Gegen Schottland konnte der Bann gebrochen werden, das ist nun auch gegen Deutschland das Ziel: Österreichs Frauen-Fußball-Nationalteam will am Dienstag (18.15 Uhr/live auf ORF 1) im sechsten Aufeinandertreffen mit dem Weltranglistendritten erstmals Zählbares mitnehmen.

Durch den erfolgreichen Start in die Nations-League-Gruppe A1 bei der Premiere von Neo-Teamchef Alexander Schriebl sollte die ÖFB-Auswahl am Dienstag (18.15 Uhr/live ORF1) in Nürnberg mit Selbstvertrauen antreten. Fix starten Kapitänin Sarah Puntigam und Co. nach dem 1:0 in Ried am Freitag als Gruppenerster, zumal die DFB-Auswahl beim 2:2 in den Niederlanden die Punkte teilen musste.

»Unheimlich forderndes Duell«

Aussagekraft hat das noch keine. Die Favoritenrolle liegt klar aufseiten der Gastgeberinnen. “Deutschland ist eine andere Hausnummer und für mich klarer Favorit auf den EM-Titel”, erläuterte Schriebl. Im Head-to-Head liegen die Deutschen mit 5:0 voran, das Torverhältnis beträgt 16:5. Laura Feiersinger ist eine jener Spielerinnen, die in allen Partien dabei waren. “Für mich war es immer ein unheimlich forderndes Duell”, sagte die 31-Jährige. Der Klassenunterschied sei mittlerweile kleiner geworden. “Es gibt nicht mehr solche Unterschiede. Auch für große Nationen ist jedes Spiel schwer. Wir haben eine unheimliche Energie entwickelt, wollen genau das am Platz bringen und mit neuer Frische erstmals gegen Deutschland was holen”, gab die Köln-Spielerin die Marschroute vor.

Schriebl rechnet mit deutscher “Wucht”

Schriebl bezeichnete die Mission, Zählbares mitzunehmen, als “schon sehr schwierig”. “Sie haben gegen die Niederländerinnen nicht so performt, wie erhofft und werden mit einer Wucht auf uns losgehen”, vermutete der 46-Jährige. In der Defensive hat er beim Gegner Schwächen ausgemacht, das zeigen neun Gegentore in den jüngsten fünf Länderspielen. “Das zeigt, dass es Möglichkeiten gibt, sie zu verwunden.”

Gelingen soll das vor zumindest 13.800 Zuschauern mit Mut und intensivem Pressing. “Es ist unangenehm, wenn man immer angebohrt wird, giftig ist”, sagte Schriebl. Zumindest für ein enges Spiel wolle man sorgen. “Was am Ende herauskommt, hat auch ein bisschen mit Glück zu tun, das wir hoffentlich erzwingen können.” Keine Rolle kann Sarah Zadrazil spielen, die zum dritten Mal in Folge gegen Deutschland fehlt.

“Zadi ist eine herausragende Spielerin mit irrsinnig viel Erfahrung, aber man kann es nicht ändern und dafür hat man einen Kader”, sagte Schriebl. Nun gelte es für eine andere Spielerin, die “Chance zu nutzen”. Wie das auch den Abwehrspielerinnen Claudia Wenger und Chiara d’Angelo gegen Schottland gelungen ist. Offen ist, wer für Zadrazil ins Team rückt. Fix scheint, dass Puntigam von links auf die angestammte Position ins defensive Mittelfeld zurückkehrt. “Sarah für Sarah ist auf jeden Fall eine gute Option”, betonte Schriebl.

Schottland-Sieg hat “gut getan”

Der ist laut eigenen Angaben kein Trainer, der zwingend an einer siegreichen Startaufstellung festhält. In Bezug auf die Schottland-Partie sprach er von “Nuancenentscheidungen”. Es könne auch schnell in die andere Richtung gehen. “Alle, die da sind, haben einen hervorragenden Job gemacht”, betonte der Salzburger. Seit dem Sieg stand “Regeneration und Fokus auf die Basics” im Vordergrund. Die Stimmung ist bestens. “Es war wichtig, in die neue Ära mit einem Erfolgserlebnis zu starten. Das hat gut getan”, berichtete Feiersinger.

Ganz anders als das 0:4 in Hannover am 16. Juli 2024 zum Abschluss der EM-Quali-Gruppenphase. Zuvor hatten die Österreicherinnen beim 2:3 in Linz am 5. April auch aufgrund einer 2:0-Führung an einen Punktgewinn herangeschnuppert. “Da haben wir gezeigt, dass wir, wenn wir einen richtig guten Tag haben, sie auch ärgern können”, sagte Puntigam. Laut Lilli Purtscheller hat man vom Spiel in Linz “eine Rechnung offen”.

Auf der Trainerbank gibt es eine Parallele. Auch für Christian Wück war der Nations-League-Auftakt sein erstes Pflichtspiel als Teamchef. Der 51-Jährige ist aber schon seit August 2024 im Amt. Für die Deutschen dient die Nations League als Vorbereitung auf die EM im Sommer in der Schweiz, bei der Österreich nur Zuschauer ist. Für Brisanz ist im Nachbarschaftsduell immer gesorgt. Auf die leichte Schulter wird der Ranglisten-18. auch deshalb nicht genommen. “Die Österreicherinnen werden bestimmt 200 Prozent geben”, meinte Elisa Senß, Clubkollegin der verletzten Barbara Dunst bei Frankfurt.

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