Heimito von Doderer hatte Sinn für Humor. Zumindest gegenüber seiner Schwester Astri, mit der er zwischen 1931 und 1966 in regem Briefwechsel stand. “Mit Freuden acceptierte ich Deine profunden und distinkten Expektorationen der dasigen Situation”, tippte der Wahl-Reichenauer am 25. September 1931 auf eine Postkarte. Der Stempel des von ihm so geschätzten Postamtes von Prein auf der Rax, dem er kurz vor seinem Tod 1967 sogar eine “Posthymne” widmete, ist auf der vorfrankierten Karte deutlich zu erkennen.

Heimito v. Doderer.
– © apa / BPD
Nun gibt es gewiss weniger elaborierte Satzkonstruktionen, um dem Gegenüber zu sagen: “Schön, dass es Dir gut geht.” Aber so war Doderer eben auch. Mehrere Jahrzehnte haben die Briefe des berühmten Schriftstellers in einem Kasten des Preiner “Riegelhofes” überdauert, ehe sie den Literaturwissenschaftlern Claudia Girardi und Gerald Sommer in die Hände fielen. Dem Duo ist es zu verdanken, dass diese Briefe, die unter anderem Aufschluss über die Entstehung epochaler Werke wie “Die Strudelhofstiege” (1951) geben, nun ediert vorliegen. “Mit den ,Fahnen der ,Stiege wurde ich in Deutschland fertig”, schrieb Doderer am 26. September 1950 an Astri Stummer. “Jetzt kommt noch das in Druckbogen Umgebrochene – 10 brachte ich bereits mit, 60 werden es sein = 960 Seiten.”
Handwerklich ist diese Edition sauber gemacht. Die Übertragung des Quellenkorpus erfolgte ebenso penibel wie die Wahl der beigegegebenen Faksimiles und Abbildungen. Auch die Einleitung sowie der aufmerksam recherchierte Kommentar überzeugen, drei Verzeichnisse legen den Servicegedanken der Herausgeber offen. Schon die Editorische Notiz ringt einem ein Schmunzeln ab, wenn es über eine Eigenheit des Autors heißt: “Doderer selbst bezeichnet sich etwa als ,Krebs und unterzeichnet als solcher, etwa als ,einkrabbelnde[r] Krebs; er kündigt einen krebsigen Aufenthalt in Wien an, lebt in einer Krebsenhöhle und sendet (durchaus passend) Zwicker=Bussi.” Ja, Doderer hatte Sinn für Humor.