Zehn Jahre warten die ÖSV-Springer auf einen Triumph bei der Vierschanzentournee. Am Sonntag (16.30 Uhr, live ORF 1) startet die 73. Jagd nach dem Gold-Adler in Oberstdorf, den Stefan Kraft (31) als letzter rot-weiß-roter Athlet in der Saison 2014/15 in Händen hielt.
Der Gesamtweltcupsieger der letzten Saison zählt am Sonntag (ab 16.30 Uhr, live im Sport24-Liveticker) allerdings nicht zu den ganz heißen Top-Favoriten. Dafür fehlen ihm laut eigener Aussage noch die „Zaubersprünge“. „Ich bin froh, dass ich mit zwei guten, aber noch nicht perfekten Sprüngen vorne dabei bin“, sagte Kraft vor dem Auftakt in Oberstdorf. Viermal stand der Salzburger heuer bereits auf dem Podest.
Tschofenig wie Hörl in Topverfassung
Noch mehr als Kraft haben Daniel Tschofenig (22) und Jan Hörl (26) den Auftaktsieg auf der Schattenbergschanze im Visier. Die zwei Asse kommen in bestechender Form ins Allgäu: Bei der Generalprobe in Engelberg waren Tschofenig und Hörl jeweils Erster und Zweiter. Das Gefühl eines Tournee-Tagessiegers kennt Hörl noch vom letzten Jahr. Der Salzburger sprang im Hexenkessel Bergisel aufs oberste Podest.Die Auftaktschanze sollte kein Stolperstein sein, auch wenn der letzte ÖSV-Sieg bereits neun Jahre (2016/Kraft) zurückliegt. „Grundsätzlich liegen mir alle Schanzen sehr. Ich vertraue auf meine Stärken, auf die Form, die ich zurzeit habe.“
Von einer Angstschanze will auch Tschofenig nichts wissen. Der Kärntner Überflieger kommt mit sechs Podiumsplatzierungen (zwei Siege, zweimal Zweiter, zweimal Dritter) mit Rückenwind. Seine zuletzt nicht berauschenden Oberstdorf-Auftritte seien vergessen. „Die letzten ein, zwei Jahre war ich da immer in einem leichten Formtief, das ist heuer nicht der Fall. Und Oberstdorf taugt mir eigentlich ganz gut.“
Tournee-Fluch und Schanzen-Córdoba
Immer mehr in Fahrt kommt auch der Team-Älteste Michael Hayböck (33), der beim Weltcup in Titisee-Neustadt seinen ersten Sieg nach acht Jahren um nur 0,4 Punkte hinter dem deutschen Oldie-Adler und (neuerdings) Seriensieger Pius Paschke verpasst hatte.
Letzterer ist wohl der schärfste Gegner des ÖSV-Teams und kommt mit fünf Einzelsiegen und jeweils einem 2. und 3. Platz samt Gelbem Trikot nach Oberstdorf. Die Deutschen warten bereits seit 23 Jahren (Sven Hannawald/2002) auf einen Tourneesieger aus ihren Reihen.
Der 34-jährige Bayer muss die Last der Erwartungen vor ausverkaufter Heimkulisse alleine tragen, während die Österreicher den Druck aufteilen können. „Da heißt es für uns fighten und versuchen, denjenigen, der vorne ist, zu ärgern“, kündigt Hörl an. Ein Hauch von Revanchegedanken schwingt bei den Österreichern ja mit. „Die Deutschen sind doch sehr patriotisch, das haben wir in Neustadt schon mitbekommen. Da ist für die Österreicher nicht viel gejubelt worden. Ich hoffe, dass wir es ihnen zurückgeben können“, liebäugelt Tschofenig mit einem Schanzen-Córdoba. Das Ländermatch ist eröffnet.