Das Umbauprojekt im Volumen von 42,3 Mio. soll zwei zusätzliche Eingänge und Publikumsbereiche für das Kunsthistorische Museum in Wien bringen. Der Abschluss ist bis 2028 geplant.

Schlechte Nachrichten für Fans der zwei provisorischen Kassencontainer, die sich derzeit vor dem Wiener Kunsthistorischen Museum befinden: Die beiden Notlösungen, die Besuchern das Anstehen in Hitze oder Regen ermöglichen, sind ab 2028 Geschichte. Das KHM initiiert nun sein Vorhaben, das Haus barrierefrei zu gestalten und die Besucherströme generell zu entzerren. 42,3 Mio. Euro sind für das Projekt budgetiert, das KHM-Generaldirektor Jonathan Fine am Freitag präsentierte.

Zwei neue Eingänge geplant

„Das Schlüsselwort zu diesem Projekt ist: Zugänglichkeit“, unterstrich Fine. Nicht unbedingt Sichtbarkeit, möchte man hinzufügen, denn die Planungen des Architekturbüros chaixetmorel sind so dezent wie möglich gehalten. So wird es zwei zusätzliche neue Eingänge neben dem Haupteingang geben, um den barrierefreien Zugang zum Haus zu gewährleisten. Links ist für gehbehinderte Menschen und Gruppen vorgesehen, rechts für Schülerinnen und Schüler. Letztlich werden zwei Fenster in der bestehenden Fassade zu Glastüren umgewandelt und präsentieren sich entsprechend unauffällig vom Maria-Theresien-Platz aus.

„Wir müssen mit und nicht gegen die Architektur arbeiten“, unterstrich Fine. Man wolle die Historismusarchitektur von Gottfried Semper und Karl Hasenauer wieder sichtbarer machen. 2.200 Quadratmeter werden zusätzlich für Besucher zur Verfügung stehen. Neben barrierefreien Kassen, Garderoben und Toiletten sind ein zusätzliches Selbstbedienungscafé, ein neuer Museumsshop, Vermittlungsräume und ein Atelier projektiert. Um diese Expansion zu ermöglichen, werden Büroflächen und die Sicherheitszentrale verlegt. Und in den Innenhöfen sind zur Ertüchtigung der Fluchtwege zwei Stiegen zusätzlich zu Liftanlagen vorgesehen.

Schlangen sollen der Vergangenheit angehören

Das alles soll nicht zuletzt die Besucherströme entzerren. „Schlangenbildung werden wir hoffentlich in Zukunft nicht mehr sehen“, zeigte sich Jan Horst von der erfolgreichen Bietergemeinschaft l’Atelier d’architecture chaixetmorel. et associés, chaixetmorel und Christian Anton Pichler ZT GmbH zuversichtlich.

Der eigentliche Baubeginn ist für Jahresbeginn 2027 vorgesehen, wobei das Vorhaben in 18 Monaten realisiert werden soll – durchgängig bei laufendem Betrieb, wie man unterstrich. Zuvor wird allerdings noch ein temporärer Vorbau für die Baustelle am Platz errichtet. Selbiges soll dann auch aufseiten des Naturhistorischen Museums während dessen Adaption erfolgen, mit dem man in enger Abstimmung arbeite, um die Symmetrie der beiden Zwillingsgebäude im Äußeren auch in der Zukunft zu erhalten. Entsprechend ist der Betrieb mit Weihnachtsmarkt und Co am Maria-Theresien-Platz ab Spätherbst 2026 für die Bauphase allenfalls noch in der Mittelachse möglich.

Projektkosten von 42,3 Mio. Euro

Geschäftsführer Paul Frey unterstrich, dass man über die Jahre hinweg verschiedene Optionen wie Zubauten oder eine Unterkellerung des Maria-Theresien-Platzes geprüft, letztlich aber verworfen habe: „Wir sind zu unserem Erstaunen zur Erkenntnis gekommen, dass der Semper/Hasenauer-Bau selbst noch viel Potenzial in sich trägt.“ Der große Vorteil des neuen Projekts sei: „Wir erzielen mit überschaubarem Mitteleinsatz einen sehr großen Effekt für die Gäste.“ Von den 42,3 Mio. Euro Gesamtkosten kommen 34,8 Mio. Euro vom Kulturministerium, während das KHM bis 2028 jährlich eine Million Euro aus dem eigenen Budget beisteuert. Die genaue Finanzierung der dann noch vorhandenen Lücke von 3,5 Mio. Euro ab 2028 müsse noch geklärt werden.

Das nun präsentierte Bauvorhaben soll auch noch nicht das Ende der Fahnenstange für den Kulturbau an der Ringstraße bedeuten. „Eine finale Entscheidung zu den neuen Sonderausstellungsflächen ist noch nicht gefallen“, stellte Fine klar. Hier sei man mitten in der Evaluierungsphase. Auch gehe er davon aus, dass in fernerer Zukunft die Errichtung eines Depots unter dem Hof 2 des KHM notwendig werde und die Innenhöfe allgemein in ein paar Jahrzehnten überdacht würden. Fest stehe aber: „Was wir jetzt hier schaffen, ist das Rückgrat für alle weiteren Entwicklungen des Hauses.“

Neuer Internetauftritt bereits online

Bereits über das Planungsstadium hinaus ist die Neugestaltung des Internetauftritts. www.khm.at präsentiert sich nach dreijähriger Vorbereitungszeit intuitiver und übersichtlicher und ist für den mobilen Zugang optimiert. Es gibt überdies eine neue Suchfunktion samt interaktivem Saalplan.

Exit mobile version