Die italienische Mafia ist längst nicht nur ein Phänomen der Schattenwelt, sondern hat sich tief in die legale Wirtschaft des Landes eingefressen. 

Eine Untersuchung des italienischen Handwerkerverbands CGIA bringt ans Licht, wie weit die Verstrickungen reichen. Die Zahlen sind alarmierend und verdeutlichen, dass die Mafia in Italien ökonomisch so mächtig ist, dass sie als Unternehmen betrachtet zu den größten des Landes zählen würde.

Mafia wäre viertgrößte Firma Italiens 

Laut der Studie erwirtschaftet die Mafia in Italien jährlich mindestens 40 Milliarden Euro. Damit übertrifft sie den Umsatz vieler großer Unternehmen und würde, wäre sie ein Konzern, auf Platz vier der umsatzstärksten Firmen des Landes stehen. In Italien würden lediglich die Energiekonzerne Eni, Enel und GSE höhere Umsätze erzielen. Zum Vergleich: In der Schweiz läge die Mafia sogar vor den Branchenriesen Migros und Coop, den beiden größten Detailhändlern des Landes. Die tatsächlichen Einnahmen könnten jedoch noch deutlich höher ausfallen, da viele der illegalen Aktivitäten schwer zu beziffern sind.

150.000 Firmen unter Mafiaeinfluss

Besonders schockierend ist der Verdacht, dass 150.000 italienische Unternehmen direkt oder indirekt von der Mafia beeinflusst werden. Dies geht aus Daten der Finanzaufsicht FIU hervor. Die Verbindungen zur Mafia umfassen zahlreiche Branchen und reichen von Schutzgelderpressung bis hin zu Immobiliengeschäften. Besonders stark betroffen ist der Süden Italiens, wo die Mafia in Regionen wie Kalabrien (mit der ’Ndrangheta) und Sizilien (Cosa Nostra) traditionell eine starke Machtbasis hat. Doch auch im Norden des Landes sind mafiöse Netzwerke aktiv. In der Grenzstadt Como (nahe der Schweiz) etwa werden über 700 Unternehmen mit Mafiaaktivitäten in Verbindung gebracht.

Italiens Mafia-Hochburgen

Neapel bleibt ein zentraler Schauplatz der organisierten Kriminalität: Hier stehen etwa 18.500 Firmen im Verdacht, unter dem Einfluss der Camorra, der dortigen Mafia, zu stehen. Ähnlich ist die Situation in Rom mit 16.700 Unternehmen und in Mailand mit 15.650 Fällen. Doch auch kleinere Städte wie: Caserta (5873 Unternehmen), Brescia (4043), Palermo (4016), Salerno (3862), Bari (3358) und Catania (3291) weisen alarmierende Zahlen auf. Damit bleibt der Süden des Landes ein besonders gefährdeter Bereich, doch die Mafia ist längst in ganz Italien aktiv.

Einnahmequellen der Mafia

Die Hauptquellen für die Einnahmen der Mafia sind:

  • Drogenhandel: Vor allem Kokainhandel steht im Zentrum ihrer globalen Aktivitäten.
  • Schutzgelderpressung: Italienische Unternehmer werden massiv bedrängt, „Schutzgeld“ zu zahlen.
  • Immobiliengeschäfte: Hier agiert die Mafia oft als Vermittler oder Eigentümer.
  • Illegale Abfallentsorgung: Ein lukrativer Bereich, der auch mit erheblichen Umweltvergehen einhergeht.
  • Öffentliche Aufträge: Mafiöse Netzwerke nutzen häufig gefälschte Papiere und Schwarzarbeit, um in diesem Bereich zu agieren.

Die Erpressung von Schutzgeldern ist laut der Studie die lukrativste Aktivität. Betroffen sind fast ausschließlich Unternehmer.

Die ’Ndrangheta: Eine globale Macht

International gesehen agiert besonders die kalabrische ’Ndrangheta wie ein multinationaler Konzern. Sie gilt als führend im europäischen Kokainhandel und generiert weltweit geschätzte 50 Milliarden Euro jährlich. Diese enorme Summe verdeutlicht, dass die Mafia nicht nur ein nationales, sondern ein globales Problem darstellt.

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