Bis Sonntagmittag ist weiterhin kein Fall der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Österreich aufgetaucht.
Das berichtete Nina Sorger vom burgenländischen Landeskrisenstab auf APA-Anfrage. Die voll ausgerollten Grenzkontrollen und Maßnahmen zur Bekämpfung der Krankheit würden von den Verkehrsteilnehmern mit Verständnis angenommen. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) machte sich beim Grenzübergang Berg bei Hainburg (Bez. Bruck an der Leitha) ein Bild von der Situation.
Das Land Burgenland kalmierte am Sonntagabend nach einem Bericht der „Kronen Zeitung“ über auf ungarischem Staatsgebiet verscharrte tote Rinder, wenige Kilometer von Nickelsdorf (Bezirk Neusiedl am See) entfernt, und etwaige Auswirkungen auf das Grundwasser. „Nach derzeitigem Wissensstand ist eine Gefährdung des Trinkwassers ausgeschlossen. Das haben sofortige Abklärungen ergeben, nachdem bekannt wurde, dass die gekeulten Rinder auf ungarischer Seite in großer Zahl vergraben werden“, teilte der Krisenstab des Landes Burgenland mit.
Sowohl das Gesundheitsministerium als auch die Sachverständigen im Amt der Burgenländischen Landesregierung stehen in direktem Kontakt mit den ungarischen Behörden, wurde betont. Die Grundwasserströme im Gebiet von Hegyeshálom würden in südöstliche Richtung verlaufen, sodass eine etwaige Verschmutzung des Grundwassers den Brunnen Keylehof auf österreichischem Staatsgebiet nicht gefährden kann. Dies werde auch seitens des Wasserleitungsverbandes Nördliches Burgenland (WLV) bestätigt. Kommende Woche soll auch die österreichisch-ungarische Gewässerkommission mit dem Thema befasst werden, hieß es weiters.
Die offenen Grenzübergänge
Wie tags zuvor hatten sich am Sonntag keine größeren Staus an den Autobahn-Grenzstationen Nickelsdorf und Kittsee gebildet, gab die Polizei bekannt. Auch in Niederösterreich blieb es ruhig. Der wirkliche Belastungstest stehe demnach erst am Montag durch den Berufsverkehr bevor. Burgenlands Landeshauptmann-Stellvertreterin Anja Haider-Wallner (Grüne) und der burgenländische Wirtschaftslandesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) appellierten in einer gemeinsamen Presseaussendung am Sonntag nochmals, am Montag unbedingt Verzögerungen einzuplanen und die Fahrt rechtzeitig anzutreten, wer aus Ungarn oder der Slowakei einreisen will. Bei Fahrten aus dem Mittel- und Südburgenland in das Nordburgenland sollten Abkürzungen über Ungarn vermieden werden.
In Nickelsdorf sind fünf Seuchenteppiche ausgerollt, auch in Kittsee würde entsprechend reagiert, wie Polizeisprecher Helmut Marban gegenüber der APA am Sonntag erklärte. In Klingenbach sind zwei Fahrstreifen vorbereitet.
Insgesamt ist der Grenzübertritt im Burgenland nach Stand Sonntagnachmittag weiterhin über folgende mit Seuchenteppichen ausgestattete Übergänge möglich: Kittsee – Jarovce (A6), Nickelsdorf – Hegyeshalom 1 (A4), Nickelsdorf – Hegyeshalom 2, Pamhagen – Fertöd, Klingenbach – Sopron, St. Margarethen – Sopronköhida, Deutschkreutz – Kopháza und Rattersdorf – Köszeg. Alle Grenzübergänge in den Bezirken Oberwart, Güssing und Jennersdorf sind nach wie vor geöffnet und ungehindert passierbar. Allerdings hat die Polizei auch in diesen Bezirken ihre Kontrollen in Bezug auf das Einfuhrverbot von lebenden Paarhufern sowie Frischfleischprodukten aus Ungarn und der Slowakei verschärft.
In Niederösterreich sind an den beiden Grenzübergängen in Hohenau an der March (Bezirk Gänserndorf) und Berg Seuchenteppiche ausgelegt.
„Seuche direkt vor unserer Grenze“
„Die Seuche steht direkt vor unserer Grenze“, warnte Totschnig bei seinem Besuch am Grenzübergang. Oberstes Ziel sei es, eine Einschleppung nach Österreich zu verhindern. Bäuerinnen und Bauern sorgten sich zurecht um ihre Tiere und ihre Existenz. Man unternehme alles Menschenmögliche, um die Ausbreitung der Seuche zu verhindern, sagte Bundespolizeidirektor Michael Takacs, der Totschnig begleitete. Totschnig unterstrich, dass alle notwendigen Vorkehrungen getroffen worden seien. Er appellierte aber auch an die Bevölkerung, sich an die Vorschriften zu halten. „Vermeiden Sie Kontakt zu Tieren, bringen Sie keine tierischen Produkte aus betroffenen Gebieten mit. Jeder Einzelne kann einen Beitrag leisten!“, so der Minister. Der Ernst der Lage sei nicht zu unterschätzen.
Bei den Durchsuchungen der Fahrzeuge ist es bisher noch zu keinen Funden von illegalen Waren gekommen. Aufgrund der aktuellen Verordnung des Gesundheitsministeriums dürfen rohes Fleisch oder Jagdtrophäen nicht nach Österreich eingeführt werden. Laut Polizei ist es auch noch zu keinen Fällen gekommen, wo sich Fahrer außergewöhnlich über die Maßnahmen beschwert hätten.
40 Soldaten im Assistenzeinsatz
Im Assistenzeinsatz zur Unterstützung der Grenzkontrollen und Seuchenbekämpfung stehen derzeit 40 Soldaten des Bundesheeres, wie Bundesheer-Sprecher Stefan Friebe der APA mitteilte. Die abkommandierten Soldaten gehören der Garde an und befinden sich bei den beiden Grenzstationen Nickelsdorf und Kittsee.