Der Burgenländer will jetzt Richtungswechsel in Bundes-SPÖ und Rache an Wien.

Wechselbad der Gefühle. Hans Peter Doskozil hat zwar am Sonntag sein selbstgesetztes Ziel – die absolute Mehrheit im Burgenland zu halten – verfehlt. Aber: Mit über 46 Prozent ist der streitbare Rote freilich trotzdem der in Zahlen erfolgreichste Landeshauptmann. Seine Kolleginnen in Niederösterreich, Salzburg und Kärnten etwa hatten je zehn Prozent bei ihren Landtagswahlen verloren. Während der einstige SPÖ-Chef-Anwärter sogar weniger verlor als Vorarlbergs ÖVP-Landeshauptmann Markus Wallner, dessen minus fünf Prozent zum de facto Sieg deklariert wurden. Wie auch immer.

Für Doskozil – das zeigen die über fünf Prozent für die Grünen – wäre mutmaßlich in Zeiten eines sich abzeichnenden „Kanzler Herbert Kickl“ und Blau-Schwarz wohl noch mehr drinnen gewesen, wenn er unter Linken nicht so polarisieren würde.

Rote jetzt vor neuer Zerreißprobe

Grundsätzlich werden die Doskozil-Anhänger aber nun den „burgenländischen Weg als bestätigt“ preisen und ein „Umdenken“ der Bundes-SPÖ – sprich von Andreas Babler – fordern.

Auch in anderen Bundesländern war bereits Sonntagabend hinter vorgehaltener Hand zu hören, dass „wir Doskozils Zuwanderungspolitik auch im Bund brauchen“. Die Doskozil-Kritiker in der SPÖ verweisen hingegen darauf, dass die FPÖ und Norbert Hofer – Doskozil hin oder her – „extrem stark dazugewonnen“ habe und sogar „deutlich über dem Ergebnis von 2015 am Höhepunkt der Flüchtlingskrise“ liege.

Die alte Diskrepanz der SPÖ ist freilich leicht erklärt: Die ländlichen Bereiche der SPÖ brauchen und wollen eine „rechtere“ Linie, während die urbanen SPÖ-Vertreter genau das nicht brauchen können.

Spannend wird freilich auch, ob Doskozil seine seit Monaten hinter den Kulissen geübten Drohungen wahrmacht: Der burgenländische Landeshauptmann habe gegenüber Parteifreunden immer „wieder gesagt nach der Burgenland-Wahl kümmere ich mich um Wien“, so mehrere Sozialdemokraten zu oe24.

Rache. „Kümmern“ ist freilich nicht freundschaftlich gemeint. Doskozil macht bekanntlich Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig dafür verantwortlich, dass er nicht SPÖ-Chef werden konnte und will diesem bei der Wien-Wahl schaden. Das Burgenland-Ergebnis hat freilich – Ironie der Geschichte – Ludwig vielmehr signalisiert, dass seine Entscheidung, die Wien-Wahl auf April vorzuverlegen, ziemlich sicher die richtige war.

Auch er könnte besser abschneiden als manch einer seiner Gegner hofft. Und Doskozil lebt vielleicht seine Racheglüste am Ende doch an jenem Mann aus, der SP-Chef wurde: Babler.

Exit mobile version