Grüne Stadträtin will weniger Autos und Hitzeinseln durch Attraktivierung des öffentlichen Raums.
Die grüne Linzer Bürgermeisterkandidatin Eva Schobesberger sieht trotz Gegenwinds Chancen auf den Einzug in die Stichwahl. Im Wahlkampf bis zum Wahltag am 12. Jänner setzt sie auf zwei grüne Kernthemen: Weltoffenheit und grüne Stadtplanung. Maßnahmen zur Kühlung der Stadt seien auch eine soziale Frage. Den Westring hält sie nach wie vor für einen großen Fehler und die Digitaluni IT:U will sie in der PostCity am Bahnhof sehen.
2021 hatte Schobesberger den Einzug in die Stichwahl nur knapp verpasst. “Der Rückenwind ist nicht ideal, aber aus meiner Sicht ist trotzdem alles offen”, beschreibt sie ihre Erwartungen für die anstehende Wahl im Jänner, man wisse schließlich nicht, wie sich das allgemeine politische Klima auf lokale Persönlichkeitswahlen auswirke. Und reif für eine Frau an der Spitze sei die Stadt allemal.
Programm “hat sich nicht verändert”
In ihrem Wahlkampf setzte sie unverdrossen auf grüne Kernthemen. “Ich bin relativ gut gefahren über die Zeit, dass ich nicht Schmäh führe und das wollte ich jetzt nicht anfangen”, meint sie. “Wir setzen auf die Themen, für die ich in der Stadt schon lange verantwortlich bin. Wo man schauen kann, was wir umgesetzt haben.” Und am Programm, mit dem sie als 2021 Stadträtin angetreten sei, “hat sich nicht verändert”.
“Ich sehe Linz als Stadt, wo man Vielfalt als Stärke begreift und die Heimat für die unterschiedlichsten Lebensentwürfe sein soll.” Wenn sich Leute in manchen Vierteln unsicher fühlen, müsse man diese Ängste natürlich ernst nehmen, dennoch: “Man erzählt Menschen, dass sie sich fürchten müssen, vor was auch immer. Und dann braucht man sich nicht wundern, wenn das irgendwann greift. Aber objektiv sind die Zahlen ja ganz andere: In Österreich ist jede dritte Frau von Gewalt betroffen – aber das ist Gewalt, die von Männern aus dem nächsten Umfeld verübt wird”, so Schobesberger.
“Chance auf tatsächlichen Neustart” nach Luger-Abgang
Nach dem Rücktritt Klaus Lugers (SPÖ) sieht sie “die Chance auf einen tatsächlichen Neustart”. Statt “nur mehr die Interessen der Investoren im Blick” zu haben, müsse man Linz “zu einer Stadt für die Menschen machen”, kritisiert sie die “komplett falsche” Stadtplanung der vergangenen Jahre – und das bringt sie zu ihrem Kernthema, der Begrünung der Innenstadt zur Steigerung der Lebensqualität und als Anpassung an den Klimawandel. “Parkplätze werden uns perspektivisch nicht kühlen”.
“Wir haben im letzten Sommer an der meistbelasteten Messstelle – das ist die an der Otto-Glöckel-Schule – 28 Tropennächte gemessen.” Das sei ein Stadtteil mit kleinen Einkommen, sieht sie “auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, weil das sind die, die in eher kleinen Wohnungen sitzen” und nicht jene, “die sich am Wochenende in ihre SUVs setzen und an den Attersee oder ins Mühlviertel fahren”. Ein Weg zur Steigerung der Lebensqualität und zur Kühlung der Stadt ist das “1.000 Bäume Programm” in ihrer Zuständigkeit. Nach dem Schwammstadtprinzip werden Bäume im versiegelten Bereich gesetzt, was aufwendig ist. “Wir bauen einen Haufen kleine Retentionsflächen”, um der steigenden Hitze und der Überlastung des Kanals durch Starkregen entgegenzuwirken.
Auto obsolet machen
Park- und Fahrverboten kann Schobesberger hingegen nicht so viel abgewinnen: “2040 sehe ich in unserer Stadt sehr wenig Autos. Aber nicht, weil wir sie verboten haben, sondern weil die Leute einfach gar keines mehr brauchen.” Den von den Grünen stets kritisierten Westring hält sie “nach wie vor für einen Riesenfehler”, auch finanziell. “Wir brauchen in der Stadt jeden Cent, den wir haben”, trotzdem fließe immer mehr Geld “als Subvention für ein klimazerstörerisches, für ein stadtzerstörerisches Projekt an den Bund”, kritisiert sie. Die IT:U will sie in der PostCity am Bahnhof sehen. Dort sei genügend Platz für die weitere Entwicklung der Uni, die Verkehrsanbindung gut und die Lage zentral.
Die von ihrem schwarzen Mitbewerber Martin Hajart aufgebrachte Forderung, dass sich Politiker aus städtischen Aufsichtsräten zurückziehen sollten – was Hajart getan hat, seine Fraktionskollegin im Stadtsenat, Doris Lang-Mayerhofer, aber nicht – hält Schobesberger für “nicht fertig gedacht”. Sie will Politiker als “demokratisch legitimierte Organe” nicht von vornherein aus den Kontrollorganen städtischer Versorgungsunternehmen verbannen. Klar sei aber auch, dass man nicht – wie Luger – gleichzeitig Eigentümervertreter und Aufsichtsratschef sein könne. Wie genau die Regelung künftig aussehen soll, darauf will sie sich nicht festlegen. Die Strukturen der städtischen Gesellschaften sollen überprüft werden, dem will sie nicht vorgreifen.
Zur Person: Eva Schobesberger wurde am 14. August 1976 geboren. Sie absolvierte ein Jus-Studium an der Linzer Johannes Kepler Universität (JKU) und arbeitete zunächst als Studienassistentin am Institut für Frauen- und Geschlechterforschung bzw. als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Rechtsgeschichte an der JKU. Von 2003 bis 2009 war sie Büroleiterin des damaligen Grünen Stadtrats Himmelbauer, 2009 folgte sie ihm im Stadtsenat nach.