Während der Generaldirektor im Sitzungssaal die Belegschaft informiert, werden die Operationssäle des Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhauses schon ausgeräumt.

Heinz Brenner, Sprecher der Unfallchirurgen in der Wiener Ärztekammer, selbst Oberarzt und Chirurg am Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus in Wien-Brigittenau, ist hellauf empört: “Während am Montag im Sitzungssaal des Krankenhauses der Generaldirektor der AUVA das Personal über angebliche Zukunftspläne informiert, rücken nach jüngsten Informationen in den Operationssälen schon die Arbeiter an und montieren alle Gerätschaften ab – bisher weiß keiner, dass das passiert. Wir nehmen noch frisch Verletzte auf. Was soll mit diesen Patienten geschehen, wenn wir am Montag nicht mehr operieren können.”

Aus für Spital mit 65.000 Patienten

Brenner glaubt an ein gezielt herbeigeführtes Chaos: “Die AUVA wollte jenes Unfallspital, in dem jeder vierte Unfallpatient Wiens behandelt wird, bewusst an die Wand fahren und legt dabei ein atemberaubendes Tempo vor. Das ist das Aus für unser Spital. Wenn die Möbelpacker die OP-Tische weggeräumt haben, wird das nie wieder funktionieren.”

Personal wird sofort flüchten

Fürs Personal sieht Brenner eine klare Stoßrichtung: “Rechtlich ist es Quatsch, dass die AUVA-Ärzte künftig im AKH operieren sollen. Das ist verboten. Und es wäre auch praktisch undurchführbar, weil wir ja nicht einmal die Krankengeschichten der Patienten kennen. Diese Vorgangsweise wird dazu führen, dass sich das gesamte Personal zu anderen Wiener Spitälern verabschiedet, die händeringend nach Mitarbeitern suchen. Am Ende ist das das Aus für das Lorenz-Böhler. Die Botschaft an die Mitarbeiter ist: Sie scheißen auf uns. Natürlich werden diese hoch qualifizierten Menschen sofort wo anders einen Job annehmen.”

Wartezeiten für Patienten explodieren

Laut Brenner habe die AUVA in der gesamten Debatte den Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker schlicht “am Schmäh gehalten”. Man nehme bewusst in Kauf, dass das Gesundheitswesen des Roten Wien an die Wand fahre: “Fällt das Lorenz-Böhler weg, fallen die Versorgung 65.000 Patienten pro Jahr, 5.000 Operationen und 500 Jobs im Medizinbereich weg. Alle Geschichten, dass das auf andere Einrichtungen aufgeteilt wird, sind einfach Märchen.” Für die Patienten sei das katastrophal: “Es ist eine einfache Rechnung. Fällt ein Viertel der Behandlungskapazität weg, warten die Patienten künftig in der Ambulanz vier statt drei Stunden, die Wartezeit auf eine OP beträgt vier statt drei Monate. Darunter leidet ganz Wien.”

In einer schriftlichen Stellungnahme bestätigt die AUVA, dass die temporäre Verlagerung der stationären Leistungen des Traumauzentrum Wien – Standort Brigittenau am 28.2. beschlossen worden sei. Und zwar an die Standorte Meidling und AKH bis Ende 2024, sowie eine Zwischenlösung ab Anfang 2025 in einem Interimsbau in der Brigittenau. Tatsächlich wird aber bis 2030 hier ein Forschungs-, Wirtschafts- und Gesundheitscampus mit Kooperationspartnern entstehen, wie die AUVA festhält.

Im Zuge der Planungsarbeiten seien erhebliche Brandschutzmängel beim Stahl-Skelettbau festgestellt worden. Eine Behebung dieser Mängel sei im laufenden Betrieb nicht realisierbar. Sollten aber die Mängel nicht behebbar sein, habe die Behörde festgehalten, dass der Betrieb raschestmöglich zu schließen sei. Weiters wird festgehalten, dass im Gegensatz zu anderen Meinungen, immer kommuniziert worden sei, dass die medizinische Versorgung gewährleistet sei. Alle gegenteiligen Aussagen seien nicht zutreffend.

Exit mobile version