Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, zwei Zivilisationen zu finden, die sich zugleich im selben Entwicklungsstadium befinden und einander kontaktieren können?
Manche Forscher sind der Ansicht, dass das unwahrscheinlich ist, da Himmelskörper verschiedene Entwicklungsstadien durchlaufen und sowohl die Zeitunterschiede als auch die Distanzen zu groß sind, als dass zwei Zivilisationen im gleichen Stadium zeitgleich nahe genug beieinander leben, um einander zu kontaktieren. Wir wissen ja nicht, wie lang Zivilisationen existieren, vielleicht entstehen sie laufend und zerstören sich selbst. Eine aus heutiger Sicht durchaus nachvollziehbare Annahme ist, dass technologisierte Zivilisationen eher schnell aussterben – der selbst verursachte Klimawandel könnte uns schon in 200 Jahren töten. Allerdings ist offen, wie lange wir leben würden, wenn wir aufhören könnten, das Klima kaputt zu machen und anfangen würden, friedlich im Einklang mit der Natur zu leben. Wären wir dann Milliarden von Jahren da? Es gibt eine Denkrichtung, dass wir Zivilisationen, die weit fortgeschrittener sind als wir, gar nicht mehr kontaktieren könnten, weil sie jenseits dessen leben würden, was wir als Bewusstsein kennen.
Warum rufen die uns nicht an?
Bei bis zu 50 Milliarden Planeten allein in der Milchstraße ist es wahrscheinlich, dass Leben auf zahlreichen von ihnen entstanden ist, soeben entsteht oder entstehen wird. Auch technologisierte Zivilisationen wie unsere werden wohl existieren. Werden sie sich je zeitlich überschneiden? Das ist die große Frage. Sicher ist aber, dass wir erst seit 100 Jahren in einer kleinen Wellen-Bandbreite Funksignale in einen schmalen Streifen des Himmels senden, da unsere Antennen je nach Ausrichtung immer nur auf kleine räumliche Fenster gerichtet sind. Extraterrestrische Kommunikation ist nämlich ein Riesen-Aufwand und wir haben nicht das Geld, um in jede Ecke des Alls zu senden Auch das könnte erklären, warum wir noch nichts gehört haben. Wenn jede Zivilisation funkt, aber nach 100 Jahren aufgibt, kann kein Gespräch zustande kommen!
Vielleicht sind wir aber auch taub für extraterrestrische Wellenlängen oder nicht in der Lage, sie zu empfangen.
Gehen wir einmal davon aus, dass superintelligente Aliens denselben physikalischen Gesetzen unterliegen wie wir und keine seltsamen Signale schicken, die wir grundsätzlich nicht empfangen könnten; das ist eine akzeptable Annahme. Sie könnten ihre Signale jedoch aus einer anderen Richtung des Nachthimmels auf einer anderen Frequenz senden als wir.
Stephen Hawking warnte davor, Außerirdische überhaupt zu treffen. Er hegte die Befürchtung, dass sie uns gefährlich werden könnten. Da sie auf ihrem Planeten alle Rohstoffe verbraucht hätten, würden sie nomadenhaft durchs All mäandern und wie Piraten die Erde kapern und ihrer Ressourcen berauben, indem sie uns die gesamte Energie der Sonne stehlen. Science-Fiction oder möglich?
Ich bin ein großer Fan von Science-Fiction und den Möglichkeiten, die sie uns bietet, um über uns selbst nachzudenken, aber diese Idee halte ich für absoluten Unsinn und ein unglückliches Vermächtnis. Science-Fiction ist vor dem Hintergrund des kolonialistischen und imperialistischen Gedankenguts des Kalten Krieges entstanden. Damals ging es darum, dass die Aliens kommen, um uns zu unterwerfen und unsere Ressourcen zu stehlen. Doch es gibt mindestens fünf Gründe, warum dies sehr unwahrscheinlich ist. Erstens würde jede außerirdische Zivilisation, die des interstellaren Reisens mächtig ist, unsere Energie nicht benötigen. Interstellares Reisen ist so unglaublich schwierig, dass, wer es beherrscht, uns nicht benötigt und uns auch nicht fressen müsste, weil er Nahrung aus eigenen Energiequellen erzeugen könnte. Weiters ist es äußerst wahrscheinlich, dass eine derart gewalttätige, aggressive, kriegerische Zivilisation nicht überleben würde. Auf der Erde lernen wir, dass eine habgierige, verbrauchende Gesellschaft frühe Technologisierungsschritte nur schwer überschreiten kann. Zivilisationen, die den tödlichen Kreislauf, in dem wir uns durch unsere selbst geschaffene Erderwärmung genau jetzt befinden, überleben, haben gelernt, ihre eigene Existenz auf eine Art und Weise zu managen, die weniger zerstörerisch ist als wir derzeit. Noch ein Argument gegen Stephen Hawking ist, dass jede Zivilisation, die in der Lage ist, durchs Weltall zu reisen, viel sensiblere Instrumente als wir hätte und unsere Signale auffangen könnte, selbst wenn wir nicht das gesamte Universum beschallen. Sie müsste wissen, dass es uns gibt, denn wir schreien ja dauernd “hier!”. Nur unsere Physik hat noch nicht verstanden hat, wie interstellares Reisen funktioniert.
Gibt es mikrobielles Leben nahezu überall?
Ich habe keinen Zweifel, dass die Mehrheit der bewohnbaren Planeten im Universum mikrobielles Leben beherbergt. Wir wissen nicht, was komplexes Leben auslöste und wie es sich gebildet hat; möglicherweise lag es an einer Kombination und Abfolge von stabilen Umweltverhältnissen und radikalen Veränderungen, die den Anstoß zu Innovationen gaben. Aber einfaches Leben in Zellen muss zuerst kommen, und ich denke, dass es das nahezu überall gibt.
Wie kommt ein Zoologe, der das Leben auf der Erde studiert, zu Aliens?
Ich beforsche hauptberuflich die Kommunikation von Tieren. Ein Kollege aus dem Fachgebiet der Weltraumforschung mit einem Interesse an der Kommunikation von Aliens trat an mich heran mit dem Anliegen, unser Wissen über Tier-Kommunikation zu nutzen, um Aussagen darüber treffen zu können, wie Außerirdische kommunizieren. Wenn Menschen, Delfine, Vögel und andere Tiere gewisse Grundzüge der Kommunikation mit Aliens teilen, könnten wir auch andere Dinge gemeinsam haben.