Ein eigener Prozess für jeden Angeklagten nach den Ausschreitungen in der Linzer Halloween-Nacht. Heute, Montag, steht ein 19-jähriger Spanier vor Gericht.
Er wurde Mitte Dezember festgenommen, ihm wird schwere gemeinschaftliche Gewalt und schwere Körperverletzung zur Last gelegt – denn er soll Steine und Böller der Kategorie 3 und 4 auf die Polizisten geworfen haben.
Darüber hinaus habe er Steine ausgeteilt und andere zum Werfen angestiftet. Bei der Hausdurchsuchung Ende Dezember konnten bei dem Spanier 160 Knallkörper der Kategorie 4 sichergestellt werden. Offenbar als Vorbereitung für eine große Aktion zu Silvester, vermuteten die Ermittler.
Im ersten Prozess vergangenen Donnerstag gab es – nach einem späten Geständnis des angeklagten 22-jährigen Syrers – ein hartes Urteil. Der unbescholtene Jungvater wurde zu 18 Monaten teilbedingter Haft verurteilt, er muss – rechtskräftig – sechs Monate ins Gefängnis.
Der junge Spanier kommt in Jeans und weißem Hemd in den Gerichtssaal, die Augen gesenkt, schuldbewusst. Die Staatsanwaltschaft ist sicher: “Dem Tiktok-Aufruf folgend ist der Angeklagte zum Taubenmarkt gekommen, um sich mit Freunden zu treffen. Mit mit Steinen gefüllten Hosentaschen ist er in die Landstraße gegangen und hat andere aufgefordert, „Steine auf Polizei“ zu werfen, auch Böller habe er geworfen. Dass niemand verletzt wurde, räumt die Staatsanwaltschaft abschließend ein.
Vorstrafe und Waffenverbot
Der Mann ist – nicht einschlägig – vorbestraft, wegen eines Vermögensdelikts, er wurde im August auf Bewährung verurteilt. Gegen ihn besteht auch ein Waffenverbot seit 2020.
Bewährt hat er sich nicht, das bestätigt er auch vor Gericht. Die Version des Verteidigers und des Angeklagten. “Ich wollte am Taubenmarkt etwas essen, dann zum Konzert eines Freundes gehen.” Dann habe er die vielen jungen Leute gesehen, habe Böller bekommen und diese später auf Polizisten geworfen. Von dem Tiktok-Video – Linz soll Athena werden – habe er im Vorfeld nichts mitbekommen. Er sei zufällig in diese Krawallnacht geraten.
Diesmal zeigt die Richterin Videos. “Wie fühlen Sie sich dabei”, fragt sie den Angeklagten. “Nicht gut”, antwortet er bedrückt, “man möchte die Zeit zurückdrehen. Dass ich mitgemacht habe, war ein Fehler, das tut mir sehr leid, das kommt nie wieder vor.” In der Haft hat er sich einen Bewährungshelfer genommen. Sobald er frei kommt, könne er mit einer Lehre im Tiefbau beginnen, bestätigt auch sein Verteidiger. “Bis jetzt bin ich immer auf der Straße spazieren gewesen, das hat nichts gebracht”, zeigt er sich reumütig.
Schwierige Einvernahme
Dann kommt die Sprache auf die Böller, die bei ihm gefunden wurden. Die hat er in Tschechien gekauft, gibt er zu: “Aber die wollte ich nur mit meiner Familie zu Silvester schießen.”
Der Angeklagte bleibt auch auf abschließende Nachfrage der Richterin dabei: Ja, er habe selbst auf die Polizisten geworfen, aber niemanden dazu angestiftet oder Steine verteilt.
Dann holt die Richterin den ersten Zeugen rein. Ein Schüler, der auch am Taubenmarkt und in der Landstraße war und selbst als Beschuldigter geführt wird. Die Zeugeneinvernahme gestaltet sich schwierig. Der junge Bursche hat nicht gesehen, dass der Angeklagte Böller geworfen oder Steine ausgeteilt hätte.
Der zweite Zeuge ist nicht erschienen. Er ist auch am Handy nicht erreichbar. Die Richterin holt den vorigen Zeugen nochmals rein. Die Hauptverhandlung wird unterbrochen, um den Zeugen ins Gericht zu bekommen.