Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer fordert im oe24.TV-Interview mit oe24-Chefredakteur Niki Fellner „ordentliche Arbeit“ von der neuen Regierung.  Er spricht über Trump, die FPÖ, SPÖ-Chef Babler und darüber, dass in Östereich am Arbeitsmarkt eine Viertelmillion Menschen fehlen. 

oe24.TV: Es gibt eine neue Regierung, eine Dreier-Koalition, die erste aus ÖVP, SPÖ und NEOS. Sind Sie zufrieden mit dieser neuen Dreier-Koalition?  

Harald Mahrer: Ich glaube, ob wir mit der Koalition zufrieden sind, werden wir dann sehen, wenn die begonnen hat, ordentlich zu arbeiten. Und wir werden sie an den Ergebnissen messen. Am Ende des Tages, wenn der Wirtschaftsmotor gut läuft, dann geht es uns allen auch gut. Und diese Regierung muss, glaube ich, jetzt ganz besonders dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft stimmen.  

“Es um leistbare Energiepreise”  

oe24.TV: Das sehen Ihre Kollegen von der Industrie anscheinend deutlich skeptischer und kritischer. Da gab es massive Kritik an dieser neuen Regierungskonstellation. Dort hätte man sich Blau-Schwarz gewünscht. Wäre Blau-Schwarz für die Wirtschaft nicht die bessere Regierungsform? 

Mahrer: Ich glaube, wir haben das ja auch mal intensiv diskutiert, dass es ja nicht nur ausschließlich um ein wirtschaftliches Programm geht, sondern auch darum, wie ist Österreich in das demokratische Konzert Europas eingebunden und wie schaut es auch dann mit unserer internationalen Reputation, mit unserem Image international als wichtiger Partner aus.

Österreich ist ein Land, das sehr viel Geld international verdient, nämlich im Export. Unsere Betriebe, die produzieren, viele der Industriebetriebe, zählen da zu den ganz, ganz top positionierten Unternehmen weltweit, verkaufen international. 

Nicht nur in die USA, wo das Geschäft ganz gut geht, sondern auch in viele Länder Europas, wo eben der Wirtschaftsmotor gerade lahmt. Das heißt, die Nachfrage nach österreichischen Top-Produkten ist gerade nicht so groß. Aber wir verkaufen auch sehr gut nach Afrika, nach Südamerika und vor allem in die vielen Länder Asiens, wo die Wirtschaft zum Teil wesentlich besser läuft als in Europa.

Und ich glaube, was wir gemein haben in der Einschätzung ist, dass der österreichische Wirtschaftsmotor vor allem im produzierenden Bereich Rahmenbedingungen braucht, dass wir wieder international wettbewerbsfähig sind. Da geht es um leistbare Energiepreise. Das gilt übrigens für Herrn und Frau Österreich ja ganz genauso in ihrer Rolle als private Bürgerinnen und Bürger.

Das sagt er zu SPÖ-Chef Andreas Babler

Zu Andreas Babler sagt Mahrer: “Ich glaube, dass jeder in sich gehen kann und schlauer werden kann, reflektiert darüber nachdenkt, ob er immer alles richtig gemacht hat. Das gilt für jeden von uns im Privaten wie im Beruflichen, in Kunst und Kultur genauso wie in der Wissenschaft, in der Wirtschaft, in der Zivilgesellschaft. Und ich finde es gut, wenn sich jetzt Menschen gefunden haben und gesagt haben, wir bauen ein tragfähiges Fundament für eine Regierung, die für das Land auch arbeiten will.” 

Das sagt er zu US-Präsident Donald Trump: “Agiert sehr speziell”

Zu Trump meint der WKÖ-Präsident: “Es hat sich geopolitisch, international, in den letzten Monaten viel getan. Die USA hat einen neuen Präsidenten, der sehr speziell agiert, um das mal so zu sagen. Aber wir kennen ihn ja schon aus der Amtsperiode Trump I. Die Europäische Union muss sich anders aufstellen.” 

Arbeitsmarkt: Pensionen und Migration

WKÖ-Präsident Mahrer sprach auch über den Arbeitsmarkt, die Pensionen und Arbeitsmigration.

Mahrer: “Wir brauchen natürlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ausreichend gut qualifiziert sind, um diese Jobs in Zukunft auch zu machen. Wir haben schon oft darüber gesprochen. Es geht darum, dass einfach viele Menschen in Zukunft mehr in Pension gehen, als die Jüngere unten am Arbeitsmarkt nachkommen.”

“Die Lücke ist ungefähr eine Viertelmillion. Das ist sehr, sehr viel. Da müssen wir uns auch überlegen, wie wir mit dem Thema umgehen. Also Menschen aus Ländern nach Österreich holen, die bei uns arbeiten wollen. Wichtig ist, dass diese bei uns arbeiten wollen und nichts anderes bei uns tun wollen. Und das zentrale Thema ist natürlich auch, zu welchen Lohnstückkosten können wir in Österreich produzieren?”

“Ich glaube, die Industrie hat recht, wenn sie sagt, da braucht es einen kraftvollen Zugang. Aber gleichzeitig muss ich auch sagen, jetzt muss man diese Regierung mal tun lassen. Die können ja nicht alles innerhalb von 1, 2, 3, 4, 5 Tagen auf den Weg bringen, sondern sie brauchen ein gemeinschaftliches Commitment, einen gemeinschaftlichen Pfad und ein Zukunftsbild, wohin die Reise in dem Land gehen soll”, plädiert Mahrer dafür, der Regierung einen guten Start zu ermöglichen. Doch dann müsse diese unbedingt „ordentliche Arbeit“ für Österreich leisten.

Das ganze Interview können Sie auf oe24.tv oder dem oe24-Youtube-Kanal nachsehen.

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