Jener Häftling, der am Montag aus der Sonderanstalt am Mittersteig in Wien-Margareten geflohen ist, gelangte über das Baugerüst – mit Sichtschutz – ziemlich ungehindert in Freiheit. Vom potenziell gefährlichen Algerier (19) fehlt jede Spur.

Wien. Das Wiener Landeskriminalamt fahndet auf Hochtouren – auch die ganze Nacht durch. Es gab zwar Dutzende Hinweise, aber noch keine Festnahme, bestätigt Polizeisprecher Philipp Haßlinger.

Wie oe24 erfuhr, war der 19-Jährige Nordafrikaner wegen absichtlich schwerer Körperverletzung eingesessen. Er hatte einem Widersacher mit dem Messer brutal attackiert, zahlreiche Stichverletzungen zugefügt und mit bloßen Händen mehrere Knochen gebrochen. Da der Algerier seine Strafe dafür laut Justiz bereits abgebüßt hat, muss er als 15- oder 16-Jähriger verurteilt worden sein (Details werden von der Behörde aus den üblichen Datenschutzgründen nicht verraten). Faktum jedenfalls ist, dass der Insasse, der zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig gewesen war, trotzdem auf unbestimmte Zeit im Maßnahmenvollzug in der Sonderanstalt Mittersieg verblieb – was nur dadurch zu begründen ist, wenn ein Gutachten ergeben hat, dass er aufgrund seines psychischen Zustands eine Gefahr für andere darstellt bzw. er Verbrechen begehen könnte.

Wie durchgesickert ist, hatte der 19-Jährige eine Beschäftigung als Hausarbeiter in der Haftanstalt – und die Gelegenheit gleich mal beim Schopf gepackt, um bei den anstehenden Umbau- sowie Renovierungsarbeiten über ein Baugerüst, das an der Häuserfassade angebracht ist, zu fliehen. Unter ganz ähnlichen Umständen waren im Sommer zwei Frauen aus der Justizanstalt Josefstadt getürmt – die sich einfach am Klo umzogen und als Besucherinnen ausgaben; dann spazierten sie aus dem Hintereingang, der zu der Zeit gerade umgebaut wurde, einfach davon. Die beiden weiblichen Häftlinge wurden später geschnappt. Eine wohnte nur 500 Meter vom Häfen entfernt in einem Hotel.

Die Wiener Polizei indes veröffentlichte noch am Montag ein Fahndungsfoto von dem geflüchteten 19-Jährigen und ersuchte Personen, denen der Mann während oder nach seiner Flucht aufgefallen ist, sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen. Hinweise (auch anonym) werden an das Landeskriminalamt Wien, Außenstelle Mitte, unter der Telefonnummer 01-31310-43800 erbeten.

Forensisch-therapeutisches Zentrum

Die Sonderanstalt in Mittersteig ist ein forensisch-therapeutisches Zentrum (früher: Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher), in dem Personen untergebracht sind, die unter dem maßgeblichen Einfluss einer schwerwiegenden und nachhaltigen psychischen Störung bestimmte Straftaten begangen haben und darüber hinaus als gefährlich gelten – bei denen also zu befürchten ist, dass sie weitere schwerwiegende strafbare Handlungen begehen. In Mittersteig werden vorwiegend zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähige Rechtsbrecher untergebracht.

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