Die Nachfolge des jetzigen Tiroler SPÖ-Landeshauptmannstellvertreters Philip Wohlgemuth an der Spitze des Landes-ÖGB steht fest: Die frühere SPÖ-Landtagsabgeordnete und bisherige stellvertretende Vorsitzende, Sonja Föger-Kalchschmied, wurde am Montag in einer geheimen Wahl im Landesvorstand mit 88,5 Prozent der Stimmen zur neuen geschäftsführenden Chefin gewählt.
26 von 29 Stimmberechtigten votierten in dem Gremium für die gebürtige Außerfernerin, bei den restlichen Stimmen handelte es sich um Streichungen. Die 56-jährige Föger-Kalchschmied bleibt vorerst bis Mai 2027, bis zur nächsten ordentlichen ÖGB-Landeskonferenz, geschäftsführend im Amt. Eine mögliche außerordentliche Konferenz wollte man nicht ansetzen, man habe sich in den Gremien auf diese Vorgangsweise geeinigt, erklärte Landesgeschäftsführer Benjamin Praxmarer im Anschluss an den Vorstand bei einer Pressekonferenz.
Erste Frau an Spitze einer ÖGB-Landesorganisation
Mit Föger-Kalchschmied rangiert erstmals seit 1945 eine Frau an der Spitze einer ÖGB-Landesorganisation. Wohlgemuth hatte den ehrenamtlichen ÖGB-Vorsitz mit seiner Wahl und Angelobung zum Landeshauptmannstellvertreter im Landtag kurz vor Weihnachten zurückgelegt. Die in Telfs wohnhafte Föger-Kalchschmied, ihres Zeichens auch Betriebsratsvorsitzende der Tiroler Lebenshilfe, bleibt indes auch ÖGB-Landesfrauenvorsitzende.
Frauen und Pflege im Fokus
Inhaltlich will sich die neue Vorsitzende neben spezifischen Frauenanliegen vor allem auf das Thema Pflege konzentrieren. Hier steuere man österreichweit auf eine “Katastrophe” zu, es gelte Personal zu finden und zu halten sowie die Arbeitsbedingungen zu verbessern, betonte die Neo-Chefin bei dem Pressegespräch. Der Pflegeberuf gehöre darüber hinaus zu jenen “psychisch und physisch stark belasteten” Tätigkeiten, bei denen es nicht angehe, das Pensionsantrittsalter zu erhöhen, sprach sie sich gegen jedwede derartigen Überlegungen auf Bundesebene aus: “Die Menschen schaffen es nicht, hier bis zum 67. Lebensjahr zu arbeiten.”
In Tirol müsse es zudem das Ziel sein, ein flächendeckendes, ganzjähriges und ganztägiges Kinderbildungs- und Betreuungsangebot sicherzustellen, spielte sie auf das Vorhaben der schwarz-roten Landesregierung an, einen entsprechenden Rechtsanspruch zu implementieren. In diesem Bereich werde der ÖGB “schauen”, dass das Angebot auch tatsächlich sichergestellt wird.
Darüber hinaus wolle sie daran arbeiten, “dass mehr Mitarbeiter und Mitglieder zur Gewerkschaft” kommen. Gleichzeitig verwies Föger-Kalchschmied darauf, dass man im Bundesland in den vergangenen Jahren einen Mitgliederzuwachs verzeichnet habe. Darüber hinaus werde man auch “weiblicher und jünger”. Dieser Trend solle sich fortsetzen, so die neue starke Frau des Tiroler ÖGB.
Dornauer habe “Recht”, im Landtag zu bleiben
Föger-Kalchschmied war seit der Landtagswahl im Jahr 2022 im Landtag gesessen, musste das Landesparlament aber im Dezember verlassen, weil Ex-Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer im Zuge seines Rückzuges aus Parteispitze und Regierung als Landtagsabgeordneter weitermachte. Derzeit macht Dornauer auch wiederholt klar, dort keineswegs nur “temporär” bleiben zu wollen, wie von der Parteispitze um Wohlgemuth verlangt. Es sei sein “Recht, so zu entscheiden”, meinte Föger-Kalchschmied am Montag dazu gefragt knapp. Ein “Chaos” herrsche deswegen in der Tiroler SPÖ aber keineswegs. Der Auszug aus dem Landtag sei für sie jedenfalls “schmerzlich” gewesen, räumte die neue Gewerkschaftschefin ein.