungen gegeben”, erklärte Verteidiger Arbacher-Stöger. Hätte sich der Angeklagte widersetzt, “hätte er dabei das Leben gelassen”.

Der 39-Jährige behauptet im dem Schwurprozess, er habe seit Juni 2023 für eine mafiöse Gruppierung gearbeitet und unter anderem Drogen- und Falschgeld-Transporte durchgeführt. Er habe sich dann mit dem späteren Opfer selbstständig machen wollen. Das sei schief gegangen. Der 45-Jährige habe nämlich Drogen und Blüten unterschlagen. Um das zu sanktionieren, sei er von einem Mafia-Mitglied namens “Mike” aufgefordert worden, einen Hammer und Nägel zu besorgen. Dann sei es zu einem ersten Treffen in der Wohnung des 45-Jährigen gekommen. “Mike” habe dem 45-Jährigen die Nase gebrochen.

Tags darauf sei man neuerlich in dessen Wohnung gegangen, worauf der Mafioso ihm erklärt habe, der 45-Jährige müsse sterben. “Mike” habe mit dem Hammer den ersten Schlag verursacht, dann sei er gezwungen worden, aufgefordert, dasselbe zu tun, lautet die Verantwortung des Angeklagten. Das habe er gemacht. Er habe zwei Mal hingeschlagen. Zum Zerteilen der Leiche und zur Beseitigung der Spuren sollen dann “Freunde von Mike” in die Wohnung gekommen sein. Er habe dann nur beim Verbringen der Leichenteile geholfen, räumte der 39-Jährige ein. Die Geschworenen konnten dem allerdings wenig Glauben schenken.

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