Staatskapelle Berlin – Aus einem Künstlerleben

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Anfang des Jahres trat Daniel Barenboim von seinem Posten als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden in Berlin zurück. Schon länger kämpft der Dirigent und Pianist gegen eine neurologische Erkrankung. Der Empfang für den 81-jährigen im ausverkauften Wiener Musikverein am Dienstag war dementsprechend herzlich und ermunternd.

Der anschließende Konzertabend wurde eine emotional durchwachsene Herausforderung. Zunächst Pierre Boulez‘ “Livre pour cordes”, eine diffizile schwirrend-flirrende Komposition für Streichorchester. Danach betrat eine energische Martha Argerich die Bühne. Die Höhe des Klavierhockers passte nicht, konnte auch nicht passend gemacht werden. Umso forscher warf sich die Pianistin in Franz Liszts Erstes Klavierkonzert, war Solistin und Motor für das Orchester gleichermaßen. Hie und da staunte sie über sich und das Werk, zauberte herrliche Läufe. Als Zugabe spielten Argerich und Barenboim vierhändig “Petit mari, petite femme” aus George Bizets “Jeux d’enfants”. Stehende Ovationen waren die Folge.

Nach der Pause eine schier endlose “Symphonie fantastique” von Hector Berlioz. Sie war auf Barenboims Wunsch anstelle der ursprünglich geplanten “Pathétique” Tschaikowskis angesetzt worden. Mit Ausdauer und viel Geduld durchschritt die Staatskapelle Berlin mit schönen Bläsersoli und dunklem Streicherklang die fünf Episoden aus dem Leben eines Künstlers. Jener am Pult im Goldenen Saal schien stellvertretend sein eigenes so erfolgreiches zu durchmessen.

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