Für Aufregung wird dieser Prozess in Villach vor allem außerhalb des Gerichtssaals sorgen: Ein gesuchter Mordverdächtiger bekam bei uns Asyl, lebt unter neuem Namen in Villach und wird nicht ausgeliefert – weil in seiner Heimat vielleicht wieder die Todesstrafe kommt.

Ktn. Am Landesgericht Klagenfurt startete am Mittwoch ein Mordprozess gegen einen Mann aus der russischen Föderation, der seit 2005 in Österreich lebt und seit 2012 asylberechtigt ist. Der Angeklagte soll 2001 bei einer Kneipenschlägerei in Dimitrovgrad, einer Stadt 800 Kilometer östlich von Moskau, einen Kontrahenten bei einer Geburtstagsfeier erstochen haben. Der Angeklagte bekannte sich nicht schuldig. 

Zuerst einmal sei erklärt, warum das Verfahren überhaupt in Österreich abgewickelt wird: Demnach haben die Behörden laut Staatsanwalt Markus Kitz eine Auslieferung an Russland abgelehnt – weil die russischen Gefängnisse laut einem eingeholten Gutachten veraltet und die Haftbedingungen fragwürdig wären. Außerdem könnte die Todesstrafe bald wieder angewendet werden.

Riesen-Wirbel bzw. Fragezeichen gab es gleich zu Beginn des Prozesses, als der Familienvater angab, 43 und somit 1980 geboren zu sein. In seinem Asylverfahren allerdings hatte er angegeben, 5 Jahre älter zu sein. Er muss seine genauen Daten nun mit einer Urkunde belegen, denn bei einem späteren Geburtsjahr wäre er bei der Tat erst 20 Jahre alt gewesen und somit junger Erwachsener, womit ihm im Fall einer Verurteilung eine geringere Strafe erwarten würde. Zudem wäre die Zusammensetzung der Geschworenen eine andere.

Auch die offizielle Staatsangehörigkeit als Russe verneinte der Angeklagte: Er sei Staatsangehöriger der tschetschenischen Republik. „Ich bin der Meinung, dass unser Volk anerkannt ist“, erklärte er stolz.

Kommissar DNA holte Angeklagten ein

Zum tödlichen Bauchstich bei einer Geburtstagsfeier einer 17-Jährigen, deren Freund schließlich tot am Boden lag, meint der Angeklagte nur, das Ganze wäre eine Kneipenschlägerei gewesen, in die er zufällig geraten wäre.  “Ich bin unschuldig. Ich glaube, dass jemand mich treffen wollte und irrtümlich ihn erwischt hat.”

Übrigens: 2021 brachte ein Abgleich von Fingerabdrücken den Mordverdacht auf den Asylberechtigten, der unter einem neuen Namen in Villach lebt. In Österreich ist der Angeklagte unbescholten. 

Der Prozess wurde vertagt.

Exit mobile version