Die Vorstellung, dass Menschen auf anderen Himmelskörpern leben, ist keine reine Science-Fiction mehr. 

Aktuell arbeitet die NASA an einem revolutionären Konzept, bei dem Pilze eine zentrale Rolle beim Bau von Siedlungen auf dem Mond oder Mars spielen könnten. Diese speziellen Strukturen sollen nicht nur rasch wachsen, sondern auch Raumfahrern Schutz bieten. Doch das Projekt wirft viele Fragen auf und befindet sich noch in einer frühen Forschungsphase.

Schnell wachsende Habitate auf Mond und Mars

Die Idee, Häuser auf dem Mars oder Mond aus Pilzen zu bauen, hat großes Potenzial. Ein Habitat, das auf einem anderen Planeten aus diesen natürlichen Strukturen wächst, könnte in nur wenigen Tagen bezugsfertig sein. Ein entscheidender Vorteil dabei ist, dass herkömmliche Baumaterialien nicht in den Weltraum transportiert werden müssten, da dies extrem teuer und aufwendig wäre. Laut der NASA wäre es effizienter, die vorhandenen Ressourcen auf dem Mond oder Mars für den Bau zu nutzen. Doch wie genau könnte das funktionieren?

 

Statt schwere Materialien zu transportieren, sollen Pilze genutzt werden, um stabile Strukturen zu formen. Pilzsporen, Algen und Wasser könnten die Basis für ein solches Gebäude bilden. Chris Maurer, Architekt bei Redhouse Architecture, erklärte in einem Interview mit Al Jazeera, dass ein kleiner Behälter mit Pilzsporen und Algen auf die Oberfläche des Mondes oder Mars gebracht werden könnte. Diese Pilzsporen würden durch die Zugabe von Wasser und Nährstoffen beginnen, in eine vorgegebene Form zu wachsen. Das dort vorhandene Gestein – beispielsweise der Marsboden oder Regolith vom Mond – könnte ebenfalls in den Prozess eingebunden werden, um die Struktur zu festigen.

Eine aufblasbare Gussform aus Gummi soll den Pilzen eine Richtung vorgeben, in die sie wachsen. Durch die einzigartige Umgebung auf Mond und Mars – mit fehlender Atmosphäre, geringerer Gravitation und ohne erdähnlichen Luftdruck – könnten diese Strukturen stabiler sein als auf der Erde. Allerdings müssen sie nach außen hin widerstandsfähig genug sein, um dem inneren Druck standzuhalten, der für das Überleben der Raumfahrer notwendig ist.

Schutz vor extremen Bedingungen

Ein weiteres Ziel der Pilzhäuser ist es, Schutz vor den extremen Bedingungen auf dem Mars und Mond zu bieten. Dort herrschen extreme Temperaturschwankungen, die von bitterer Kälte bis hin zu großer Hitze reichen. Zudem besteht die Gefahr von Mikrometeoriten, die auf die Oberfläche treffen. Die NASA plant, dass die Pilzstrukturen diesen äußeren Einflüssen standhalten. Ein besonderer Vorteil der Pilze ist ihr Melaningehalt, der als natürlicher Schutzschild gegen die schädliche kosmische Strahlung fungieren könnte. Diese Strahlung stellt eine der größten Gefahren für Menschen auf dem Mars oder Mond dar.

Laut Chris Maurer könnten kleine temporäre Unterkünfte für Raumfahrer, die sich auf Erkundungstouren befinden, sogar in wenigen Stunden errichtet werden. Größere Habitate bräuchten hingegen etwa 30 bis 60 Tage, um vollständig zu wachsen.

Trotz des spannenden Potenzials dieser Technologie sind noch viele Fragen offen. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, sicherzustellen, dass sich die Pilze auf dem Mars oder Mond nicht unkontrolliert ausbreiten oder mutieren. Solche Szenarien könnten die Umwelt dieser Himmelskörper kontaminieren und unerwartete Risiken mit sich bringen. Zudem ist unklar, wie das für das Pilzwachstum notwendige Wasser bereitgestellt werden soll. Maurer vermutet, dass Wasser aus unterirdischen Reserven der Himmelskörper genutzt werden könnte. Doch dies ist bislang nicht gesichert.

Feldversuche ab 2028 möglich

Ein erster realer Test dieser Technologie könnte frühestens 2028 stattfinden, wenn die geplante kommerzielle Raumstation Starlab in den Orbit gebracht wird. Ob dieser straffe Zeitplan eingehalten werden kann, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass vor einer möglichen Umsetzung noch viele Jahre intensiver Forschung und Tests nötig sind.

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