Den Spitznamen „Mr. Fix-It“ hat sich Maroš Šefčovič seinerzeit in den Brexit-Verhandlungen verdient, nun soll er die Beziehungen zu Washington reparieren
Der EU-Handelskommissar steht im Zollstreit mit dem US-Präsidenten Donald Trump vor der vielleicht größten Herausforderung seiner Karriere.
Sein wichtigster Ansprechpartner in Washington ist US-Handelsminister Howard Lutnick. Mit ihm steht Šefčovič nach eigener Aussage in ständigem Kontakt, über Telefonate und Videoanrufe. Zweimal ist der EU-Handelschef seit Trumps Amtsantritt bereits in die USA gereist. Einen Termin für den nächsten Besuch gibt es nach Angaben der Kommission vom Dienstag vorerst nicht.
In Brüssel genießt Šefčovič ein hohes Ansehen. „Er ist die perfekte Besetzung für diese Aufgabe“, sagt eine EU-Diplomatin. „Er ist klug, er ist ein guter Verhandlungsführer, er ist entschlossen und ausgeglichen. Er hat die nötigen Fähigkeiten.“
Der 58-Jährige ist einer der dienstältesten EU-Kommissare, in mehr als 15 Jahren hatte er verschiedene Ressorts inne. Unter anderem war er mit der Umsetzung des Brexit-Abkommens mit Großbritannien betraut.
Guter Draht zu den Amerikanern nun gefragt
„Er ist ein bisschen langweilig, ein harter Arbeiter, kennt sich aus und hat Erfahrung im Umgang mit einem unberechenbaren Drittland“, sagt ein anderer EU-Diplomat. „Außerdem hat er einen guten Draht zu den Amerikanern. Genau das, was wir jetzt brauchen.“
Wegen seiner Größe ist Šefčovič auch als „Big Maroš“ bekannt, sich selbst beschreibt er als „ewigen Optimisten“. Die Aufmerksamkeit der Medien meidet er. Bei EU-Beamten machte er sich damit beliebt.
„Er ist sehr vorsichtig“, sagt ein hochrangiger EU-Beamter. „Nur die Geschichte wird zeigen, ob es das ist, was wir zu diesem Zeitpunkt in Europa brauchten – oder ob wir eher einen lautstarken Verhandlungsführer brauchten, der Stärke zeigt.“
Als ehemaliges Mitglied der kommunistischen Partei in seiner Heimat, der Slowakei, unterhält Šefčovič enge Beziehungen zum dortigen Premierminister Robert Fico. Wegen dessen pro-russischer Haltung handelte sich Šefčovič daher Kritik aus dem Europaparlament ein.
Wuchs in Plattenbau in Bratislava auf
Der heute dreifache Vater wuchs in einem der Plattenbauten der slowakischen Hauptstadt Bratislava auf. Nach eigener Aussage war er gerade einmal zwölf Jahre alt, als sein Vater ihm zu Weihnachten ein Buch über Diplomatie schenkte. „Mit Spannung habe ich gelesen, wie Lord Essex durch Afghanistan reiste, um sich mit den lokalen Krisen auseinanderzusetzen“, erinnert sich Sefcovic auf seiner Webseite.
Sefcovic spricht fließend Englisch, Französisch und Russisch, Deutsch versteht er. In seiner späteren Karriere als Diplomat arbeitete der Slowake in verschiedenen Ländern, unter anderem als Botschafter seines Landes in Israel. Eine Bewerbung auf das Präsidentenamt in der Slowakei 2019 scheiterte.
In seiner Freizeit schaut Sefcovic Tennis, geht schwimmen oder dreht lange Runden mit seinen zwei Golden Retrievern. Diese Hobbys könnten ihm zugutekommen – auch in den Verhandlungen mit der US-Regierung dürfte Sefcovic einiges an Ausdauer brauchen.