Banken wollen über 30 % zurück ++ Wichtige Player dagegen ++ Langjähriger KTM-Chef Pierer geht.

Beim insolventen Motorradhersteller KTM geht es wieder rund. Am Freitag fand am Landesgericht Ried im Innkreis die Prüfungstagsatzung des Motorradherstellers KTM und zweier weiterer KTM-Firmen statt. Dabei haben 1170 Gläubiger Forderungen in der Höhe von rund 2,15 Mrd. Euro zur Anmeldung gebracht.

Davon hat Sanierungsverwalter Peter Vogl aber 500 Millionen nicht anerkannt: „Da gibt es noch einiges zu klären“. Laut Alpenländischem Kreditorenverband werden vor allem konzerninterne Forderungen bestritten sowie Schadenersatzforderungen von Lieferanten.

KTM will Produktion am 17. März hochfahren

Bekannt wurde auch, dass KTM die Produktion am 17. März wieder hochfahren will. Die Werke stehen seit 13. Dezember still. Wegen hohen Lagerbestands. Es gibt aktuell deshalb Lohn-und Gehaltskürzungen.

Kündigungswelle: Noch 2.000 Beschäftigte in der KTM AG

Die gesamte KTM-Gruppe zählte Ende 2023 rund 6.000 Mitarbeitende. Davon mussten mehr als 1.600 gehen.

Nach vielen Kündigungen reduzierten sich die 6.000 Mitarbeiter auf aktuell 4.400 Beschäftigte, davon sind noch knapp 2.000 bei der KTM AG, rechnete Vogl vor.

Streit mit Banken um die Rückzahl-Quote

Sanierungsverfahren. Nach der Gläubigerversammlung am Freitag rückt jetzt ein entscheidendes Datum in den Fokus. Der 25. Februar, an dem die Gläubiger über die Sanierungsquote abstimmen werden.

Hier rumort es gewaltig, wie ÖSTERREICH erfahren hat: „Manche Banken wollen eine Lösung offensichtlich auf dem Rücken der MitarbeiterInnen der KTM AG verhindern“, steht in einem ÖSTERREICH vorliegendem Brief von Stephan Zöchling, der als KTM-Sanierer in den KTM-Aufsichtsrat geholt wurde. Er schreibt den Gläubigerbanken (Oberbank, Erste Bank, Raiffeisen Wien und NÖ) klipp und klar, dass sie sich mit 30 Prozent zufrieden geben sollen, sonst im Falle eines Konkurses viel weniger erhalten würden.

Scharfe Kritik in Warn-Brief von Remus-Chef

Remus-Chef und Sanierungsprofi Zöchling kritisiert in seinem Brief, dass die Banken „in der Vergangenheit zum Teil fragwürdige Finanzierungen ermöglicht“ hätten. „Es ist mir zur Kenntnis gebracht worden, dass einige Banken im Sanierungsverfahren der KTM AG mehrfach betont haben sollen, dass eine 30-% Quote nicht angemessen sei und ‚zumindest 50 bis 70 %‘ angeboten werden müssen, damit eine Zustimmung zum Sanierungsplan möglich wäre.“ Zöchling warnt, dass im Fall eines Konkurses „die Quote im einstelligen Bereich liegen würde“.

Pierer tritt in Zukunft völlig als Chef ab

Kritik. Sanierungsprofi Zöchling schreibt auch, dass er über seine Dabepo Holding der Pierer Gruppe 65 Millionen Euro kurzfristig zur Verfügung gestellt hat. 50 Millionen waren zu Silvester 2024 unabdingbar, da sonst das Unternehmen „bereits zerschlagen“ worden wäre. Dafür wurden ihm Aktien an der Pierer Industrie verpfändet. Zusammen mit dem indischen KTM-Partner Bajaj, der jetzt schon 50% aller KTM-Motorräder weltweit produziert, will Zöchling das Unternehmen sanieren – aber ohne dass die Banken mitregieren oder eine höhere Quote bekommen. Zusammen mit Bajaj will er 600 Millionen Euro in das KTM-Mutter Pierer Mobility stecken. Aber nur zu seinen Bedingungen.

Stefan Pierer gibt im Zuge des Sanierungsversuchs von KTM den Vorstandsvorsitz ab. CEO wird der im Konzern bereits tätige Gottfried Neumeister. Pierer bleibe bis zum Ende des „Sanierungsprozesses“ Co-CEO, dürfte dann vollständig abtreten.

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