Im Interview mit oe24 packt Orthopädie-Primar des Wiener Klinikums Penzing, Prof. Dr. Martin Faschingbauer, darüber aus, was derzeit in den Spitälern schief läuft. 

Der Plan von Gesundheitslandesrat Peter Hacker (SPÖ) überraschte vergangene Woche: Um die langen Wartezeiten in den Wiener Spitälern zu verkürzen, will er Kassenpatienten an Privatspitäler auslagern – die Kosten dafür übernimmt die Stadt Wien.

Betroffen sind vorwiegend Patienten aus der Orthopädie, die Operationen an der Hüfte oder am Knie brauchen. Eine sinnvolle Lösung? “Es ist ein großer, organisatorischer Aufwand mit hohen Kosten”, erklärt Prof. Martin Faschingbauer, Leiter der Orthopädie im Klinikum Penzing, gegenüber oe24. Er fordert stattdessen eine grundlegende, strukturelle Veränderung innerhalb des Wiener Gesundheitsverbundes. “Patienten an Privatspitäler auslagern, kann jetzt nur die Lösung für die Akutsituation sein”, so Faschingbauer.

Ab 14.30 Uhr stehen OP-Säle in Wien leer

Prof. Faschingbauer will eine Flexibilisierung des starren Systems. “Das grundlegende Problem ist, dass bei mir der Operationssaal um 14.30 Uhr leer steht – somit die wertvolle OP-Kapazität nicht genutzt werden kann.” Seine Forderung: Das Geld, das jetzt an die Privatspitäler fließt, in die Mitarbeiter zu investieren. “Wenn man finanzielle Anreize schaffen würde, könnte man bis 18 Uhr operieren.”

Die Situation in seiner Abteilung im Klinikum Penzing, in der er seit Herbst 2024 die Leitung übernommen hat, war alarmierend. „Insgesamt haben sich über 500 Operationen aufgestaut, die teilweise nicht einmal im elektronischen OP-System eingespeist waren. Ich versuche jetzt, dass diese Patienten so schnell wie möglich dran kommen.” 

Patienten warten bis zu einem Jahr auf OP-Termin

Das hat natürlich Auswirkungen auf die Wartezeiten. Von im Schnitt 33 Wochen sind es mittlerweile schon 44 Wochen in seiner Abteilung in Wien-Penzing. Die Wartezeiten sind aber in Wahrheit noch viel schlimmer. “Ich habe Fälle dabei, die ein halbes Jahr bereits auf einen Termin gewartet haben – und jetzt dauert es noch einmal ein halbes Jahr!”

Verschärft wird die Situation in der Orthopädie noch, weil dringend benötigte OP-Kapazitäten an die Unfall-Chirurgie abgegeben werden müssen. Oft gehen sich deutlich weniger Operationen als geplant an einem Tag aus.

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