Was als Wundermittel gegen Diabetes begann, sorgt jetzt regelmäßig für Schlagzeilen. Neue Studien zeigen immer mehr Gefahren und Nebenwirkungen der beliebten Fett-weg-Spritzen.
Die sogenannten Abnehmspritzen Ozempic, Wegovy & Co. sind längst mehr als nur Medikamente – sie gelten als Lifestyle-Phänomen. Ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickelt, hat ihre Wirkung, der Gewichtsverlust, einen regelrechten Hype ausgelöst und die Präparate zu Must-haves in Sachen Body-Optimierung gemacht.
Doch der Boom hat auch eine Schattenseite: Die Wirkungsweise der Mittel ist noch nicht vollständig erforscht, und immer mehr potenzielle Nebenwirkungen kommen ans Licht. So berichten Frauen von ungeplanten Schwangerschaften während der Einnahme, während Männer über Erektionsstörungen klagen. Jetzt sorgt vor allem Ozempic von Novo Nordisk erneut für Aufsehen: Eine aktuelle Studie bringt das Diabetes-Medikament mit einem erhöhten Risiko für eine seltene und ernsthafte Augenerkrankung in Verbindung.
Ozempic kann zu Sehverlust führen
Die Studie, die auf Patientendaten aus Dänemark und Norwegen basiert, zeigt, dass Ozempic-Nutzer:innen mehr als doppelt so häufig an der Erkrankung NAION leiden wie Patient:innen, die andere Diabetes-Medikamente einnehmen. NAION steht für „nicht-arteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie“. Dabei handelt es sich um eine Durchblutungsstörung des Sehnervs, die zu einem dauerhaften und irreversiblen Sehverlust führen kann. Besonders gefährdet sind Menschen über 50 Jahre.
Wie hoch ist das Risiko wirklich?
Die gute Nachricht: Das Risiko bleibt insgesamt gering. Laut der am 11. Dezember auf der Plattform medRxiv veröffentlichten Studie gab es nur 1,4 zusätzliche Fälle von NAION pro 10.000 Patient:innenjahre bei Ozempic-Nutzer:innen im Vergleich zu anderen Medikamenten. Hochgerechnet auf 20 Jahre bedeutet das ein Risiko von 0,3 bis 0,5 %. Dennoch ist die Erkrankung ernst, da sie nicht heilbar ist.
Die Ergebnisse der Studie beziehen sich ausschließlich auf Ozempic. Für das Schwesterpräparat Wegovy, das speziell zur Gewichtsreduktion verschrieben wird, konnten die Forscher:innen keine eindeutigen Aussagen treffen, da zu wenige Daten vorlagen.
Novo Nordisk, der Hersteller von Ozempic, wiegelt ab. Nach eigenen Sicherheitsprüfungen sieht das Unternehmen keinen Anlass zur Sorge. In den klinischen Studien des Konzerns wurden nur wenige Fälle von NAION beobachtet, und es gab „keine Hinweise, die gegen das Medikament sprechen“.
Ärzt:innen warnen, dass die Risiken sorgfältig abgewogen werden sollten. Semaglutid, der Wirkstoff in Ozempic und Wegovy, gilt weiterhin als Durchbruch in der Behandlung von Diabetes und Fettleibigkeit. Die Studienautor:innen betonen: „Das therapeutische Potenzial überwiegt das sehr geringe Risiko von NAION.“
Bereits im Juli hatte eine kleinere Harvard-Studie erste Hinweise auf das Risiko geliefert. Die nun vorliegende Untersuchung ist jedoch deutlich umfangreicher: Über 44.000 Ozempic-Nutzer:innen in Dänemark und 16.000 in Norwegen wurden analysiert, und insgesamt 32 Fälle von NAION dokumentiert.
Fazit
Das Risiko, durch Ozempic oder Wegovy an NAION zu erkranken, ist zwar gering, sollte jedoch nicht unterschätzt werden. Patient:innen wird geraten, wachsam zu sein: Bei ersten Anzeichen von plötzlichem Sehverlust ist sofort ärztlicher Rat einzuholen.