Bereits zum zweiten mal in der Geschichte gibt es einen Wirbel um einen Umbau am Michaeler-Platz. Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) lässt dort jetzt mit Privatbeteiligten eine “Wohlfühloase” entstehen

Am Michaelerplatz geht es seit heute früh, 13. Mai, so richtig rund. Bagger sind aufgefahren und ackern sich durch die historischen Pflastersteine. Lastwagen transportieren Material an und ab. Es ist laut und staubig und Touristen wundern sich, was denn hier vor sich geht.

“Wohlfühloase” vor des Kaisers Fenstern

Der Umbau des historischen Platzes vor der Hofburg und den ehemaligen Privaträumlichkeiten Kaiser Franz Josefs, beginnt beinhart, wie von der Wiener Stadträtin Ulli Sima angekündigt. Eine “Wohlfühloase” mit 9 Bäumen, Gräserbeeten und sogar einem Wasserspiel soll der Platz werden und damit “klimafit” . Und das schon bis Ende 2024. Und das laut Medienberichten unter Beteiligiung privater Geldgeber, die den Platz umgebaut haben wollen.

Protestbrief internationaler Experten

Experten haben mit der Neugestaltung aber gar keine Freude. Die geplanten Bäume und das Wasserspiel würden die Sicht auf historische Fassaden nehmen, meinen sie in einem Brief an Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Unter den Unterzeichnern eines von der Gesellschaft für Architektur (ÖGFA) veröffentlichten Schreibens finden sich zahlreiche Universitätsprofessoren verschiedener Fachrichtungen aus dem In-und Ausland.”Niemand würde auf die Idee kommen, auf der Piazza Navona in Rom, der Grand-Place in Brüssel oder auf dem Domplatz in Salzburg Bäume zu pflanzen”, so die Kritiker.Damit wäre auch der Status als Weltkulturerbe in Gefahr.

Denkmalschutz und Stadtbild

Ulli Sima indes meinte von Anfang an, dass die Umgestaltung im Einklang mit dem Denkmalschutz passiere. Seitens des Denkmalschutzamtes verweist man aber auch darauf, dass nur die kreisrunde Gestaltung in der Mitte mit dem Ausschnitt für die römischen Ausgrabungen, denkmalgeschützt sei. Und: “Das Bundesdenkmalamt hat im Zuge der Projektwerdung fachliche Bedenken gegen eine Beeinträchtigung der Sichtachsen vorgebracht, die hinsichtlich der Zahl und der Platzierung der von der Stadt Wien geplanten Bäume berücksichtigt wurden. Der Schutz der Sichtachsen ist rechtlich eine Angelegenheit des Stadtbildes und fällt nicht in die behördliche Verantwortung des Bundesdenkmalamtes,” wurde in einer Aussendung festgehalten.

Zweiter Bauskandal am Platz

Seitens der Stadt gibt es von Ulli Sima bis jetzt keine Stellungnahme zu der Kritik. Offenbar wird das Projekt jetzt einfach durchgezogen.Und es erinnert daran, dass Kaiser Franz Josef seine Fenster auf diesen Platz schon 1910 dauerhaft mit Jalousien verdunkelte als das Loos-Haus gebaut wurde. Das gefiel ihm nicht, weil die Fenster keine “Augenbrauen” hatten. Und nach dem Skandal und einem Baustopp musste das Haus wenigstens Blumenkisterln bekommen.  Bettina Mader

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