Zehn Mal stand Tamara Tippler auf dem Weltcup-Podest, doch nach der Geburt ihrer Tochter gestaltete sich das Comeback im heurigen Winter schwieriger als erwartet.
Die 33-Jährige bestritt kein einziges Rennen mehr und wurde vom ÖSV nicht mehr aufgestellt. Nun hat sie ihren Rücktritt bekannt gegeben – und dabei ordentlich gegen ihre Betreuer ausgeteilt.
„Der Weg zurück ist steinig genug. Und wenn man dann noch einen Felsen in den Weg gelegt bekommt, macht es das auch nicht einfacher“, so Tippler im ORF-Interview. Sie wirft ihrem Trainerteam vor, sie auf ihrem Weg zurück in die Weltspitze nicht ausreichend unterstützt zu haben. „Es ist geduldet, dass ich da bin, aber nicht erwünscht. Das tut schon weh“, kritisiert sie insbesondere Damen-Chefcoach Roland Assinger.
Assinger, so Tippler, sei kein großer Motivator gewesen. Im Startbereich hätte es bei vielen Läuferinnen Tränen gegeben, „bevor jemand losgefahren ist. Mit Selbstvertrauen kann man viel erreichen, und das Selbstvertrauen soll einem nicht schon im Vorhinein genommen werden.“ Die zwischenmenschliche Kommunikation sei komplett zusammengebrochen. „Wenn man so in der Privatwirtschaft tut, dann gibt es diese Firma bald nimmer“, so Tippler.
“Chef taugt nicht mehr”
Die Steirerin zieht klare Konsequenzen: „Wenn dir der Chef nicht mehr taugt, du nicht mehr zusammenkommst und das Verhältnis nicht mehr passt, dann ist ganz schnell eine Kündigung geschrieben. Ich will das nicht mehr. Und so war es bei mir auch.“
Assinger selbst wurde vom ORF mit den Vorwürfen konfrontiert. Der 51-jährige Kärntner verteidigt sich: „Wir reden von Leistungssport, da zählt Leistung, und wenn die Leistung nicht da ist, dann kann man nicht starten, weil man zu langsam ist. Ich glaube, das ist ihr ein wenig aufgestoßen.“ Aus „Mitleid“ lasse er niemanden starten, „sondern ich lasse jemanden starten, um Leistung zu zeigen und schnellstmöglich runterzufahren. Es hat ja andere Läuferinnen auch betroffen, ich bin hier einfach korrekt vorgegangen.“
Zum Vorwurf, er habe Tippler zu wenig unterstützt, sagt Assinger: „Sie hätte alle Trainingskurse mitfahren und alle Konditionskurse bestreiten können. Der Abfahrtssport ist höchstgefährlich, wie wir wissen, da muss man zu 100 Prozent fit sein.“
Ob Tipplers Kritik berechtigt ist oder ob es einfach an der fehlenden Form lag – eines ist klar: Die Karriere der Steirerin ist nun Geschichte, und die Diskussion um die Zustände im ÖSV wird weitergehen.