Erst erwischte es die ÖSV-Stars Nina Ortlieb und Marco Schwarz. Seither vergeht kaum ein Weltcup-Wochenende ohne folgenschwere Verletzungen: Petra Vlhova, Mikaela Shiffrin, Aleksander Aamodt Kilde … Jetzt zieht der ÖSV die Reißleine.
Offenbar hat Aleksander Aamodt Kilde mit seinem Schock-Posting sein Ziel erreicht. “Ich wollte zeigen, wie schwer die Verletzung ist”, so der norwegische Abfahrts-Star am Donnerstag bei seiner Online-Pressekonferenz über das Foto, das seine beim Sturz in Wengen von den eigenen Skikanten aufgeschnittene Wade zeigt. Kildes Karriere-Fortsetzung hängt an einem seidenen (Nerven-)Faden. Diese schlimme Verletzung und die Folgen der schweren Stürze der Damen-Speedrennen in Cortina d’Ampezzo ließen die ÖSV-Verantwortlichen zur Tat schreiten.
ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer arbeitet dieser Tage mit den Alpin-Verantwortlichen einen Katalog mit Sicherheits-Forderungen an den Ski-Weltverband aus: “Wir sind am Formulieren von Regeländerungsanträgen an die FIS, um unserer Verantwortung als Sportverband nachzukommen.”
“Schnittfeste Unterwäsche soll Vorschrift werden”
Das Material wird immer besser, die Rennläufer rasen mit Geschwindigkeiten von weit über 130 km/h über Eispisten, dabei müssen Gelenke und Sehnen unglaubliche Kurven-Radien aushalten. Deshalb gab es zu Wochenbeginn einen ÖSV-Gipfel. Scherer: “Es geht darum, die Geschwindigkeit in den Speedbewerben zu reduzieren.” Möglich wäre das z. B. durch den Einsatz von dickeren, weniger aerodynamischen Anzügen oder auch bei der Skipräparierung. Scherer: “Wenn man den Flourgehalt (am Belag, d. Red.) misst, muss es auch möglich sein, den Kantenwinkel entsprechend zu regulieren. Da sind die Experten gefordert, hier Sorge zu tragen, dass das Verletzungsrisiko abnimmt, weil es uns im Image nicht förderlich ist und auch schadet. Es ist nicht gut, wenn wir so viele Verletzte haben.” Die schwere Schnittverletzung hätte vermutlich mit schnittfester Unterwäsche verhindert werden können. Scherer: “Aber die muss verpflichtend werden, sonst verwendet sie ja keiner.” Letztlich geht es den Rennläufern um das optimale Feeling, und das wäre durch die “zweite Haut” vermutlich eingeschränkt.
Dem ÖSV geht es aber auch um die Vorbildwirkung der Rennläufer. Denn die Eltern würden sich, so Scherer fragen, ob es angesichts der Verletzungsmisere noch gut sei, ihren Kinder den Skisport ausüben zu lassen. “Über diese Themen sollte man die nächsten drei bis fünf Monate nachdenken.” Der entsprechende Antrag an den Weltverband soll beim FIS-Kongress Anfang Juni behandelt werden.