Was hat uns am meisten gefehlt in den vergangenen drei Jahren? Richtig: die Bussis. Aber jetzt sind sie ja Gott sei Dank wieder da. Grund genug für Nadja Maleh, ihnen ein eigenes Programm zu widmen. Die Syrolerin (Vater Syrer, Mutter Tirolerin) verbindet gleich einmal Orient und Okzident. Und macht sich dabei über ihre arabischen Wurzeln lustig. Sie schlüpft aber auch wieder höchst gekonnt in verschiedene, teils überdrehte Rollen – ein Wiedersehen mit alten Bekannten, die nur vordergründig naiv sind. Und natürlich – der Titel verlangts – seziert sie auch die Bussi-Bussi-Gesellschaft; sie nimmt aber auch unser aller Bedürfnis nach Nähe ernst, das seit März 2020 doch arg gelitten hat, zumindest teilweise.
Ein bisschen Wissenschaft ist ebenfalls dabei, aber wohldosiert. Und auch ein Loblied auf die Mama. Und Malehs 50er ist Anlass, auf ihre Kindheit und Jugend in den 1970ern und 1980ern zurückzublicken, als der Drache Dagobert seine Bussis verteilt hat. Aber allzu viel Zeit für Nostalgie beibt nicht, denn sie muss sich im Hier und Heute mit Social-Media-Besserwissern auseinandersetzen. Und mit immer noch frauenfeindlicher Werbung. Da ist ihr Humor besonders bissig, aber leider zutreffend. Und so überzeugend wie eh und je, mit sehr hoch fliegenden Wuchteln und geistigem Tiefgang, vor allem, wenn es um die Position von Frauen in der Gesellschaft geht. Und darum, was wirklich wichtig ist im Leben.
Mitunter wird es auch sehr poetisch. Aber zum Ausgleich gibt es am Schluss einen echten Ballermann-Hit. Das Premierenpublikun im Wiener Casanova hat Maleh jedenfalls voll auf ihrer Seite. Bleibt als Fazit: Ein Bussi ist gut, zwei Bussis sind besser – sofern sie vom richtigen Menschen kommen.