Nächste Saison – Bewährte Lichtgestalten und neue Facetten

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Rund 800 Veranstaltungen bestreitet der Wiener Musikverein in der nächsten Saison, abermals wird das Who is who der Klassikbranche dabei vorstellig – ob nun Dirigenten wie Christian Thielemann und Riccardo Muti, Klavierstars wie Lang Lang und Igor Levit oder Goldkehlen wie Diana Damrau oder Camilla Nylund. Bei der Pressekonferenz am Dienstag ist es allerdings ein heimisches Ensemble, für das Intendant Stephan Pauly besonders beherzt eine Lanze bricht, nämlich das ORF-Radio-Symphonieorchester Wien. Frage: Gäbe es einen Plan B, falls der Klangkörper infolge der Sparpläne des ORF aufgelöst wird? Nein, gibt es nicht: “Das RSO ist hier fix verankert. Die nächste Spielzeit geht jetzt in den Verkauf, die Saison 2024/25 ist mit dem Orchester schon geplant.” Vor allem aber: “Das RSO darf nicht abgewickelt werden. Es wäre ein unwiederbringlicher Verlust für das österreichische Musikleben”, nicht zuletzt für die Szene der zeitgenössischen Komponisten, in deren Dienst sich das Orchester regelmäßig stellt.

Zeitgenössische Musik wird, dosiert, aber doch, auch in der nächsten Musikverein-Saison ertönen: Der Klassiktempel wird den 200. Geburtstag Anton Bruckners feiern, indem man der Musik des Romantikers jene von Georg Friedrich Haas, dem “wohl wichtigsten zeitgenössischen österreichischen Komponisten” (Pauly), gegenüberstellt. Im Saisonverlauf erklingen zudem Werke von Rebecca Saunders, der “Komponistin im Fokus”, sowie einige Stücke des (zwar nicht heutigen, aber weiterhin nicht sehr breitenwirksamen) Arnold Schönberg wegen seines 150. Geburtstags.

Die Konzerthalle am Karlsplatz setzt außerdem Themenschwerpunkte, die aus der eigenen Geschichte schöpfen: Das Musikverein-Festival kreist unter dem Titel “Courage” (4. Mai bis 13. Juni) um das legendär-tumultuöse “Watschenkonzert” des Jahres 1913. Ein weiterer Fokus gilt Johannes Brahms, einst künstlerischer Direktor der Gesellschaft der Musikfreunde: Igor Levit wird sich der Klavierwerke des deutschen Rauschebarts annehmen. Die Reihe “Musikverein Perspektiven” blickt über den Rand der Tonkunst: Gesprächskonzerte mit Pritzker-Preisträger Peter Zumthor ziehen Verbindungslinien zwischen Musik und Architektur.

Das alles sind freilich Facetten; in der Hauptsache pflegt der Musikverein den Kanon der Klassik in der Gestalt erstklassiger Künstler. Thielemann wird dabei in der nächsten Saison ganze 13 Konzerte dirigieren und damit seinen persönlichen Abonnement-Zyklus fortsetzen; Kollege Riccardo Muti soll mit drei Ensembles am Haus auftreten, darunter mit den Wiener Philharmonikern. Apropos Klangkörper: An prominenten Gastorchestern herrscht – etwa in Gestalt der Berliner Philharmoniker, des Gewandhausorchesters, des Concertgebouworchester oder London Philharmonic – auch diesmal kein Mangel. Es werden sich aber auch einige Nachwuchskünstler im Bühnenlicht sonnen dürfen: Der Pianistin Beatrice Rana wird ebenso ein Porträt gewidmet wie der US-Dirigentin Karina Canellakis und ihrem finnischen Kollegen Santtu-Matias Rouvali.

Und die Besucherzahlen? Haben sich in der Zwischenzeit wieder gebessert, erklärt der Intendant: “Wir sind zwar noch nicht wieder ganz oben, aber davon nicht mehr weit weg”, sagt Pauly, der noch im Vorjahr über ein markantes Minus im Kartenverkauf infolge der Pandemie klagte.

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