Doskozil könnte am Sonntag ein Profiteur der Angst vor einem Kanzler Kickl sein. Rote und blaue Strategen gehen vor der Landtagswahl genau davon aus.
Der rote Landeshauptmann, der einst selbst mit Blauen regiert hatte, könnte damit weit weniger verlieren als andere Amtskollegen von ihm, egal ob in Niederösterreich oder Kärnten.
SPÖ-Strategen: Top-Ergebnis für Doskozil
Dass Doskozil – wie es sein ursprüngliches Ziel war – seine absolute Mehrheit noch ausbauen oder halten könne, bezweifeln zwar die meisten. Aber: „Er wird nur minimal verlieren, zeigen seine eigenen Umfragen, sagt ein Roter. Was das heißt: Offenbar rechnet man in der SPÖ – trotz FPÖ-Spitzenkandidat Norbert Hofer – mit rund 47 Prozent für den einstigen roten Verteidigungsminister, der gerne SPÖ-Bundesparteichef geworden wäre.
“Dosko will Rache an Ludwig nehmen”
Sollte das bei der burgenländischen Landtagswahl herauskommen, droht die Lage in der SPÖ erneut zu eskalieren, befürchten einige Rote: „Die Gefahr richtet sich dann aber weniger gegen Babler als gegen Michael Ludwig.“ Der Hintergrund: Laut mehreren Zeugen habe Doskozil immer wieder erklärt, „nach seiner Wahl alles zu machen, um Ludwig und der SPÖ Wien zu schaden“, behaupten mehrere Rote gegenüber oe24.
Auch Debatte gegen Babler geplant
Der Burgenländer wolle „Rache an Ludwig nehmen“, den er dafür verantwortlich mache, dass Babler und nicht er 2023 SPÖ“-Chef geworden sei. SPÖ-Chef Andreas Babler könnte freilich von Unterstützern Doskozils nach der Burgenland-Wahl sein Fett abbekommen. Denn diese Kreise würden eine Richtungsdebatte – Zuwanderungspolitik und Haltung gegenüber der FPÖ – führen wollen. Das könnte wiederum größeres Ungemach für Babler bedeuten, der in der SPÖ mittlerweile als äußerst umstrittener SPÖ-Vorsitzender gilt.
Aber nicht nur für die SPÖ könnte die Wahl im Burgenland Erschütterungen auslösen.
Auch der ÖVP droht jetzt Ungemach
Auch in der ÖVP könnte es unangenehm werden. Immerhin hatten ÖVP-Strategen, die für Blau-Schwarz waren – gemeint, dass eine Koalition mit den Blauen der ÖVP bei Wahlen helfen, während die Talks mit Rot und Neos der ÖVP schaden würden. Am Sonntag wird man dann gleich sehen können, was an dieser Theorie dran ist. Sollte die ÖVP unter 20 Prozent abstürzen, würden einige in der ÖVP freilich die Sinnhaftigkeit der Verhandlungen mit den Blauen in Frage stellen.
Blau-Schwarz im Burgenland?
Aber: Sollte Doskozil doch mehr verlieren und sich eine blau-schwarze Koalition im Burgenland ausgehen, würde dies wohl auch kommen. Norbert Hofer wäre dann nach Mario Kunasek in der Steiermark der zweite blaue Landeshauptmann. Die ÖVP hätte mutmaßlich wenig Probleme, den Steigbügelhalter der FPÖ zu spielen. Allerdings bleibt abzuwarten, wie Herbert Kickl – er stellte ja den Kanzleranspruch, weil er mit der FPÖ bei der Nationalratswahl Erster mit 28 Prozent der Stimmen wurde – so eine Konstellation schönreden könnte.
Die burgenländische Landtagswahl könnte für alle Parteien spannender werden, als sie auf den ersten Blick wirkt.