Plan für Kurz-Comeback wird immer konkreter. ÖVP-Länder und Bünde loten bereits Szenarien für Rückkehr aus. Aber Kurz-Umfeld liebäugelt bei Neuwahl mit eigener Liste.

Vor einer Woche hat oe24 als erstes über den geheimen Comeback-Plan von Ex-Kanzler Sebastian Kurz berichtet. Nach dem Aus für die Ampel-Koalition nimmt die Polit-Rückkehr von Kurz nun immer konkretere Formen an. Innerhalb der ÖVP wurden noch am Freitag die Stimmen lauter, die – vorerst hinter den Kulissen – ein Comeback von Kurz ausloteten.

Wie oe24 erfuhr, sollen gleich mehrere hochrangige ÖVP-Politiker bei Kurz und seinem Umfeld vorgefühlt haben, ob der Ex-ÖVP-Chef auch wirklich für ein Comeback in die Politik bereit sei.  „Seit Freitagfrüh laufen die Telefone heiß. Alles läuft jetzt in Richtung Neuwahl und Kurz ist der Einzige, mit dem wir derzeit eine Wahl gewinnen können“, so ein mächtiger ÖVP-Landespolitiker zu oe24. Kurz selber hatte bereits vor einer Woche im kleinen Kreis angekündigt, dass er „bereit“ für eine Rückkehr sei – oe24 berichtete. „Aber nur, wenn man ihn fragt“, so ein Kurz-Vertrauter zu oe24.

Viele Unterstützer für Kurz

Unterstützung für das Kurz-Comeback gibt es insbesondere in Niederösterreich, Salzburg und Tirol, aber mittlerweile auch in Oberösterreich und der Steiermark. Auch in der Wirtschaft und im Bauernbund gibt es viele, die sich eine Rückkehr des Ex-Kanzlers wünschen. Hintergrund: Mit Kurz hoffen Wirtschafts- und Bauernbund auf eine Schwarz-blaue Koalition (mit einem ÖVP-Kanzler), die dann ein wirtschaftsfreundliches Programm umsetzt. Im Raiffeisen-Umfeld soll schon über einen möglichen Job für den amtierenden ÖVP-Chef Karl Nehammer nachgedacht werden. „Es braucht ein Exit-Szenario für Nehammer, damit er den Weg für Kurz freimacht“, so ein ÖVP-Insider.

Offen ist freilich, ob Kurz im Fall einer Neuwahl für die ÖVP kandidieren würde. Denn in seinem Umfeld gibt es mittlerweile einige Vertraute, die ihn überreden wollen, im Fall einer Neuwahl mit einer eigenen Liste anzutreten. „Da gibt es seit einigen Tagen eine neue Dynamik im Team Kurz. Mit einer eigenen Liste könnte Kurz 15 bis 20 Prozent bekommen und er wäre deutlich flexibler und wäre nicht durch Landeshauptleute und Bünde gehemmt“, so ein enger Kurz-Vertrautera, der sich auf Umfragen des ÖVP-Meinungsforschers Franz Sommer beruft, die bereits in Umlauf seien.  Eine drohende Anklage sieht man im Kurz-Umfeld jedenfalls nicht als Problem: „Das hat Donald Trump auch nicht geschadet.“

Kurz-Vertraute verrät Szenarien

Kurz selber sei derzeit „hin- und hergerissen, ob er es mit einer eigenen Liste versuchen soll“. Einerseits weiß er, dass er wohl nur mit der ÖVP Kanzler werden kann, andererseits dürfte ihn eine eigene Liste reizen. „Dann kann er auch als Juniorpartner in eine Regierung mit der FPÖ gehen und zum Beispiel den Finanzminister machen“, erklärt der Kurz-Vertraute ein mögliches Szenario. Drohender Nachsatz in Richtung ÖVP: „Die finanziellen Mittel dafür hat er jedenfalls.“ Kurz hat alleine im Jahr 2023 mit seiner SK Management 3,9 Millionen Euro Gewinn gemacht, seine israelische Cyber-Security-Firma Dream Security macht mehr als 125 Millionen Dollar Umsatz. Auch in der Industrie soll es einige finanzstarke Industrielle geben, die eine Kurz-Liste unterstützen würden, heißt es. Kurz hat unter anderem eine eigene Firma mit dem Finanz-Investor Alexander Schütz, Ex-Finanzminister Gernot Blümel arbeitet für den deutschen Gesundheits-Milliardär Frank Gotthardt, Ex-ÖVP-Generalsekretär und Kurz-Intimus Axel Melchior ist im Imperium der Industrie-Familie Ortner tätig.

Für die ÖVP wäre eine eigene Kurz-Liste jedenfalls ein Super-GAU, die Partei würde auf unter 20% stürzen und wäre nicht in der nächsten Regierung. „Das wäre für die ÖVP politischer Selbstmord mit Anlauf“, bringt es ein ÖVP-Funktionär auf den Punkt. Vieles spricht daher dafür, dass die ÖVP Kurz doch dazu überreden wird, für sie anzutreten. „Da werden aber einige mächtige Landeshauptleute bei ihm anrufen müssen…“

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