Erstes gemeinsames Programm der Publikumslieblinge als musikalisch-kabarettistischer Entertainment-Blockbuster zwischen Familiengschichtln, Italo-Austropop und Rauhaardackel-Blunzn 

Viktor Gernot und Thomas Stipsits gehören zu den Großen der heimischen Unterhaltungskunst. Nun gibt es die Publikumslieblinge erstmals im Doppel zu erleben. Als “Lotterbuben”, so der Titel des Programms, plaudern, spielen und singen sich die beiden durch einen musikalisch-kabarettistischen Abend, der weniger auf fein gesetzte Pointen als auf breitenwirksame Wuchteln setzt. Ein Entertainment-Blockbuster, der die Premierengäste am Montagabend im Wiener Globe begeisterte.

Gernot (59) und Stipsits (40) machen gleich zu Beginn klar, dass es sich hier um ein Aufeinandertreffen der Generationen handelt. Der eine aus der Generation X, kinderlos, Jazzliebhaber, der andere ein Millenial, zweifacher Vater, dem Austropop verfallen. “Ich könnte Dein Vater sein”, meint Gernot – und muss sich von seinem Bühnenpartner postwendend anhören lassen: “Ja, aber wer will das?”. Und so wird dahingestichelt. Man erzählt sich Gschichtln aus der eigenen Kindheit und Adoleszenz und kommt bei allen Unterschieden doch auf den gemeinsamen Nenner, das früher nicht alles besser, aber anders war.

Es geht um eine Zeit, in der im Auto noch geraucht wurde (“Bei geschlossenen Fenstern, damit sich die Kinder hinten nicht verkühlen”), Kinder den Eltern als lebende Fernbedienung dienten (“Ich war ORF2, mein Bruder ORF1”), man beim Konsum einkaufte (“Der ist ungefähr gleichzeitig mit der Sozialdemokratie eingegangen”), ordentlich gepfuscht wurde (Gernot als Hans Krankl: “Mir is wurscht, ob brutto oder netto. Hauptsache schwarz auf die Hand!”) und ein Postler schon damals keine Respektsperson war (“Trotzdem immer grüßen: Es könnte Dein Vater sein”). Und es geht auch darum, dass man bei TikTok und Co. nicht mehr mitkommt. Da ist für jeden im Publikum etwas dabei.

 

 

“Lotterbuben” ist ein leicht verdauliches Menü aus Plauderei, Rollenspiel und Musik. Statt die Geschmacksknospen herauszufordern, setzen Gernot und Stipsits ihren Gästen gewissermaßen humoristische Hausmannskost vor. Sei es, dass sie zwei überspannte wie degenerierte Adelige geben, das Klischee der “Piefke”- und Wien-hassenden Tiroler mit originellen Geschäftsideen (“Rauhaardackel-Blunzn”) strapazieren oder das Lamento über fortgeschrittene Ehejahre zelebrieren, in denen Sex irgendwann genauso aufregend ist wie die Frage, ob die Vorhänge zum Boden passen.

Rund die Hälfte der – mit Pause – knapp dreistündigen Show bestreiten die zwei Schmähbrüder mit Gesang und Gitarre. Adriano Celentanos Italopop-Klassiker “Una festa sui prati” wird da kurzerhand in “Hobts es goa ka Surbrati” umgetextet, wenn es den alles andere als idyllisch verlaufenden Adriaurlaub der Mittelstandsfamilie Zipfelreiter zu vertonen gilt. Auch hier: Hohes Identifikationspotenzial!

 

Auf eine satirische Bestandsaufnahme der tristen Weltlage oder skandalumwitterten Innenpolitik verzichten die beiden Rampensäue ebenso wie auf ausgeklügelte Doppelbödigkeiten oder übertriebenes Augenmerk auf Dramaturgie. Warum die Herren vor der Pause in Frack und Zylinder eine – naja – Choreografie zu ACDCs “You shook me all night long” hinlegen? Man weiß es nicht genau – aber es kommt bestens an. Hauptsache, der Schmäh rennt. Und der rennt unbestritten gewaltig.

Auch Franz Wohlfahrt, Hans Krankl, Herbert Prohaska und Peter Stöger feierten Gernot und Stipsits

Am Ende ist dann überhaupt große Verbrüderung mit dem Publikum angesagt. Gernot und Stipsits singen sich in einem wilden Medley durch 50 Jahre Austropop und bringen als Zugabe dann auch noch einen Song, in den sie vor der Pause aus dem Saal zugerufene Vokabel einflechten. Die Zuschauerinnen und Zuschauer kommen der Aufforderung, das im Refrain immer wieder vorkommende “Finale” mitzugrölen, gerne nach. Soviel Augenhöhe zwischen Stars und Fans will belohnt werden. Der Abend endet mit tosendem Applaus und Standing Ovations. 

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